Verwildertes Kriecherl: Herausforderung/aussichtslos?

kaddiey

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Hallo ihr Lieben!

Wir sind im Mai in unser neu gebautes Haus gezogen und jetzt geht es endlich an die konkrete Gartenplanung. :)

Ein bereits lange vor unserem Einzug gepflanzter Kriecherlbaum (Prunus insititia) macht mir allerdings Sorgen. Irgendwann haben die Vorbesitzer des Grundstücks das Kriecherl angepflanzt und sich selbst überlassen. Der arme Baum war in einem geriffelten Plastikrohr gefangen (wohl ursprünglich als Fraßschutz gedacht), das er eines Tages aus eigener Kraft gesprengt hat, um nicht zu ersticken (ein anderer Obstbaum daneben ist eingegangen).
Er wurde nie geschnitten, gedüngt oder sonstwie gepflegt.
Wir leben am Waldrand und Rehböcke haben ihn "rücksichtslos" gefegt und angeknabbert.
Und als wäre das nicht genug, mussten wir ihn wegen der Baumaßnahmen umpflanzen, und der Bagger hat die Rinde schwer beschädigt.

Die gute Nachricht: Er lebt immer noch! :cool:
Heuer hat er nicht so stark geblüht wie letztes Jahr (länger kenne ich ihn noch nicht), aber er hatte ein paar Blüten und nun auch einige Blättchen.

Die beschädigten Stellen habe ich mit Baumwachs behandelt. Ich habe erst später gelesen, dass man die Rinde rundherum hätte wegschneiden sollen (hab bisher noch nie Baumwachs verwendet, weil es mir nach sauberen Schnitten nie nötig erschien), aber dafür ist es jetzt wohl schon zu spät. Auf dem Foto sieht man, dass es viel weiße Stellen gibt. Ich glaube aber nicht, dass es sich um einen Pilz handelt, sondern dass durch die schweren Regenfälle der letzten Zeit das Baumwachs da abbröckelt. Sieht aus der Nähe irgendwie nicht "pilzig" aus.

Ein weiteres Resultat der jahrelangen Vernachlässigung ist, dass es keinen ordentlichen Mitteltrieb gibt, sondern zwei. Es sieht aus, als hätte irgendwann ein Reh die Spitze abgeknurpselt, der Baum hat sich dann geteilt und zwei Hauptriebe gebildet.
Ich lese immer, man darf nur einen belassen, aber in dem Fall ist es wirklich ein 'V', das sich gegenseitig stützt. Ich kann keinen wegschneiden - also lassen?

Ganz ehrlich, würdet ihr versuchen, den Baum durch Pflegemaßnahmen (auf mehrere Jahre verteilt) zu unterstützen - oder ist das ein aussichtsloses Unterfangen?
Ich google schon alle möglichen "Verjüngungsschnitte" für verwilderte Obstbäume... aber schon bei der Frage nach dem Mitteltrieb scheitere ich kläglich.

Ich gebe euch Fotos in den Anhang - urteilt selbst: Todesurteil oder Genesungschance?

DANKE für euren Rat!

Herzliche Grüße,
Katharina

DSCN9528.jpgDSCN9525.jpgDSCN9526.jpgDSCN9527.jpg
 
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  • Linserich

    Schoggifreak
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    Ich würde sagen: Genesungschance. Auch wenn mir die Verletzung sehr gross erscheint. Das Weisse könnte durchaus Schimmel sein, aber ich bin nicht sicher.

    Was die Verletzung anbetrifft, da will ich lieber keinen Kommentar dazu geben. Das sollen andere, erfahrenere Fachleute machen.

    Wegem Leittrieb: nichts wegschneiden, beide Stämme lassen. Sie stützen sich gegenseitig. Aber was du machen kannst: mal alle abgestorbenen Zweige und Äste herausschneiden, bei überkreuzenden Ästen den schwächeren (manchmal aber auch den stärkeren, störenderen Ast weg schneiden.

    Ob der Baum wirklich noch richtig anwurzelt bin ich mir nicht 100 % sicher. Er lebt zwar jetzt noch, aber das können auch noch die Säfte im Stamm gewesen sein, die jetzt noch zu den Zweigen hinauf gestiegen sind. Ob von den Wurzeln her noch was folgt, wirst du im Laufe des Jahres sehen.

    Warte ab, wie er sich entwickelt, wässere ihn gut.
     

    kaddiey

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    Hallo wasserlinse!

    Danke für deine Antwort!
    Okidoki, also dann schneide ich im Herbst mal vorsichtig das Allerwildeste weg... gebe vielleicht etwas Jauche und Kompost auf die Baumscheibe.

    Sollte ich die langen Triebe (zumindest jene, die ich stehenlasse) auch ein bissl einkürzen?

    Armes Bäumchen, doofer Bagger. Aber er stand doch an der einzigen Stelle, an der das Haus hingepasst hat, weil der Grund so speziell ist... :-(

    Liebe Grüße
     
  • Linserich

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    Hallo Kaddiey

    Ja, das wäre gar nicht mal so schlecht. Denn weil der Baum umgepflanzt würde, müssen sich seine Wurzeln an den neuen Standort anpassen und zuerst mal wachsen - daher auch die geringere Blüte und die wenigen Blätter. Wenn du ihn schneidest, muss der Baum weniger Blätter versorgen und kann sich mehr ums Wurzelwachstum kümmern.

    Steht er denn jetzt sonnig? Auf dem ersten Bild sieht es aus, als stünde er im Wald.

    Lg
     
  • kaddiey

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    Hallo nochmal!

    Ja, er steht schon recht sonnig, zumindest sonnig genug (die Lage war vorher ungefähr ähnlich von der Sonneneinstrahlung).
    Die Waldwand ist im Norden und von allen anderen Seiten kommt tagsüber genug Sonne hin. Halb- bis Viertelschatten würde ich sagen. ;)

    Der Boden ist recht lehmig und dicht, das ist sicher auch nicht toll für die Wurzeln... andererseits ist der Baum diesen Boden ja schon gewöhnt, und so ein Kriecherl hält viel aus.

    Danke für deine Tipps!!

    Liebe Grüße
     

    Linserich

    Schoggifreak
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    No Problem, freut mich, wenn ich helfen konnte. Und wegen der Wunde kommt vielleicht noch jemand und sonst halt einfach schauen, wie es kommt. Sollte es mehr und mehr werden, würde ich die befallenen Stellen testen. Werden sie weich, ist das nicht gut. Dann wahrscheinlich besser auskratzen.

    Viel Erfolg mit dem Kriecherl. :)
     
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