Wie neue Seitenäste anpropfen - Erfahrungen?

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Ich will an einen, schon etwas älteren Apfelbaum (Sorte unbekannt) am Hauptstamm einen neue Seitenast anpropfen. Hat jemand Erfahrung mit einem solchen Vorgehen?

Der Baum hat nach einer Seite hin „leeren Raum“, in die keine Äste hineingewachsen sind. Das möchte ich ändern. D.h. ich kann das nicht so machen, wie beim Veredeln, also ans Ende eines abgesägten Astes mittel Schlitztechnik anpfrofen. Stattdessen müsste ich in den Stamm ein Loch bohren, um dort einen neunen, jungen Ast – ähnlich wie beim Pfrofen – anbringen zu können.

Letztes Jahr habe ich im Frühjahr bereits drei Versuche gestartet. Zwei davon sind mehr oder weniger gleich vertrocknet. Der dritte hat anfangs tatsächlich neu Knospen gebildet, sieht jetzt, ein knappes Jahr später, aber auch eher vertrocknet aus.
Im Prinzip müsste das doch gehen, oder? Was sollte ich eurer Meinung nach beachten? Bohrtiefe? Späne / Bohrmehl im Bohrloch? Ast mit Baumharz im Loch einkleben oder nur den Rand mit Harz verschließen? Etc.?

Liebe Grüße
Martin
 
  • Eins vorweg, ich habe das nie gemacht. Aber ich kann dazu sagen, dass die Kambien, also die dünne Schicht unter den jeweiligen Rinden, dort, wo das Wasser im Zweig bzw. Stamm fliesst, einander überlappen und berühren müssen. Du musst also nicht tief bohren, sondern nur die Rinde soweit aufschlitzen, dass du den Zweig aufpfropfen kannst.

    Vielleicht hilft dir dieser Link etwas: http://www.veredeln.info/grundlagen/veredeln-durch-spaltpfropfen/
     
    ...Was sollte ich eurer Meinung nach beachten? Bohrtiefe? Späne / Bohrmehl im Bohrloch? Ast mit Baumharz im Loch einkleben oder nur den Rand mit Harz verschließen? Etc.?...

    Hallo,

    Bohrpfropfen kenne ich seit 1995, damals durfte ich Meister Hiromi Tsukada bewundern, als er diese Technik bei einem Workshop demonstrierte. Kastner hat die Vorgehensweise später in seinem Buch nochmal genau beschrieben.
    Natürlich habe ich diese (Gestaltungs-) Maßnahme schon der reinen Neugier wegen selbst ausprobiert. Im Laufe der Jahre konnte ich mittlerweile bei 8 Bäumen diese Technik erfolgreich anwenden.

    Allerdings wurden von mir in erster Linie nur japanische und einheimische Ahorne gepfropft.
    Der maximale Stammdurchmesser betrug dabei ca. 10 cm.
    Dies bitte ich im Hinterkopf zu behalten, wenn ich meine Vorgehensweise kurz erläutere.


    1. bei dieser Technik wird der Stamm komplett durchbohrt
    2. der sehr scharfe und desinfizierte Bohrer sollte im Durchmesser max. 1mm größer sein, als das ausgewählte Reis (Wasserschosse eignen sich sehr gut)
    3. Das Reis sollte max 1/4 des Stammdurchmessers betragen
    4. Ausgefranste Lochausgänge säubern und glätten
    5. Bohrwinkel so wählen, dass das Reis in der gewünschten späteren Position fixiert werden kann
    6. Reis vorsichtig von hinten durch den Stamm schieben (möglichst keine Augen/Knospen verletzen)
    7. Reis etwas weiter herausziehen und ringeln bzw. Rinde abschaben
    8. Reis zurückschieben, sodass sich dessen Kambium möglichst mit dem Stammkambium deckt.
    9. von vorne einen kleinen Holzkeil zur Fixierung des Reises bündig eintreiben
    10. den überstehenden Teil des Reises auf der Rückseite bündig abschneiden
    11. Bohrein und -austritt am besten mit Wundknete verschließen
    12. Abwarten.......

    Eine kleine Skizze dazu

    fb5d8175-d14f-4584-aidr3i.jpeg


    Gruß,
    Pit
     
  • Danke Wasserlinse, danke Pit!

    Damit kann ich durchaus was anfangen – super Infos von Pit. Jetzt liegt’s an mir.

    Liebe Grüße
    Martin
     
  • Wow, spannende Idee.
    Muss ich auch gleich mal ausprobieren. Wird die Rinde auf der ganzen im Stamm verbleibenden Länge entfernt?
     
    Nein,

    wir wollen dem Reis ja nicht die ganze Vitalität rauben.
    Es reicht, so wie aus der Skizze ersichtlich, lediglich so viel Rinde zu entfernen, dass Kambium auf Kambium trifft.

    Gruß,
    Pit
     
  • Bohrpfropfen ist mehr was für Bäume mit sehr starker Kallusbildung wie Ahorn oder Kastanie. Für Dein Vorhaben bieten sich vorallem Rindenpfropfverfahren wie das Tittel-Pfropfen an. Die Rindenlasche kann auch genagelt werden, das ist dann deutlich stabiler. Gegen Vögel auf der Suche nach einer Sitzgelegenheit würde ich mit etwas Hühnerdraht abdecken.
     
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