Tomatenspritzmittel

Marmande

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Suche eine preisgünstige Alternative zu Fungisan gegen Braunfäule. Gerne auch einen anderen Wirkstoff als Azoxystrobin.

Wer hat da einen Tipp.

Ich suche was chemisches und keine Tees aus was auch immer. :rolleyes:
 
  • Moonfreak

    Grünes Tomatenmonster
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    Aus dem muffigen Kompost
    Dieses Bayer Infinito soll gut sein als systemisches Fungizid. Aber es wurden in bestimmten Fällen Geschmacksveränderungen beobachtet. In der Folge hat es seine Zulassung für Tomaten verloren, meine ich mal gehört zu haben.

    Grüßle, Michi
     
  • Desperado

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    Suche eine preisgünstige Alternative zu Fungisan gegen Braunfäule. Gerne auch einen anderen Wirkstoff als Azoxystrobin.

    Wer hat da einen Tipp.

    Ich suche was chemisches und keine Tees aus was auch immer. :rolleyes:


    Es gibt sicher potentere Mittel zur Bekämpfung der Kraut- und Braunfäule als Azoxystrobin (z.B. Revus). Diese sind aber allesamt nicht für den Hausgarten zugelassen.
    Es gibt aber kaum ein Mittel, das so gute physiologische Eigenschaften besitzt und die Pflanze über einen längeren Zeitraum schützt als Azoxystrobin. Du musst das Mittel aber vorbeugend oder zumindest infektionsnah einsetzen und nicht erst dann, wenn die halbe Pflanze schon abgestorben ist.

    Und genau damit haben anscheinend ein paar Leute ihre Schwierigkeiten, was ich ehrlich gesagt nicht nachvollziehen kann, weil Kupfer und anderes Zeug kann man ja auch nur vorbeugend einsetzen, wobei Kupfer in höheren Konzentrationen giftig ist.
     

    Marmande

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    Danke dir, deshalb besuche ich in der Saison auch so oft die DWD-Seite. Dachte eine Abwechslung täte Not um Resistenzen zu vermeiden.
     

    Desperado

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    Danke dir, deshalb besuche ich in der Saison auch so oft die DWD-Seite. Dachte eine Abwechslung täte Not um Resistenzen zu vermeiden.


    Strobilurine sind natürlich stark resistenzgefährdet und werden in der Landwirtschaft nur noch in Verbindung mit Azolen und Carboxamiden eingesetzt, weil nahezu alle Mehltau- und Septoriastämme resistent gegenüber Strobilurinen sind.

    Aber Strobilurine haben immer noch eine ausgezeichnete Wirkung gegenüber Rost- und Schwärzepilze, weshalb sie auch gerne von Rosenzüchtern eingesetzt werden. Sie schützen die Pflanzen aber auch vor biotischem und abiotischem Stress (Hitze, Trockenheit, hohe Sonneneinstrahlung, hohe Ozonkonzentrationen etc) und verlangsamen den Alterungsprozess. Die Pflanzen müssen auch weniger Energie für die Abwehr von Krankheiten und dem Reparieren von Zellschäden aufwenden und bleiben so länger physiologisch jung und gesund. So bleibt mehr Zeit für die Assimilation und die Ertragsbildung.

    Ich würde die Pflanzen in der wichtigen Phase der Ertragsbildung (von der Blüte bis zur Ernte) auf jeden Fall schützen. Nach der Düngung ist das die wichtigste Maßnahme im Freilandanbau - am Besten bevor es zu Infektionen kommt. Das ist zwar kein 100% Schutz, aber das erhöht die Widerstandskraft der Pflanzen deutlich.
     

    Marmande

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    Du ließt dich wie ein Profi. Werde also in den nächsten Wochen Fungisan wiederbeschaffen und ab Ende Mai auf die Warnseite schauen. Die letzten Jahre hat es prima funktioniert.
     
  • Desperado

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    Du liest dich wie ein Profi. Werde also in den nächsten Wochen Fungisan wiederbeschaffen und ab Ende Mai auf die Warnseite schauen. Die letzten Jahre hat es prima funktioniert.


    Man muss jetzt nicht jedes Blümchen mit Fungizid behandeln, damit es grüner und kräftiger aussieht und länger blüht, aber so wichtige Kulturpflanzen wie Tomaten, Kartoffeln, Paprika usw., die ich auch ernten will, brauchen einfach einen fungiziden Schutz. Nur so können die vorhandenen Nährstoffe auch effektiv in Ertrag umgesetzt werden.

    Letztes Jahr war der Fungizideinsatz nicht zwingend erforderlich, weil es einfach zu trocken für irgendwelche Infektionen war, und ich hab auch nichts gespritzt im Getreide (auch weil die Erzeugerpreise nicht allzu hoch waren), aber einige anfällige Sorten (nicht meine) waren so hitze- und trockengestresst, dass sie sich noch ganz schön was an Braunrost eingefangen haben. Auch da hätte sich, im Nachhinein betrachtet, eine Fungizidbehandlung mit Strobilurinen und/oder Carboxamiden gelohnt.

    Ich selber wohne ja in einer recht warmen und trockenen Gegend (Tauberfranken). Da schlägt die Phytophtera meistens erst im August oder September zu, wenn die frühen Tomaten meistens schon zur Hälfte abgeerntet sind. Wenn Du aber Fleischtomaten oder ein paar exotischere Sorten hast, die später reifen, musst Du die auch bei uns effektiv schützen.
    Das gleiche gilt für die Kartoffeln, bei denen vorletztes Jahr das Kraut binnen weniger Tage komplett abgestorben ist. Da wachsen dann natürlich auch die Kartoffeln im Boden nicht mehr weiter, wenn die Energiezufuhr abreißt, weil der Blattapparat abgestorben ist, und Du sagst Dir, "hätt ich nur mal was dagegen unternommen".

    Diese Mittel für den Hobbygärtner sind natürlich völlig überteuert. Ich zahle als Landwirt für 1l Amistar/Ortiva (250g/l Azoxystrobin) rund 40€ + MWSt. und der Hobbygärtner zahlt für das gleiche Produkt/gleiche Formulierung über 10€ für gerade mal 16ml (Fungisan). Ich will das jetzt gar nicht hochrechnen, aber das ist der blanke Wucher. Andererseits behandelst Du damit auch keinen ganzen Hektar, sondern nur wenige Quadratmeter, und die 1-Liter-Flasche ist schon die kleinste Verkaufseinheit im Landhandel. Die würde wahrscheinlich Jahre für Dich reichen. Und dann ist da noch das Problem, dass Du ohne Vorlage eines Sachkundenachweis (in Form einer Chipkarte) rein gar nichts bekommst.
     
  • thomash

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    Hast du schon wirklich alles versucht um Braunfäule ohne Chemie zu unterdrücken.

    Bei uns in der Region sterben die Tomatenpflanzen auch gerne schneller als Tomaten reifen können und dennoch hab ich selber nie Probleme bei meinen Frailand Tomaten.

    Am besten hilft meiner Meinung nach die PFlanzen weit auseinander zu pflanzen.
    Eine Tomate im Blumenbeet eine hier und eine dort.
    Dies ist auch gut für die anderen Pflanzen weil man den Tomaten nachsagt Schädlinge abzuwehren und Nützlinge anzuziehen, wovon auch die anderen Pflanzen profitieren.

    Diese einzelne Pflanze (Bild vom 28.10.2012) hatte alleine etliche Kilo Ertrag gebracht.
    k-Tomate spät.JPG
     

    Marmande

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    Eine hier und dort mag ich nicht.
    Die stehen in Reih und Glied haben eigentlich zu wenig Abstand, aber es ist in den Beeten nur begrenzt Platz und es sind jedes Jahr zu viele Sorten, die ich anbauen will. Die letzten Jahre hat es auch super funktioniert. Dieses Jahr wird es besonders schön, weil wir mal nicht zur Hauptsaison in Urlaub sind. Werde den Garten das erste Mal seit Jahren im Hochsommer erleben. :grins:
     
    L

    Lauren_

    Guest
    Hier noch eine andere Anregung. Schimmelpilze gelten mittlerweile (nicht nur in der Landwirtschaft) als Epidemie. Sogar auf Kinderspielplätzen, Sportplätzen etc. kommen Funghizide zum Einsatz.
    Sie können vor Allem dort gut gedeihen und sich ausbreiten, wo das natürliche Bodenleben durch den verstärkten Einsatz von Akariziden, Insektiziden & Co. fehlt.
    (Quellen hierzu lassen sich über Google finden, ich habe sie damals (als ich recherchiert habe) leider nicht gespeichert und gerade auch keine Zeit, sie nochmal herauszusuchen.)

    Ich hatte hierzu sogar einmal unabsichtlich selbst ein Experiment mit sterilisierter Erde gemacht - da ich Insektenbefall verhindern wollte.
    Das gelang mir zwar auch, doch die sterilisierte Erde schimmelte wie noch nichts, das ich bisher gesehen hatte. Sie war nach kurzer Zeit komplett weiß. Die Pflanzen gediehen auch nicht darin.


    Die Erde durch gutes Bodenleben aufzuwerten, kann hier insofern auch ein denkbarer Schlüssel sein.
    Ebenso können "gute" Pilze können helfen - wie z.B. Mykhorizza (in der Bonsai- und Rosenzucht längst bekannt und bewährt).


    Ich will es in diesem Jahr auch erstmals damit versuchen, denn die Chemie ist - insgesamt gesehen - ein Teufelskreis. Es ist die vermeintlich "einfache" Lösung, doch wenn man sich einmal die Mühe macht, sich durch seriöse (!) wissenschaftliche Studien zu lesen, erkennt man, dass diese "Lösungen" sehr kurzsichtig gedacht sind. (Allerdings interessiert in der Land-/Wirtschaft auch nur das schnelle Geld - was will man also erwarten. Nachhaltigkeit kostet. Zeit, Ressourcen und Kraft.)
    Befasst man sich aber ernsthaft mit dem Thema, kann man sich der Erkenntnis nicht entziehen, dass das ökologische System sehr komplex und sehr empfindlich ist - dort, wo man gravierend eingreift, bringt man mehr aus dem Gleichgewicht als einem zunächst oberflächlich bewusst ist.



    Ein weiterer Aspekt ist grundsätzlich die Düngung.
    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Pflanzen, deren Nährstoffhaushalt sehr gut ist, nur wenig anfällig für Erkrankungen sind.
    Anneliese schrieb auf eine Frage von mir auch einmal, dass Alternaria bei Tomaten i.d.R. eine Mangelerkrankung sei.
    Diese Aussage bestätigte sich bei mir dann - wann immer ich wirklich auf die Düngung achtete, verschwand Alternaria-Befall wieder oder trat gar nicht erst auf.


    Ich rechne nicht damit, dich vom Einsatz der Spritzmittel abbringen zu können ;)
    Wollte das Obige aber in diesem Kontext nur erwähnt haben, vielleicht dient es ja dem Ein oder Anderen, der über dieses Thema stolpert, als Anregung für eigene Recherchen oder alternative Lösungsversuche.
     

    Desperado

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    Sorry, aber das kann ich so nicht stehen lassen

    Hier noch eine andere Anregung. Schimmelpilze gelten mittlerweile (nicht nur in der Landwirtschaft) als Epidemie. Sogar auf Kinderspielplätzen, Sportplätzen etc. kommen Funghizide zum Einsatz.
    Sie können vor Allem dort gut gedeihen und sich ausbreiten, wo das natürliche Bodenleben durch den verstärkten Einsatz von Akariziden, Insektiziden & Co. fehlt.
    (Quellen hierzu lassen sich über Google finden, ich habe sie damals (als ich recherchiert habe) leider nicht gespeichert und gerade auch keine Zeit, sie nochmal herauszusuchen.)

    Schimmelpilze sind Parasiten, die sich von lebender oder toter organischer Substanz ernähren. Sie sind sowohl schädlich, weil sie giftige Abbauprodukte hinterlassen (z.B. Aflatoxine), als auch nützlich, weil sie organische Substanz zersetzen und wichtige Nährstoffe für die Pflanzen erschließen.

    Durch den Einsatz von Akariziden (gegen Spinnentiere) und Insektizide greifst Du nur minimalst in das Bodenleben ein, weil diese Mittel ja keine bodenschädigende Wirkung haben und man immer nur einen kleinen Teil der tatsächlich vorherrschenden Population trifft. Diese Mittel bauen sich auch schnell wieder ab. Auf das natürliche Auftreten von Schimmelpilzen hat das aber null Einfluss. Insekten und ihre Larven schaffen durch ihre Fraßtätigkeit lediglich ein paar Eintrittspforten für die Pilze.

    Wenn Du das Bodenleben nachhaltig beeinträchtigen willst, musst Du den Boden austrocknen, indem Du viel pflügst und grubberst, wie das im Biolandbau der Fall ist (zur Unkrautregulierung) oder ihn thermisch behandeln, z.B. durch das sehr energieintensive Abflammen von Unkraut im "biologischen" Maisanbau, oder wenn man, wie Du das offensichtlich getan hast, die Aussaaterde in der Mikrowelle sterilisiert.

    Ich hatte hierzu sogar einmal unabsichtlich selbst ein Experiment mit sterilisierter Erde gemacht - da ich Insektenbefall verhindern wollte.
    Das gelang mir zwar auch, doch die sterilisierte Erde schimmelte wie noch nichts, das ich bisher gesehen hatte. Sie war nach kurzer Zeit komplett weiß. Die Pflanzen gediehen auch nicht darin.

    Das wundert mich in keinster Weise.

    Die Erde durch gutes Bodenleben aufzuwerten, kann hier insofern auch ein denkbarer Schlüssel sein.
    Ebenso können "gute" Pilze können helfen - wie z.B. Mykhorizza (in der Bonsai- und Rosenzucht längst bekannt und bewährt).

    Es gibt bestimmte Pilze, die einen fungiziden Wirkstoff ausscheiden, welches es anderen Pilzen unmöglich macht, dieselbe Pflanze ebenfalls zu besiedeln. Man hat diese Stoffe natürlich analysiert, und daraus die sog. Strobilurine entwickelt, die eine sehr gute vorbeugende Wirkung gegen die wichtigsten Pilzarten haben.

    Moderne Fungizide (aber auch Insektizide wie die Pyrethroide) sind viel näher an der Natur wie Kupfer und Schwefel und was da sonst noch bei den Bios gespritzt wird.

    Ich will es in diesem Jahr auch erstmals damit versuchen, denn die Chemie ist - insgesamt gesehen - ein Teufelskreis. Es ist die vermeintlich "einfache" Lösung, doch wenn man sich einmal die Mühe macht, sich durch seriöse (!) wissenschaftliche Studien zu lesen, erkennt man, dass diese "Lösungen" sehr kurzsichtig gedacht sind. (Allerdings interessiert in der Land-/Wirtschaft auch nur das schnelle Geld - was will man also erwarten. Nachhaltigkeit kostet. Zeit, Ressourcen und Kraft.)
    Befasst man sich aber ernsthaft mit dem Thema, kann man sich der Erkenntnis nicht entziehen, dass das ökologische System sehr komplex und sehr empfindlich ist - dort, wo man gravierend eingreift, bringt man mehr aus dem Gleichgewicht als einem zunächst oberflächlich bewusst ist.

    Ein gesunder Boden mit einem aktiven Bodenleben ist Grundvoraussetzung, damit die Pflanzenschutzmittel (sind ja alles organische Verbindungen) gut abgebaut werden können. Insofern bedingt das Eine das Andere. Auf chemischen Pflanzenschutz kann man in der modernen Landwirtschaft nicht verzichten. Genauso wichtig ist allerdings eine gesunde Fruchtfolge und der Anbau von Zwischenfrüchten. Der Boden sollte eigentlich immer mit einer Pflanzendecke oder einer Mulchschicht geschützt sein. Leider ist es immer noch Unsitte, den Boden im Herbst zu pflügen, um ihn dann mehrere Monate brach liegen zu lassen. Solche Eingriffe sind natürlich weitaus schädlicher für das Bodenleben.

    Ein weiterer Aspekt ist grundsätzlich die Düngung.
    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Pflanzen, deren Nährstoffhaushalt sehr gut ist, nur wenig anfällig für Erkrankungen sind.
    Anneliese schrieb auf eine Frage von mir auch einmal, dass Alternaria bei Tomaten i.d.R. eine Mangelerkrankung sei.
    Diese Aussage bestätigte sich bei mir dann - wann immer ich wirklich auf die Düngung achtete, verschwand Alternaria-Befall wieder oder trat gar nicht erst auf.

    Natürlich spielt eine gute Nährstoffversorgung eine wichtige Rolle bei der Abwehr von Krankheiten. Da bringen die besten Resistenzen nichts, wenn die Pflanzen unter Nährstoffmangel und Stress leiden und dadurch geschwächt sind. Alternaria sind Schwärzepilze, die v.a. in der Abreifephase Pflanzen befallen. Dagegen hat sich der Einsatz von Strobilurinen aber bestens bewährt.
    Eine einseitige oder überzogene Stickstoffdüngung kann v.a. Mehltauinfektionen begünstigen.

    Ich rechne nicht damit, dich vom Einsatz der Spritzmittel abbringen zu können ;)
    Wollte das Obige aber in diesem Kontext nur erwähnt haben, vielleicht dient es ja dem Ein oder Anderen, der über dieses Thema stolpert, als Anregung für eigene Recherchen oder alternative Lösungsversuche.
     
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