Wahrscheinlich hasst ihr mich wenn ich das hier zuende geschrieben hab, aber ich muss einfach mal schimpfen! Dannach werd ich versuchen zu helfen.
1. Katzen lassen sich sehr wohl erziehen! Man braucht nur mehr Ausdauer als die Katze und man muss sich damit auseinander setzen was die Katze einem mit diesem Verhalten sagen will.
Ich mache mit meinen Katzen Clickertraining und kriege sie dadurch nichtnur dazu Dinge zu lassen, die sie lassen sollen, ich bringe ihnen auch Verhalten bei, dass ich mir wünsche. Allerdings geht das nur wenn die Katze das Verhalten "anbietet". So habe ich meine scheue Katze mittlerweile so weit, dass sie sich auf den Arm nehmen lässt (als ich sie das erste mal berühren wollte biss sie mich aus Panik). Meine Prinzessin hat fast komplett aufgehört Unfug zu treiben und versucht meine Aufmerksamkeit durch "Männchen machen" und "Pfötchen geben" zu erlangen, was nichtnur ruhiger, sondern auch möbelschonender ist. Nur der Perser ist aktuell noch untrainiert und deswegen manchmal "ungezogen".
Zu meinen Grazien:
Eine meiner Katzen ist ein Siammischling, die locker 2 Stunden durchmaunzen kann. Dann habe ich noch einen Persermischling mit Persönlichkeitsproblemen (von der Katzenmama verstoßen -> denkt ich wäre ihre Mama) und einen reinrassigen Perser, der zu dumm ist seine eigene Sch... zu vergraben. Alle 3 sind mehr oder minder starke Notfälle. Dass ich einen bunten Rassemix habe liegt also eher am Zufall.
2. Egal wo ihr lebt, ich halte es für grob fahrlässig die Katze frei draußen herumlaufen zu lassen!
Kommt mir bloß nicht mit "eine Katze braucht Freiheit". Eine Katze braucht ein artgerechtes Revier. Das kann man auch in einer Wohnung schaffen, sonfern man bereit ist sich darauf einzulassen! Dazu gehören Kratzbäume, Rückzugsmöglichkeiten, ausreichend Toiletten und angemessene Fressplätze. Wer kann kann für seine Katze auch einen "Catwalk" quer über die Wohnzimmerwände legen. Tatsache ist: Eine artgerechte Haltung in einer Wohnung oder einem Haus ist möglich. (Abgesehen davon würdet ihr Schlangen ja auch nicht auf der Terasse herumlaufen lassen, nur weil es im Sommer so schön warm ist und die Tiere doch Freiheit brauchen, oder?!)
Draußen gibt es für Katzen eine ganze Menge Gefahren. Wusstet ihr, dass Freigänger eine 5-7 Jahre verkürzte Lebenserwartung haben im Vergleich zu Wohnungskatzen? Klar gibt es Ausnahmen, die jedem Giftköder, Katzenhasser und Auto ausweichen. Es gibt aber auch genug Katzen, die das nicht schaffen. Jede Maus kann kurz zuvor einen arsenhaltigen Giftköder geschluckt haben und dann die Mahlzeit von Mieze werden. Fallen für Marder können auch Katzen erwischen. Hundehasser legen vergiftete Würstchen aus - wer sagt, dass eure Katze klug genug ist dies nicht zu fressen?
Ich darf vertraglich meine Siamkatze gar nicht aus dem Haus lassen, nur so am Rande. Obwohl wir neben einem Park wohnen. Aber ich würde es auch gar nicht. Sie können auf den abgesicherten Balkon, der ist im Sommer quasi immer offen. Aber der Balkon ist nur halb so interessant wie auf meinem rechten Knie herumgammeln. Okay: außer bei strahlendem Sonnenschein!
3. Katzen sind keine Einzelgänger. Punkt.
Es hat einen Grund, warum sich so ein reinliches Tier wie eine Katze nur 90-95% ihres Felles selber putzen kann. Sie braucht andere Katzen zur Gesellschaft und zur Pflege, zum Spiel, zum Beisammensein. Nichteinmal eine Hausfrau wie ich kann einer Katze eine andere Katze ersetzen.
Meine Kleinste ist ja schon ein extrem gestörtes Biest im Umgang mit anderen Katzen. Dauernd knurrt sie, beißt sie, schlägt sie, weil sie denkt, dass Katzen das untereinander tun (so hat sie es von ihrer echten Mama gelernt). Nur durch die Nähe zu meiner zweiten Katze, der Siam, hat sie gelernt auch schmusen zuzulassen. Dieses Rudelgefühl kann und will ich nicht ersetzen.
----------------------------------------------------------
Nachdem ich also die Schimpftirade los bin gehts an dein akutes Problem:
Dein Kater hat dich voll im Griff. Er hat gelernt "Ich brauche nur zu Jammern, dann kommt sie und bedient mich". Jaja, ich kenn das auch. Besonders kurz vor der Fütterung... manchmal gehts aber auch nur um "Guck mal was ich mache", bzw. "Beschäftige dich mit mir! Hier bin ich! HIER!!". Du hast irgendwann nachgegeben und seitdem hat er gelernt:
Jammern -> Ich kriege was ich will
Jetzt musst du dich entscheiden. Willst du eine Lösung finden, bei der DU Kompromisse eingehst? Oder muss die Katze sich dran gewöhnen, dass sie um 20 Uhr raus und um 7 Uhr rein gelassen wird (oder wie auch immer du die Zeiten legen willst)? Wenn du dich entscheidest nichtmehr den Butler zu spielen wirst du ein paar harte Wochen vor dir haben. Du musst ausdauernder sein als die Katze.
Was tun?
Ich würde dir empfehlen mit Clickertraining anzufangen. So stärkst du zum Einen die Bindung zwischen euch, zum Anderen bekommst du die Möglichkeit deine Wünsche durch "shaping" durchzusetzen. Es gibt Bücher dazu, alternativ schreibst mir ne private Nachricht und ich fasse für dich das Prinzip zusammen und stelle für dich einen Trainingsplan auf.
Die Grundlagen stehen? Jetzt ist es wichtig, dass du das Jammern ignorierst und nicht-jammern belohnst. Dazu wirst du die ein oder andere Trainingsrunde Nachts/Abends/Morgens einlegen müssen, Oropax schaden aber sicher auch nicht! Die Katze muss lernen:
Jammern -> Ich kriege auf keinen Fall was ich will, egal wie lange ich es versuche
Aber das absolut Wichtigste: ES GIBT NIEMALS AUSNAHMEN VON DER REGEL! Egal wie müde du bist. Egal wie genervt du bist. Egal wie frustriert du bist. Die Katze versteht Ausnahmen nicht. Sie denkt "ab jetzt gilt die Regel nicht mehr" und fällt in ihr altes Muster zurück. Nur wenn DU stärker als die Katze bist wird sie es akzeptieren. Sie wird ruhig vor der Terassentür sitzen oder sich einen Schlafplatz suchen um 2 Stunden später auf dich zu warten.
Nur weil sie herzzerreißend jammert heißt das auch noch lange nicht, dass sie leidet. Katzen verstecken wahres Leid gerne, damit sie vor Konkurrenten und Feinden nicht als "Schwächling" dastehen. Wenn es deiner Katze schlecht gehen würde, würde sie sich zurückziehen und apathisch werden. Wenn sie lauthals schreit gehts ihr prima (Ausnahme: Im Fenster eingeklemmt sein! Darum sollten Fenster niemals auf Kipp stehen, denn Katzen können sich dort einklemmen und schlimme Frakturen an der Wirbelsäule zuziehen!). Sie mag empört sein und wütend, aber das legt sich. Sie wird es dir auch nicht übel nehmen. Ihr spielt zwar ein Machtspielchen, aber solange du nicht schlägst gibt es keinen Grund dich zu hassen. Das ist Menschendenken. Du projezierst dann das, wie du dich fühlen würdest, auf das Verhalten des Tieres. "Ich wäre jetzt auch total genervt" oder "Ich kann verstehen, dass du sauer bist!" funktioniert bei einem Tier nicht.
Die einfachere Lösung wäre immernoch eine Katzenklappe! *lach*