Schnitt bei vernachlässigten Apfelbaum

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Hallo miteinander,

wir haben im Garten einen jungen Apfelbaum (3 Jahre) der Sorte Summerred, den wir damals geschenkt bekommen haben. Ich habe schon einmal das Bäumchen anhand eines Buches beschnitten, den "Erfolg" kann man auf den Fotos sehen.
Heuer hat es durch einen späten, strengen Frost sämtliche Knospen abgefroren weshalb wir keinen einzigen Apfel am Baum hatten. Dafür ist der Baum aber gewachsen wie verrückt.

Es wäre sehr freundlich, wenn mir jemand anhand der Fotos Nachhilfe in Sachen Apfelbaumschnitt erteilen könnte.

Danke Stefan ;)

Baum22.jpg Baum11.jpg
 
  • Linserich

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    Hallo und herzlich willkommen hier!

    Du siehst vermutlich selber, dass der Baum schrecklich schief gewachsen ist. Das kann man aber in diesem Stadium noch korrigieren.

    Zunächst empfehle ich dir aber, einen neuen höheren Pfahl dem Baum zur Seite zu stellen. Zieh am besten einen oder auch beide jetzigen Pfähle heraus und ramme in die bestehenden Löcher neue Pfähle, die mindestens 2 m hoch sind, rein.

    Dann schau, dass du den Baum so zu dem Pfahl ziehen kannst, der vom Baum weg steht (auf dem zweiten Bild der rechte Pfahl), so dass der Stamm mitsamt Leittrieb (das ist derjenige Trieb, der am höchsten gewachsen ist) einigermassen senkrecht wird. Vermutlich wirst du den Stamm und den Leittrieb an mehreren Stellen relativ eng binden müssen, damit das ganze Gebilde eine senkrechte Gerade bildet (komplett gerade wird es natürlich nicht werden, aber mit der Zeit wird der Stamm schon noch mehr oder weniger gerade werden).

    Für das würde ich am besten starke und breite Schnüre, die wie ein Band sind, nehmen, damit sie sich möglichst nicht ins Holz schneiden. Du musst trotzdem jedes Jahr darauf achten, ob das Band sich ins Holz einarbeitet oder nicht. Nötigenfalls dann lockern oder neu binden.

    Dann die Frage: Willst du einen Hochstamm, Niederstamm oder Buschbaum? Was für eine Unterlage hat der Baum?

    Jenachdem musst du die niedrigsten Zweige und Äste abschneiden. Weiter oben würde ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts schneiden. Ausser vielleicht den Leittrieb um ca. einen Drittel bis kurz oberhalb einer starken flachen (!) Knospe kürzen. Eine flache Knospe darum, weil das Zweige und neue Äste werden. Die etwas dickeren Knospen werden in der Regel Blüten. Das erkennt man aber nicht immer.

    Ansonsten ist es ein wirklich schöner Baum (abgesehen von der Schieflage).
     

    Stupsi

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    Einen noch so jungen Baum würde ich erst nach dem Winter schneiden, jetzt nicht mehr.
     
  • Registriert
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    An der Stelle, an der er schief wurde ist er bei einem starken Sturm leicht angebrochen. Die Stelle ist unter dem Tuch am oberen Ende der Pfähle, das dürfte sich aber gut verwachsen haben (es schaut zumindest optisch so aus).

    Das mit dem Pfählen und dem anbinden werde ich die nächsten Tage erledigen.

    Werden soll es ein Niederstamm. Soll ich dann im Frühjahr (April?) die beiden untersten Äste abschneiden?

    Was du mit Unterlage meinst ist mir nicht ganz klar. Der Bodenaufbau besteht aus ca. 40 cm schwerer Muttererde, darunter ist ca. 2 - 3 Meter Füllmaterial bestehend aus Schotter vermischt mit Lehm, Erde und Sand. Das Loch für den Baum habe ich damals groß und tief gegraben, die Erde gelockert und ein paar Schaufeln Kompost dazu gegeben.
     
  • Pyromella

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    Hallo Gelegenheitsgaertner, lass mich dir erklären, was mit "Unterlage" gemeint ist. Dein Apfel ist auf eine Unterlage veredelt. Dazu nimmt man relativ robuste Baumarten, z.B. Wildäpfel und darauf pfopft man die gewünschte Edelsorte. Die Propfstelle solltest du noch als Knubbel sehen können. Es gibt für diese Unterlagen verschiedene Arten, die genommen werden, da habe ich leider zu wenig Ahnung von. Ich weiß nur, dass sie zum Teil sehr wüchsig sind - das gibt dann einen hohen Baum. Wenn die Unterlage schwach wüchsig ist, dann ist es leichter, einen niedrigen Baum daraus zu ziehen.

    Wenn du einen Niederstamm haben möchtest, wieso willst du dann die unteren Äste abschneiden? Dann förderst du doch das Wachstum nach oben - oder habe ich gerade einen Denkfehler drin?

    Liebe Grüße, Pyromella
     
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    Ah, jetzt ist es mir klar! :grins:

    Den Knubbel kann man jetzt noch sehen, wie ich den Baum gepflanzt habe war die Stelle offensichtlich.
    Leider habe ich aber keine Ahnung, was da als Unterlage verwendet wurde. Gekauft wurde der Setzling beim lokalen Gärtner.

    Das mit dem Abschneiden der beiden untersten Äste war ein bisschen meine Theorie, da sie doch ziemlich weit unten ansetzen und der Baum heuer eigentlich nur oberhalb in die Höhe gewachsen ist.
     
  • Stupsi

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    Die unteren läßt du schön dran :grins:

    Dein Bäumchen muss Seitenäste bekommen, denn da kommen nachher die Äpfel dran.
    Also du kannst die seitlichen nachher immer mal einkürzen wenn er älter ist, damit die schön waagerecht wachsen und nicht so steil nach oben.
    Man kann bei jungen Bäumen aber auch Gewichte dran hängen (Tontopf, Vogelhäuschen etc. damit sie ein bisschen waagerechter wachsen.

    Nach oben brauchst du einen Hauptstamm, da nimmt man den der am senkrechtesten wächst, wenn du den abschneidest wachsen an der Schnitt-Stelle 3-4 neue nach, davon nimmt man wieder den senkrechtesten und die anderen werden eingekürzt, das bilden dann nachher neue Seitenäste.
    Das machst du aber nur, wenn du keinen guten Hauptstamm hast , sonst nix abschneiden, wachsen lassen.

    Also alles was links und recht wächst = Seitenäste, die waagerecht bekommen durch einkürzen oder Gewichte, Hauptstamm wachsen lassen.
     

    Linserich

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    Ich würde auch die untersten Äste abschneiden, alleine schon aus optischen Gründen. Dann wird es ein Niederstamm.

    Zusätzlich würde ich aber noch ausser dem Leittrieb auch den anderen Zweigen die Spitze nehmen. Schneide sie jeweils so, dass die oberste verbleibende Knospe nach aussen schaut. Beim Leittrieb würde ich wie bereits erwähnt ca. ein Drittel weg nehmen, bei den weiter unten verbleibenden Zweigen ca. die Hälfte des diesjährigen Zuwachses wegnehmen.

    Schneiden würde ich Ende Februar, Anfangs März. Der sogenannte Winterschnitt fördert das Wachstum, der Schnitt im Sommer (meist Ende Juli, Anfangs August) beruhigt den Baum.

    Schau einfach, dass sich keine überkreuzende oder nach innen wachsende Zweige bilden. Fruchtansätze dürfen bleiben.

    Wegen der Unterlage würde ich mir ohnehin nicht allzuviel Gedanken machen. Der Baum wächst ja prächtig und scheinbar doch nicht zu mächtig. Das dürfte genau richtig für einen Niederstamm sein.

    Edit: Wie ich sehe, rät Stupsi eher dazu, die unteren Zweige stehen zu lassen. Kann man auch, das ist unter anderem auch Geschmackssache und eine Frage der Optik. Ich überlasse dir natürlich den Entscheid. :)

    Kompromiss: Schneide den mittleren Zweig ab und lass die anderen stehen. Sonst werden sie zu dicht.
     

    Stupsi

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    Hab mir das Foto noch mal vergrößert, du müsstest den Zweig der jetzt komplett nach links abdriftet und ja eigentlich der Hauptstamm ist ein wenig senkrechter bekommen.

    Ich würde dafür rechts vom Baum noch mal einen höheren Pfahl in den Boden hauen und den einen links stramm daran nach rechts festbinden, noch ist der Ast jung und biegsam, vielleicht bekommst du ihn etwas rüber, kerzengerade wird der nicht mehr.

    Oder du nimmst es in kauf das er quasi auf 1,50 m (kann die Höhe schlecht abschätzen)zweigeteilt wächst, dann such die sowohl auf der rechten wie auf der linken Seite einen Zweig der am senkrechtesten wächst und mach daraus neue Hauptstämme, dann hat dein Bäumchen ebend nachher quasi 2 Kronen.
     
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    Danke erstmal für die Antworten und Tips.

    Ich habe heute die Pfähle gegen längere und dickere ausgetauscht und außerdem zusätzlich noch einen dritten eingeschlagen.Leider hatte ich keine passende Schnur (Band) zuhause.

    Probeweise habe ich mal versucht, den Baum mit den Händen gerade hinzudrücken. Das ging eigentlich gar nicht, der Haupttrieb ist schon ganz schön stabil. Nachdem der untere Teil des Stammes halbwegs gerade ist und er erst ab der Stelle auf ca. 130cm schief wächst, hatte ich eine andere Idee: Könnte man nicht einfach einen Pfosten mit Spanngurten an den Stamm spannen und mit dem oberen Gurt Schritt für Schritt über einen längeren Zeitraum den Stamm gerade "ziehen"?

    Für uns ist es nicht so wichtig, dass der Baum gestriegelt genau gerade im Garten steht, weshalb die Idee mit den zwei Kronen durchaus überlegenswert ist.


    a3.jpg
     
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  • Linserich

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    Ja das kannst du. Meine Überlegung wegen einem geraden Stamm war vorallem deswegen, damit er eine bessere Standfähigkeit hat. Und damals wusste ich noch nicht, ob du Hoch- oder Niederstamm wolltest.

    Bei Hochstamm wäre es wichtig gewesen. Die Idee mit den zwei Kronen kannst du sehr gut verfolgen.
     
  • Stupsi

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    Ich hatte im Garten damals auch einen Apfelbaum der so ab 80cm Höhe zwei Seiten ausgebildet hat, ganz ehrlich , vom Anblick her gefiel der mir nachher sogar besser als die gerade gewachsenen :grins:
    und ernten konnte man auch besser da man in die Mitte auch mal schnell reinsteigen konnte ohne Leiter.
     
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