Ich kann Moorschnucke nur Recht geben:
Ich hab vor drei Wochen grad eine schnuckelige Gruppe Erstklässler neu übernommen, das 7. Mal dass ich jetzt dieses Abenteuer neu anfange (Mein Gott, das sind ja schon weit über 100 Kinder die bei mir die ersten drei Schuljahre waren...).
Früher konnten die Kinder Schuhe binden, heute haben wir Klett. Dafür sind die Schulsäcke so riesig, dass es die Kleinen fast rückwärts runter zieht, obwohl da kaum was drin sein muss...
Früher haben fast alle Kinder zu Hause gefrühstückt bevor sie das Haus verlassen haben, heute kaufen sie sich unterwegs ein Gipfeli am Kiosk. Oder noch schlimmer: sie kommen hungrig zur Schule, weil gar niemand zu Hause ans eine oder ans andere gedacht hat...
Früher sind die Kinder den Schulweg zu Fuss gelaufen, heute haben wir vor dem Schulhaus eine Auto-Parade jeden Morgen und jeden Mittag, damit die Kleinen ja nicht nass werden. Auf der Schulreise können sie dann nicht ohne jammern oder Blasen und Schmerzen wandern (ich rede da von einer halben Stunde am Stück spazieren, total an einem Tag vielleicht 2 Stunden mit ganz vielen Pausen), sie schaffen es auch nicht ohne stolpern durch den Wald zu laufen. Sie sind sich nur geteerte Flächen gewohnt...
Früher konnten die Kinder beim Eintritt in den Kindergarten selbstständig aufs Klo, heute erzählen unsere Kindergärtnerinnen, es kämen regelmässig Mütter die sagen, man müsse dann dem Kleinen noch helfen beim Po putzen...
Früher haben die Eltern mir geglaubt, wenn ich ihnen empfohlen habe, mit dem Junior täglich ein bisschen zu lesen oder zu rechnen, damit er Fortschritte macht. Wohlgemerkt: Einem normal begabten Junior ohne Lernschwierigkeiten oder sonstige Probleme. Heute gibts dann schon mal die Antwort, das Kind werde zu stark unter Druck gesetzt (das Kind das in der 3. Klasse noch nicht alle Plusrechnungen zwischen 0 und 10 auswendig kann) und sie müssten es zu Hause jeden Tag moralisch darauf vorbereiten, den Unterricht emotional zu verkraften...
Kinder, denen man alle Schwierigkeiten aus dem Weg räumt, werden dadurch nicht geschützt, sondern geschwächt. Es ist manchmal wirklich herzzerreissend traurig zuzuschauen, was Eltern mit ihren Kindern diesbezüglich verbocken!
Sorry, hab mich da grad etwas gehen lassen. Aber das ist ein Thema, da kommt mir einfach die Galle hoch. Ich mag Kinder, deshalb bin ich Lehrerin. Zuversicht, Selbstvertrauen und der Umwelt mit Respekt begegnen, das lernen Kinder, denen man elementare Erlebnisse und Erfahrungen vorenthält und die "klein" gemacht werden nicht.
liebe Grüsse Susu