Vertikutieren 2.0fünfzehn
Hallo Parzival,
Vielleicht streichen wir das Reizwort „Vertikutieren“ und gebrauchen stattdessen das viel harmloser klingenden „Rasen striegeln“.
Das ist doch mal ein Musterbeispiel für eine „gewaltfreie Kommunikation“, Parzival! Und schon sind wir auf einer anderen Ebene. Nachdem hier in diesem äußerst quirligen Thread mit dem neuen Arbeitstitel „Vertikutieren 2015 – auf eine Neues“ Karl Valentin und Hans Rosenthal schon zitatentechnisch bemüht wurden, möchte ich hier gern ein geliebtes Simpsons-Zitat von Barney Gumble (Siehe Porträt unten, wem diese Persönlichkeit nicht vertraut ist!)
„Alkohol ist der Beginn und die Lösung aller Probleme.“
hinzufügen und den Begriff „Alkohol“ durch den Begriff „Dünger“ ersetzen.
Keineswegs gehöre ich zu der Fraktion Rasenliebhaber, für die Dünger die Lösung aller Probleme darstellt. Eine mechanische Bearbeitung des Rasens nach dem Winter ist durchaus sinnvoll und wird von mir pauschal nicht abgelehnt. Doch bleibt hier der Vertikutierer schön im Schuppen bzw. Baumarkt. Zum Einsatz kommt vielmehr eine klassische Rasenharke. Gardena hat einen praktischen Klassiker entwickelt, auf deren Rückseite auch noch eine Rechenfunktion ankombiniert ist. Mehr als vertraut ist mir auch noch
der handgeführten Rasenstriegel aus DDR Produktion
denn mit diesem Teil schickte mich mein Vater jedes Frühjahr in die Hühnerausläufe zum Rasenstriegeln. Als „striegeln“ habe ich das Ganze damals nicht empfunden – es wurde auch nicht so genannt – sondern ich empfand es vielmehr als harte körperliche Ertüchtigung, nahe dran an der Strafarbeit. Und dabei ist es auch heute noch geblieben.
Für meine knapp 200 qm Rasen nehme ich mir jedes Frühjahr so 8 – 10 Stunden Zeit und verteile diese auf drei – wenn es gut geht – zwei Tage. Denn das Striegeln ist sehr kräftezehrend. Ich kann verstehen, dass für diese muskelgeführte Anwendung, ein Rasenbesitzer mit vielleicht mehreren hundert Quadratmeter Rasenfläche und/oder einer geringen Golfgreen-Affinität, gern auf die elektrischen oder benzingetriebenen Gerätschaften aus dem Baumarkt zurückgreift. Schließlich haben viele zu Beginn der Gartenzeit noch andere Schafe mit zu kämen bzw. zu striegeln.
Auch wenn der Winter hier in meiner Region bisher nicht sonderlich hart oder schneereich war, schaut doch der Rasen in diesem Jahr besonders mitgenommen aus. (Hatte vor gut einer Woche das unten beigefügte Foto geschossen.)
Hilft hier einfach nur Dünger? Sicherlich nicht. Aber den Rasen mit einem Vertikutierer mehrere Millimeter tief aufzuritzen sicherlich auch nicht. Denn auch wenn es grad etwas unschön ausschaut, das Wurzelwerk bleibt nach dem Winter intakt, gelitten hat nur die Blattmasse. Und die wird dann eben „weggestriegelt“.
Daher finde ich es nicht clever, seinen Rasen als aller erstes zu vertikutieren. Nach Eintreten der Wirkung einer ersten Düngergabe, sehe ich dann, was es eigentlich zu tun gibt.
Hier halte ich es ähnlich. Die erste Maßnahme im Frühjahr ist eine beherzte Düngergabe. Nach einer Einwirkzeit von ein bis maximal drei Wochen wird dann gestriegelt und vielleicht auch nachgesät. So ist der Rasen fit genug, um sich neu zu entfalten. Oder um mit den Worten vom Rasendoktor zu sprechen:
Wer am fittesten gehalten wird, wird gewinnen.
Einer bleibt bei diesem Prozedere auf jeden Fall fit: Der Striegler.
Gruß der Rasenmaster