Zitruspflanzen überwintern - Gewächshausheizung?i

Kurzfristig können sie auch diese Temperaturen ab, immerhin ist es in ihrer "Heimat" auch mal kräftig unter Null.

Wichtig ist dann nur, dass es trockne Luft ist und es darf kein Dauerfrost sein, weil bei Kübelpflanzen dann (im Gegensatz zu ausgepflanzten im Süden) irgendwann dauerhaft der Boden durchfriert und die Wurzeln irreparabel schädigt.

Meine bleiben auch nie den ganzen Winter draußen, sie werden auch in den nächsten Wochen ins Winterquartier ziehen, aber ich hab mir, was solche Frostnächte angeht, eine gewisse Gelassenheit anerzogen und meine ältesten Zitrusbüsche (eine Zitrone und eine Calamondin) habe ich seit Anfang der Neunziger... kann also nicht völlig falsch sein denn sie leben noch...;)
 
  • OK, aber können die Früchte den Frost auch vertragen?, wenn ich sehe, wie meine Kiwi bei -3° in der vergangenen Nacht das Laub und auch einen Teil der übersehenen Früchte abgeworfen hat ist das doch ein Zeichen, dass sie keinen Frost vertragen.
    Meine Olive, die ich in den Boden gepflanzt habe, unter Dach auf meiner Terrasse, hatte heute Morgen weiß überzogene Blätter, hoffentlich sterben sie nicht ab, die wird heute Mittag verpackt, ich bin da vielleicht zu vorsichtig aber schaden kann es ja nicht.

    Hermann
     
  • Kurzfristig können sie auch diese Temperaturen ab, immerhin ist es in ihrer "Heimat" auch mal kräftig unter Null.

    Was wäre denn die "Heimat"? Damit man mal sehen kann, aus welcher Ecke Du argumentierst... denn es ist eine sehr gewagte Aussage, denn in den meisten kommerziellen Anbaugebieten sind Frostschäden Gang und Gäbe, es sind sogar die größten Verluste - an Früchten und an Pflanzen...
     
  • Zum Beispiel Griechenland von wo uns ein Freund schon Bilder von völlig zugeschneiten Orangen- und Zitronenbäumen auf seinem Grundstück gezeigt hat und wo es zu der Zeit minus zehn Grad war.

    Wenn es trockne Kälte und auch nur ein paar Tage lang war, gab es nur bei den zu der Zeit schon fast reifen Früchten Ernteausfälle, die Bäume haben es immer so "weggesteckt".
    Sie wurden von seinen Eltern gepflanzt... und er ist 56 Jahre alt.

    Auch in Italien und Spanien gibt es Regionen wo Zitrusplantagen stehen und wo es auch mal kurzfristig sehr kalt werden kann. Von größeren Schäden oder Ernteausfällen habe ich persönlich aus den Gegenden noch nichts gehört, hab aber von da auch nichts aus erster Hand, kann es für die Gegenden also nicht "beschwören"...
     
    Nunja, wie Du siehst: Du beschränkst "Heimat" sehr gern auf den mediterranen Raum, der insgesamt sehr kühl ist.

    Doch die eigentliche Heimat der Pflanzen ist der indonesischen-malayische Raum, der sich bis nach Australien ausdehnt. Dort hat man eher subtropisches ja zum teil tropisches Klima. Also Frost ist da einfach nicht.

    Versucht man jetzt, die Erfahrungen der mediterranen Anbauer auf die eigene Kübelkultur zu übertragen, kann das rasch nach hinten los gehen.
    Die meisten kommerziellen Erzeuger wissen verdammt gut über Wetter und Klima bescheid, ja haben sogar Warndienste für Smartphone.
    Sprich: Kommt eine Kaltfront, sind die Leute gewarnt, bevor es los geht.

    Trotzdem: Ja, es passiert. Die Pflanzen werden Schnee bedeckt, oder bekommen Frost ab. Wie Du sagst, es ist die Dauer. Ich habe Bilder aus Texas gesehen, wo es geschneit hat. In der Wüste Schnee - selten, kommt aber vor. Sieht toll aus, hält aber meistens nicht mal 2 Stunden... Dabei ist der Boden dann oft nicht mal 0° C kalt, sondern es bildet sich eine leichte Reifschicht, auf der der Schnee lagert und eigentlich ist schon Tauwetter... also Schnee obwohl frostfrei. Sieht wie gesagt cool aus, ist aber ungefährlich.
    Gleiches kann man auch in Nordafrika finden, oder eben dann auch an anderen Stellen. Das hat mit den Temperaturen bei uns leider soviel gemeinsam, wie der Monsun mit einem Gewitterregen.

    Frost ist dann ein Problem. Diese kommen bis nach Südflorida vor und sind Kältezonen, die kurzfristig, das heißt für ein paar Stunden Temperaturen knapp unter 0° C bewirken. Gefährlich. Denn kommt Wind dazu, schädigt das rasch die Pflanzen.
    Daher hat man Plantagenheizer und Windmaschinen. Windmaschinen, wenn der Frost sich in die Pflanzen legt, dann drückt man die warme Luft über der Frostlage nach unten, und hält so die Plantage frostfrei.
    Ist jedoch der Frost nicht von einer warmen Luftschicht gedeckelt, setzt man Plantagenheizer ein um das Schlimmste zu verhindern.
    Da es nur um einige Stunden und meistens nachts geht, ist das alles überschaubar.
    Kritischer sind dann Dauerfröste, wo diese Luftmassen eben länger einwirken.

    Kommt selten vor, kann aber passieren, gerade im Norden Califoniens oder Floridas, aber insbesondere im mediterranen Raum. Da helfen keine Windemaschinen, keine Heizer...
    In Japan, wo das häufiger passiert, hat man Foliengewächshäuser auf Rollen, die man dann über die Reihen der Satsuma Pflanzen schiebt und innen beheizt.
    Ansonsten sorgen Fröste weltweit für hohe Ertragseinbussen, und einige Pflanzen müssen immer und immer wieder das Leben lassen, sind sind, neben wenigen Virus-Erkrankungen die Hauptursachen für Ausfälle von ganzen Bäumen in den Plantagen.

    Daher sorgen z.B. Pflanzer in den kältebedrohten Lagen, z.B. in Japan dafür, daß deren Kultur möglichst angepasst ist. Man benutzt hier hauptsächlich maximal kältetolerante Veredelungsunterlagen und setzt auch bei der Kultur auf möglichst frostharte Kultursorten.

    Beispiel Japan, wo Premium Satsumas gerade in diesen Lagen auf Poncirus trifoliata "Flying Dragon" angebaut werden.
    Beispiel Nord Kalifornien, wo man auf Citrange oder Poncirus trifoliata gerade frosttolerante Delta Valencia und Frost Navel Apfelsinen kultiviert. Auch hier pflanzt man eher Satsumas, als andere Mandarinen und auch bei Zitronen achtet man darauf, daß diese nur in geschützten Lagen angepflanzt werden. Windschutz und kleine Parzellen sind hier sehr wichtig.

    Wollte man das jetzt auf unsere Kübelkultur übertragen, müßte man genau solche Pflanzen sich raussuchen, doch wir wissen nicht, auf welchen Unterlagen die Pflanzen vermehrt sind, wissen nicht, welche Kultursorte genau wir haben.
    Somit ist dann diese Sache mit dem Frost immer ein Vabanque Spiel.. kann gut gehen, doch kleine Unterschiede können dann schnell große Wirkung haben, sie es nur ein kleiner Windzug, der einfach kleinste Temperaturen plötzlich für die Pflanzen intolerabel macht.
    Dann ist die Pflanze plötzlich hin und alles jammert.

    Man kann das nicht einfach übertragen. Es ist verdammt gefährlich... ich habe z.B. durch Frost schon Mandarinen verloren... Ich habe einen Frostschaden fotografieren dürfen, weil ich meine Citrus hystrix bei 1°C draussen hatte, und dann kam Wind... das Thermometer blieb bei 0°C oder leicht darüber, aber da wo die Pflanze stand, zog es und die Pflanze war am Ende bis auf die Wurzel zurück gefroren.

    Wer also Kumquat auf Poncirus trifoliata hat, hat sicherlich eine kältetolerantere Pflanze, als jemand, der eine Clementine auf Citrus macrophylla Wurzelstock besitzt.... doch Hand auf's Herz - wer weiß das?

    Und weil das keiner weiß, ist ein Rat in Richtung "Da passiert schon nix" immer eine brisante Aussage
     
    Zuletzt bearbeitet:
  • Ich habe das Wort "kurzfristig" extra unterstrichen und auch nur von eigenen Erfahrungen mit meinen Zitruspflanzen berichtet. Und das sind einige, Zitronen, Calamondin, Limetten, Kumquat, Chinotto u.a. Dazu noch zwei große Olivenstämme.
     
    Du darfst das nicht falsch verstehen.
    Kurzfristig ist relativ... schnell interpretiert da jemand eine Zeitspanne rein... doch wie lange ist kurzfristig?
    Sicherlich, ein paar Sekunden wird nicht kritisch sein, aber schon Minuten könnten hier bereits Probleme bereiten, wenn eben die Witterung gegen die Pflanzen spricht.

    Und nein, ich habe nichts gegen deine Erfahrungen. Sie sind in Ordnung. Nur: Es lassen sich diese Erfahrungen nicht immer so verallgemeinern... es ist daher schwierig.

    Ich mahne ja auch nur zur Vorsicht. Gerade wenn man mit nahe an den Gefrierpunkt geht, braucht es verdammt viel Erfahrung.
     
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