Hier noch eine andere Anregung. Schimmelpilze gelten mittlerweile (nicht nur in der Landwirtschaft) als Epidemie. Sogar auf Kinderspielplätzen, Sportplätzen etc. kommen Funghizide zum Einsatz.
Sie können vor Allem dort gut gedeihen und sich ausbreiten, wo das natürliche Bodenleben durch den verstärkten Einsatz von Akariziden, Insektiziden & Co. fehlt.
(Quellen hierzu lassen sich über Google finden, ich habe sie damals (als ich recherchiert habe) leider nicht gespeichert und gerade auch keine Zeit, sie nochmal herauszusuchen.)
Schimmelpilze sind Parasiten, die sich von lebender oder toter organischer Substanz ernähren. Sie sind sowohl schädlich, weil sie giftige Abbauprodukte hinterlassen (z.B. Aflatoxine), als auch nützlich, weil sie organische Substanz zersetzen und wichtige Nährstoffe für die Pflanzen erschließen.
Durch den Einsatz von Akariziden (gegen Spinnentiere) und Insektizide greifst Du nur minimalst in das Bodenleben ein, weil diese Mittel ja keine bodenschädigende Wirkung haben und man immer nur einen kleinen Teil der tatsächlich vorherrschenden Population trifft. Diese Mittel bauen sich auch schnell wieder ab. Auf das natürliche Auftreten von Schimmelpilzen hat das aber null Einfluss. Insekten und ihre Larven schaffen durch ihre Fraßtätigkeit lediglich ein paar Eintrittspforten für die Pilze.
Wenn Du das Bodenleben nachhaltig beeinträchtigen willst, musst Du den Boden austrocknen, indem Du viel pflügst und grubberst, wie das im Biolandbau der Fall ist (zur Unkrautregulierung) oder ihn thermisch behandeln, z.B. durch das sehr energieintensive Abflammen von Unkraut im "biologischen" Maisanbau, oder wenn man, wie Du das offensichtlich getan hast, die Aussaaterde in der Mikrowelle sterilisiert.
Ich hatte hierzu sogar einmal unabsichtlich selbst ein Experiment mit sterilisierter Erde gemacht - da ich Insektenbefall verhindern wollte.
Das gelang mir zwar auch, doch die sterilisierte Erde schimmelte wie noch nichts, das ich bisher gesehen hatte. Sie war nach kurzer Zeit komplett weiß. Die Pflanzen gediehen auch nicht darin.
Das wundert mich in keinster Weise.
Die Erde durch gutes Bodenleben aufzuwerten, kann hier insofern auch ein denkbarer Schlüssel sein.
Ebenso können "gute" Pilze können helfen - wie z.B. Mykhorizza (in der Bonsai- und Rosenzucht längst bekannt und bewährt).
Es gibt bestimmte Pilze, die einen fungiziden Wirkstoff ausscheiden, welches es anderen Pilzen unmöglich macht, dieselbe Pflanze ebenfalls zu besiedeln. Man hat diese Stoffe natürlich analysiert, und daraus die sog. Strobilurine entwickelt, die eine sehr gute vorbeugende Wirkung gegen die wichtigsten Pilzarten haben.
Moderne Fungizide (aber auch Insektizide wie die Pyrethroide) sind viel näher an der Natur wie Kupfer und Schwefel und was da sonst noch bei den Bios gespritzt wird.
Ich will es in diesem Jahr auch erstmals damit versuchen, denn die Chemie ist - insgesamt gesehen - ein Teufelskreis. Es ist die vermeintlich "einfache" Lösung, doch wenn man sich einmal die Mühe macht, sich durch seriöse (!) wissenschaftliche Studien zu lesen, erkennt man, dass diese "Lösungen" sehr kurzsichtig gedacht sind. (Allerdings interessiert in der Land-/Wirtschaft auch nur das schnelle Geld - was will man also erwarten. Nachhaltigkeit kostet. Zeit, Ressourcen und Kraft.)
Befasst man sich aber ernsthaft mit dem Thema, kann man sich der Erkenntnis nicht entziehen, dass das ökologische System sehr komplex und sehr empfindlich ist - dort, wo man gravierend eingreift, bringt man mehr aus dem Gleichgewicht als einem zunächst oberflächlich bewusst ist.
Ein gesunder Boden mit einem aktiven Bodenleben ist Grundvoraussetzung, damit die Pflanzenschutzmittel (sind ja alles organische Verbindungen) gut abgebaut werden können. Insofern bedingt das Eine das Andere. Auf chemischen Pflanzenschutz kann man in der modernen Landwirtschaft nicht verzichten. Genauso wichtig ist allerdings eine gesunde Fruchtfolge und der Anbau von Zwischenfrüchten. Der Boden sollte eigentlich immer mit einer Pflanzendecke oder einer Mulchschicht geschützt sein. Leider ist es immer noch Unsitte, den Boden im Herbst zu pflügen, um ihn dann mehrere Monate brach liegen zu lassen. Solche Eingriffe sind natürlich weitaus schädlicher für das Bodenleben.
Ein weiterer Aspekt ist grundsätzlich die Düngung.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Pflanzen, deren Nährstoffhaushalt sehr gut ist, nur wenig anfällig für Erkrankungen sind.
Anneliese schrieb auf eine Frage von mir auch einmal, dass Alternaria bei Tomaten i.d.R. eine Mangelerkrankung sei.
Diese Aussage bestätigte sich bei mir dann - wann immer ich wirklich auf die Düngung achtete, verschwand Alternaria-Befall wieder oder trat gar nicht erst auf.
Natürlich spielt eine gute Nährstoffversorgung eine wichtige Rolle bei der Abwehr von Krankheiten. Da bringen die besten Resistenzen nichts, wenn die Pflanzen unter Nährstoffmangel und Stress leiden und dadurch geschwächt sind. Alternaria sind Schwärzepilze, die v.a. in der Abreifephase Pflanzen befallen. Dagegen hat sich der Einsatz von Strobilurinen aber bestens bewährt.
Eine einseitige oder überzogene Stickstoffdüngung kann v.a. Mehltauinfektionen begünstigen.
Ich rechne nicht damit, dich vom Einsatz der Spritzmittel abbringen zu können
Wollte das Obige aber in diesem Kontext nur erwähnt haben, vielleicht dient es ja dem Ein oder Anderen, der über dieses Thema stolpert, als Anregung für eigene Recherchen oder alternative Lösungsversuche.