Also die Bestäubung läuft bei Tomaten, Paprika & anderen Nachtschatten allerdings indirekt durch den Wind ab. Konkret: Rütteln löst die Bestäubung aus. Echte Windbestäuber dagegen ist z.B. der Mais. Und dann gibt es noch diejenigen Pflanzen (z.B. Gurken, Melonen, Kürbisse, usw.) die tatsächlich durch Insekten bestäubt werden müssen. Hier muss man dann bei einer sortenreinen Vermehrung tatsächlich selber Bienchen spielen (z.B. mit Wattestäbchen, Pinsel, ...).
Nochmals zu den Tomaten: Ich weis nicht, ob man die Tomate so einfach mit den 2% abhaken kann. Stimmt schon, die Verkreuzungsrate scheint im Vergleich zu anderen Gemüse eher gering zu sein. Die Pflanzen aber deshalb unkontrolliert abblühen zu lassen ist meiner Meinung nach nicht der richtige Weg. Tomaten sind zwar Selbstbestäuber aber eine Bestäubung (Verkreuzung) durch Insekten - vorwiegend Hummeln - kann nicht ausgeschlossen werden. Außerdem gibt es stark verkreuzungsgefährdete Sorten unter den Tomaten, wo die Verkreuzungsrate sogar doch sehr hoch ist! Diverse Berichte über Verkreuzungsraten bei Tomaten schwanken sehr stark. So gibt es auch Meldungen die von einer Verkreuzungsrate von 10 - 15 % sprechen! Die zahlreichen Zufallssämlinge beispielsweise in G. Bohl's Sortenbuch sprechen für sich! Man sollte deshalb auf Nummer sicher gehen und Tomaten nicht unkontrolliert abblühen lassen. Das gillt insbesondere dann, wenn man Samen mit anderen tauschen möchte bzw. Samen in das Private Samenarchiv von G. Bohl eintauschen möchte.
Ich persönlich vermehre meine Tomaten & jegliches andere Gemüse ausschließlich sortenrein. Das gibt mir die Sicherheit dass das Ergebnis auch das ist, was ich erwarte. Außerdem muss ich mich für das was ich an Sämereien an andere weitergebe auch verbürgen können. Ich kann nicht jemanden eine "Goldene Königin"-Tomate geben und nachher kommt irgendein anderes Ergebnis heraus nur nicht eben goldgelbe Früchte dieser Sorte. Meist merkt man Verkreuzungen aber auch garnicht - sie sind geringfügiger bemerkbar oft auch optisch gar nicht bemerkbar. Das ist das viel größere Übel. Zieht man aber Nachkommen der Verkreuzung weiter verliert die vermeintliche "Goldene Königin" gerne mal Fix an Vitalität, Ertrag oder besondere Eigenschaften (z.B. Braunfäule-Robustheit, Frühzeitigkeit, Kältetoleranz, ...). Aber auch das Gegenteil ist möglich (Einkreuzungen mit Wildtomaten werden z.B. Braunfäule tolerant). Nur weis man das eben nicht. Jedenfalls sollte eine "Goldene Königin" halt eben auch eine "Goldene Königin" bleiben. Und keine "Goldene Königin x Bolzano F1" die als "Goldene Königin" verbreitet wird.
Zu den restlichen Gemüsearten hät' ich auch noch gern was geschrieben, aber die Zeit macht mir einen Strich durch die Rechnung. Morgen mehr...
Grüßle, Michi