Nunja, wie Du siehst: Du beschränkst "Heimat" sehr gern auf den mediterranen Raum, der insgesamt sehr kühl ist.
Doch die eigentliche Heimat der Pflanzen ist der indonesischen-malayische Raum, der sich bis nach Australien ausdehnt. Dort hat man eher subtropisches ja zum teil tropisches Klima. Also Frost ist da einfach nicht.
Versucht man jetzt, die Erfahrungen der mediterranen Anbauer auf die eigene Kübelkultur zu übertragen, kann das rasch nach hinten los gehen.
Die meisten kommerziellen Erzeuger wissen verdammt gut über Wetter und Klima bescheid, ja haben sogar Warndienste für Smartphone.
Sprich: Kommt eine Kaltfront, sind die Leute gewarnt, bevor es los geht.
Trotzdem: Ja, es passiert. Die Pflanzen werden Schnee bedeckt, oder bekommen Frost ab. Wie Du sagst, es ist die Dauer. Ich habe Bilder aus Texas gesehen, wo es geschneit hat. In der Wüste Schnee - selten, kommt aber vor. Sieht toll aus, hält aber meistens nicht mal 2 Stunden... Dabei ist der Boden dann oft nicht mal 0° C kalt, sondern es bildet sich eine leichte Reifschicht, auf der der Schnee lagert und eigentlich ist schon Tauwetter... also Schnee obwohl frostfrei. Sieht wie gesagt cool aus, ist aber ungefährlich.
Gleiches kann man auch in Nordafrika finden, oder eben dann auch an anderen Stellen. Das hat mit den Temperaturen bei uns leider soviel gemeinsam, wie der Monsun mit einem Gewitterregen.
Frost ist dann ein Problem. Diese kommen bis nach Südflorida vor und sind Kältezonen, die kurzfristig, das heißt für ein paar Stunden Temperaturen knapp unter 0° C bewirken. Gefährlich. Denn kommt Wind dazu, schädigt das rasch die Pflanzen.
Daher hat man Plantagenheizer und Windmaschinen. Windmaschinen, wenn der Frost sich in die Pflanzen legt, dann drückt man die warme Luft über der Frostlage nach unten, und hält so die Plantage frostfrei.
Ist jedoch der Frost nicht von einer warmen Luftschicht gedeckelt, setzt man Plantagenheizer ein um das Schlimmste zu verhindern.
Da es nur um einige Stunden und meistens nachts geht, ist das alles überschaubar.
Kritischer sind dann Dauerfröste, wo diese Luftmassen eben länger einwirken.
Kommt selten vor, kann aber passieren, gerade im Norden Califoniens oder Floridas, aber insbesondere im mediterranen Raum. Da helfen keine Windemaschinen, keine Heizer...
In Japan, wo das häufiger passiert, hat man Foliengewächshäuser auf Rollen, die man dann über die Reihen der Satsuma Pflanzen schiebt und innen beheizt.
Ansonsten sorgen Fröste weltweit für hohe Ertragseinbussen, und einige Pflanzen müssen immer und immer wieder das Leben lassen, sind sind, neben wenigen Virus-Erkrankungen die Hauptursachen für Ausfälle von ganzen Bäumen in den Plantagen.
Daher sorgen z.B. Pflanzer in den kältebedrohten Lagen, z.B. in Japan dafür, daß deren Kultur möglichst angepasst ist. Man benutzt hier hauptsächlich maximal kältetolerante Veredelungsunterlagen und setzt auch bei der Kultur auf möglichst frostharte Kultursorten.
Beispiel Japan, wo Premium Satsumas gerade in diesen Lagen auf Poncirus trifoliata "Flying Dragon" angebaut werden.
Beispiel Nord Kalifornien, wo man auf Citrange oder Poncirus trifoliata gerade frosttolerante Delta Valencia und Frost Navel Apfelsinen kultiviert. Auch hier pflanzt man eher Satsumas, als andere Mandarinen und auch bei Zitronen achtet man darauf, daß diese nur in geschützten Lagen angepflanzt werden. Windschutz und kleine Parzellen sind hier sehr wichtig.
Wollte man das jetzt auf unsere Kübelkultur übertragen, müßte man genau solche Pflanzen sich raussuchen, doch wir wissen nicht, auf welchen Unterlagen die Pflanzen vermehrt sind, wissen nicht, welche Kultursorte genau wir haben.
Somit ist dann diese Sache mit dem Frost immer ein Vabanque Spiel.. kann gut gehen, doch kleine Unterschiede können dann schnell große Wirkung haben, sie es nur ein kleiner Windzug, der einfach kleinste Temperaturen plötzlich für die Pflanzen intolerabel macht.
Dann ist die Pflanze plötzlich hin und alles jammert.
Man kann das nicht einfach übertragen. Es ist verdammt gefährlich... ich habe z.B. durch Frost schon Mandarinen verloren... Ich habe einen Frostschaden fotografieren dürfen, weil ich meine Citrus hystrix bei 1°C draussen hatte, und dann kam Wind... das Thermometer blieb bei 0°C oder leicht darüber, aber da wo die Pflanze stand, zog es und die Pflanze war am Ende bis auf die Wurzel zurück gefroren.
Wer also Kumquat auf Poncirus trifoliata hat, hat sicherlich eine kältetolerantere Pflanze, als jemand, der eine Clementine auf Citrus macrophylla Wurzelstock besitzt.... doch Hand auf's Herz - wer weiß das?
Und weil das keiner weiß, ist ein Rat in Richtung "Da passiert schon nix" immer eine brisante Aussage