Glaube nämlich, dass Tomaten grundsätzlich nicht einjährig sind, sondern einfach nur, wenn der Frost sie holt.
In diesem Forum ein alter Hut! Die Mehrjährigkeit von Tomaten hab ich bereits in meinem ersten Jahr als Hobbygärtner bewiesen!
Im Prinzip eignet sich jede Tomate für eine Überwinterung. Vorzugsweise aber kompaktwüchsige Topftomaten.
Folgende Sorten lassen sich in kleinen Töpfchen mit einem Ø von 17 cm (2 Liter) kultivieren:
- Balconi Red
- Balconi Yellow
- Minibel
- Minibel II
- Red Robin
- Vilma
- Yellow Canary
- Venus
- MikroTom Red
- MikroTom Yellow
%
- und weitere Topftomaten
Gescheitert ist bei mir
Balkonstar. Sie ist keine Topftomate, eher eine normale Buschtomate. In größeren Töpfen (etwa 5 Liter) bringt sich auch dann an der Fensterbank einen zufriedenstellenden Ertrag!
Wer keine Topf-Tomaten zur Hand hat, kann es auch mit regulären Stabtomaten versuchen: Dazu macht man zur jetzigen Jahreszeit einen Steckling. Erzieht ihn an der Fensterbank bis zur gewünschten Höhe. Bricht dann die Triebspitze aus und lässt die Geiztriebe wachsen. Wegen der geringen möglichen Topfgröße auf der Fensterbank eignen sich vorzugsweise Cherrytomaten.
Bei der Fensterbank-Kultur finden sich 6x Punkte, die ich noch ansprechen möchte:
- Die Aussaat von Topf-Tomaten sollte bis spätestens Mitte August erfolgen. Die Stecklingsgewinnung bis spätestens Mitte September. Damit die Pflanzung noch genügend Zeit haben Blattmasse zu gewinnen. Sie tun sich dann mit der Photosynthese über den Winter leichter!
- Das wohl größte Problem ist der Faktor Licht. Die Fensterbank sollte hell sein. Dabei gelingt die Kultur auch auf Nordseite, wenn die Fensterbank nur hell ist. Treten Probleme auf (Chlorose, Geilwuchs) sollte eine kühlere Fensterbank gewählt werden. Insgesamt darf die Fensterbank nicht zu warm gewählt werden: Mit höherer Temperatur steigt der Bedarf nach Licht.
- Für den Geschmack scheint das Licht erst an dritter Stelle zu kommen. An zweiter Stelle steht die Sorte. An erster Stelle steht die Nährstoffversorgung. Zumindest meiner Erfahrung nach. Hauptverantwortlicher für Geschmack ist Kalium.
- Was die Düngung angeht gelten auf der Fensterbank eigene Gesetze: Düngung mit organischen Stoffen wie Animalin oder Hornmehl ist unangemessen. Es sorgt lediglich für Schimmelbildung evtl. auch Geruchsbildung. Auch die Nährstoffe werden der Tomate nicht zugänglich, es fehlt auf der Fensterbank an Bodelebewesen. Es muss daher flüssig gedüngt werden. Hier empfiehlt sich spezieller kaliumbetonter, flüssiger Tomatendünger. Durch die Kalium-Betonung gleicht man etwas das Licht aus. Es kann aber auch jeder andere flüssige NPK-Dünger verwendet werden, welcher allerdings nicht Kalium-betont ist. Ansonsten ist eine mäßige Düngung wichtig. Tomaten sind in kleinen Töpfchen schnell überdüngt. Mäßige Düngung sorgt für ein geringeres Geilwuchs-Risiko, regt die Blüten- bzw. die Fruchtbildung an und ist verantwortlich für guten Geschmack.
- Durch fehlen von Wind und Bestäuberinsekten muss die Vibrationsbestäubung per Hand ausgelöst werden. Andernfalls fallen die Blüten unbestäubt ab. Günstig ist es die Blütenstände täglich mehrmals zu schütteln. Alternativ kann man auch einen Ventilator hinstellen, der die Pflanze anbläst und zum vibrieren bringt.
- Ein großes Problem sind auch Schädlinge. Speziell Weiße Fliegen, Blattläuse und Spinnmilben. Hier muss man auf Zack sein. Die entwickeln sich an der Fensterbank besonders gut & schnell: Keine natürlichen Feinde, gleichmäßige Temperaturen, kein Wind, kein Regen, usw. Entdeckt man den Befall sehr frühzeitig ist er allerdings leicht zu managen.
Hinweis Es empfiehlt sich nach wie vor regulär im zeitigen Frühjahr Tomaten auszusäen. Überwinterte Tomaten verlieren an Ertragsleistung, Wuchsfreudigkeit und die Krankheitsanfälligkeit nimmt zu. Daher nur den Bedarf an Fensterbanktomaten für den Winter mit abdecken!
Hier noch ein paar Fotos einer Topf-Tomate auf der Fensterbank (Minibel):
Und hier eine reguläre, für die Fensterbank erzogene Stabtomate:
Man muss sich nur bewusst sein, dass eine Tomate kein Kaktus ist!
Grüßle, Michi
