Ah, O.K. also dann….. los geht es.
Bisher bin ich auf viele Dinge nicht eingegangen, weil es nicht deine Frage war und auch nicht dein dringlichstes Problem. Aber natürlich sind mir ein paar Sachen aufgefallen, auch bei dem „Vorher“ Bild, die darauf hindeuten, dass einiges bei Dir in der Pflege nicht so ganz rund läuft.
Zuerst, vergiss den Begriff „Wassertriebe“ bei deinem Citrusbäumchen. Der stammt aus dem Obstbau, in erster Linie Apfel. Es bezeichnet Triebe, die steil nach oben schiessen und kein oder wenig Fruchtansatz haben. Zumindest im ersten Jahr. Man kann die aber verwenden, um ein Astgerüst aufzubauen, wenn man grad an einer Stelle einen Ast braucht. Bei Citrus gibt es diese Unterscheidung Wasserschoss/Fruchtholz in dem Sinne nicht. Die können an ziemlich allen Stellen blühen, wenn sie denn blühen. Besonders stark jedoch an den Enden jedes Triebes. Daher führt jeder Schnitt zu Verringerung der Blüte und Frucht. Ist aber nicht zu vermeiden, da…..
Citronen und Apfelsinen werden ausgepflanzt richtig große Bäume. Ungefähr so, wie ein mittlerer Apfelbaum hier. Und schieben Triebe, die so dick sind, wie ein Männerdaumen. Ganz so dolle ist das im Topf natürlich nie, aber die Pflanze weiß ja nicht, dass sie eigentlich klein bleiben soll. Bei guter Versorgung, Dünger, Wasser und Licht, Licht, Licht! schieben sie trotzdem Triebe, die in der Proportion unpassend, also hässlich sind. Schnitt ist nötig. Zum anderen verkahlen sie mit den Jahren an den älteren Ästen. Wieder Schnitt, um einen Neutrieb aus dem alten Holz zu bekommen.
Gerade Zitrone und Apfelsine neigen dazu, vor Allem nach oben zu wachsen, nur wenig zur Seite. Also wieder Schnitt, um schöne, runde Kronen zu erhalten.
Da du eine Pflanze aus einem Samen hast, besteht nicht die Gefahr, dass sie aus der Unterlage treibt. Es kann dir nur Recht sein, wenn sie aus dem Stamm treibt und du mehr Äste erhältst, vor Allem, wenn du eh einen Busch möchtest. Je mehr, desto besser.
Junge Triebe, die „einfach“ abfallen…..deuten auf Probleme in der Wasserversorgung. Zu wenig, aber ganz genauso zu viel. Was unter dem Strich das Selbe ist. Die Erklärung weshalb, würde jetzt zu ausufernd. Ist so, glaub es erst mal.

Auch Überdüngung kann dafür verantwortlich sein. Ups, vergessen, dann nehm ich jetzt doppelt so viel, funktioniert nicht. Der Schuss geht nach hinten los.
Dass du dein Bäumchen vorsichtig an die Sonne gewöhnst und den Baum nicht aus der Wohnung direkt in die Knallsonne stellst, davon gehe ich jetzt erst mal aus. Du stellst den doch raus, hoffe ich?
Den Trieb, den deine Pflanze jetzt noch hat, der ist zum größten Teil im Winter in der Wohnung gewachsen. Das sieht man ihm an. Das taugt nicht wirklich, normalerweise würde ich sagen, alles, was im Winter gewachsen ist, weg. Da dann aber gar nichts mehr übrig bleibt, will ich dir das nicht zumuten.
Aber stark einkürzen auf jeden Fall. In etwa da, wo die Blätter so arg riesig und Salatblattartig werden. Das ist kein Zeichen von Gesundheit, sondern die Not der Pflanze, die irgendwie versucht, genügend Licht zu erhaschen. Ein Grund, warum die warme Überwinterung so problematisch ist.
Schneide so, dass du jeweils ca. 1/2 cm über einem nach Außen weisenden Blatt schneidest. Denn dort wird auf jeden Fall ein neuer Trieb gebildet. Weiter nach unten kann sein, wäre schön, ist aber nicht unbedingt garantiert. Egal, ob dann eine Verzweigung oder ein neuer Trieb zum Opfer fällt. „Scharfe Schere, kaltes Herz“ ist der passende Gärtnerspruch dazu.
Du kannst deiner Pflanze jetzt erst mal 4 bis 6 Wochen Zeit geben, im neuen Topf zu Wurzeln und Draußen Energie zu tanken, bevor du schneidest. Das Ergebnis wird üppiger sein.
Leider kann ich das mit dem Einzeichnen nicht. Bin kein „digital native“. Aber andere können das und werden es sicher auch tun.
Exkurs Ende. Ich hoffe, ich konnte Deine Fragen alle beantworten und dir ein besseres Gefühl für die Bedürfnisse deines Pfleglings geben.