Also ich betreue und begleite in meinem Beruf seit 25 Jahren u.a. Menschen, die sich nicht klar einem Geschlecht zugehörig fühlen oder sich mit dem angeborenen Geschlecht nicht identifizieren können . Dabei gibt es so viele Unterschiede, wie es Menschen gibt. Die Aussage, dass alle diese Menschen entweder Männer oder Frauen sein wollen und das dann die Zugehörigkeit automatisch klärt ist schlicht falsch.
Die Menschen die ich kenne, sind froh, dass sie inzwischen auch wahrgenommen werden, und sei es in Form von gendern. Da hat sich und den letzten Jahren viel getan, um diesen Menschen das Gefühl von Anerkennung oder Gesehenwerden zu geben. Und eben nicht "pervers" zu sein.
Das Wort "pervers" in diesem Zusammenhang zu gebrauchen finde ich total krass, da läuft es mir kalt den Rücken hinunter.
Kennt ihr denn persönlich eine Person, die sich nicht zugehörig fühlt? Da steht oft ein jahrelanges schmerzhaftes und traumatisches (Er-) Leben hinter. Wenn sich jemand dazu entschlossen hat, sein Geschlecht angleichen zu lassen, beginnt ein jahrelanger medizinischer und psychologischer Prozess-niemand kann mal kurz beschließen, das Geschlecht zu wechseln und sich dann nächste Woche unters Messer legen, das ist Quatsch.
Wer sich wann durch was diskriminiert fühlt- das entscheiden wohl die Betroffenen besser selbst.
Wer sich klar zu einem Geschlecht zugehörig fühlt- geht eben auf die Toilette, die ihm/ihr liegt-so what? Alles andere ist ein Angebot. Die Person kann doch selbst entscheiden, in welche Identität sie ihr Leben lebt. Und auch selbst entscheiden, ob sie sich durchs gendern angesprochen fühlt oder lieber "Frau Müller" ist.
Ja, die Sprache wird dadurch sperrig und manchmal ungewohnt und umständlich, aber in dieser Diskussion betonen doch alle, wie tolerant sie sind und alle Menschen wertschätzen, warum dann nicht das bißchen Mühe auf sich nehmen?
Was gab es früher für Diskussionen, als die weibliche Form, z.B. bei Berufen eingeführt wurde, diese Diskussion erinnert mich stark daran. Ich finde es wichtig und richtig, dass eine Bäckerin eben eine Bäckerin ist und nicht ein Bäcker. Das löst natürlich nicht alle Ungleichbehandlungen, aber schafft ein Bewusstsein, und darum geht es.
Ich rate zu Geduld und Toleranz auf allen Seiten.