Vita
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- Registriert
- 16. März 2007
- Beiträge
- 1.911
Hallo
sorry, ich habe gerade leider ganz wenig Zeit und das Gärtnern kommt viel zu kurz, aber deeeen hier möchte ich zum Allerbesten geben. Das ist mir heute passiert:
Hat jemand ein Schnittmuster, wie man den Federbalg am Stück samt aller zierenden Federn und unbeschmutzt von einem Fasan abbekommt?
Ich gehe heute am frühen Abend in den Garten, etwas großes Dunkles fliegt aus der hinteren Ecke von der Mauer auf, schraubt sich in die Luft und gewinnt langsam an Höhe und Geschwindigkeit, wendet sich der verglasten Wand des lichten, fünfstöckigen Treppenhauses des Nachbarhauses zu - und knallt in Höhe des dritten Stocks frontal vor die Scheibe.
Der bunte Vogel prallt meterweit ab und stürzt in den Hof.
Kermit und ich schauen uns entgeistert an und sind ganz verdattert vor Schreck. Ein Fasan mitten in der Stadt, gut, das hatten wir vor Jahren schon mal, aber der letzte Flieger hatte bei seiner Flucht eine andere Richtung genommen und blieb heil.
Wo liegt er? Ich sehe ihn nicht, die Gartenmauer ist zu hoch, ich hole eine Leiter, steige hinauf, ich sehe ihn immer noch nicht - gleich gehe ich auf ein kleine Verabredung zum Käffchen hoch zu C. und von ihrem Balkon aus könnte ich ihn erspähen ...
Die bunten Federn, der Braten - obsessives Jagdfieber löst den bleichen Schreck und das Mitleidsgefühl ab. Den Balg muss ich haben! Das ist meiner, auch wenn diese Form der "Jagd" etwas unorthodox und - zugegeben - völlig zufällig ist.
Tja, und nu habe ich ihn. Wie der Zufall es wollte, brachte eine Nachbarin ihren Müll zur Tür heraus, als ich um die Ecke bog, um noch einmal zu versuchen an einer Pforte zu rütteln und in den verschlossenen Innenhof zu gelangen. Sie hat einen Schlüssel.
Ein schönes und obendrein junges Tier. Die Beine sind dunkel, glatt und ledern, der Sporn ist noch ganz kurz und stumpf und die Schwanzfedern sind fast ausgewachsen. Beim Gedanken ihn anzuschneiden, um dem stillen Vogel sein prächtiges Federkleid über den Kopf zu ziehen, wird mir jetzt leicht übel. Unter den Flügeln ist er noch warm, von der Schnabelspitze tropft ein wenig hellrotes Blut, die Nickhaut ist über die Augen gezogen - tot, Genickbruch, klare Sache, kurz und herzlos.
Armer Tropf!
Vielleicht kann man ihn zum Abziehen zum Metzger bringen ... ich erinnere mich daran, wie ich als Kind auf einem Bauernhof des Dorfes die Hühnerschlachterei miterlebt habe, sah gar nicht so schlimm aus, und mein Fasan ist praktischerweise schon mausetot - aber bringe ich es übers Herz, den schillernden Körper tatsächlich zu verletzen? Ich schaudere.
Aber ich will seinen Skalp!!!
Heute abend kann ich das nicht entscheiden und hänge ihn kopfüber mit den Füßen in eine Schlinge an die kühle Hauswand. Ist er auch wirklich ganz tot?
Hoffentlich fällt mir morgen etwas dazu ein ...
Einen Jäger, ich brauche einen Waidmann - wen kenne ich denn da? Ah, genau, der Mann von H.R. ist Förster, also wohl auch Jäger. Zu dumm, dass sie nicht in der Nähe wohnen. Ich spreche aufgeregt auf ihren Anrufbeantworter, keine 30 Sekunden später meldet sich der Fachmann. Hm, ja, so in etwa hatte ich mir die Schweinerei vorgestellt; Bauch anritzen und vorsichtig bis zum Hals aufschlitzen, Beinchen anritzen, Haut anheben, mit den Fingern zwischen Haut und Muskeln fahren und den Körper nach links und rechts Richtung Rückgrat seitlich aus der "Decke" schlagen. Den Balg am Stück abzupellen dürfte schwierig werden. Sämtliche anhaftende Fleischreste müssen entfernt werden, dann inwändig salzen, um die Trocknung zu beschleunigen.
Und wenn man denn schon so weit ist, kann man den Vogel auch gleich ausnehmen und braten, meint er gelassen.
Klingt ermutigend! Jetzt gibt es nur noch ein winziges, hinderliches Problemchen: Mich!
Würde ich den Pechvogel einfach begraben, hätte ich keine zwiespältigen Gefühle.
Ob Schuldgefühle wohl ein eigenes Aroma haben? Junger Fasan mit gemischten Ekel-Schuldgefühlen in süßer Sahnetunke ... armer Kerl, von der Evolution vor seiner Zeit ausgemerzt - was treibt es den Dummerjan auch auf Reviersuche zwischen hohe, trügerische Häuserfronten, denke ich mich in verächtliche Wut, um das Mitleid abzuschütteln, das zwischen mir und der sinnvollen Veredelung einer befederten Leiche steht. Morgen, wenn sie steif wie ein Brett ist, wird's noch schlimmer, dann überwiegt der Ekel - und die Haut lässt sich nicht mehr so einfach abziehen, schätze ich. Andererseits ist es dann schon mehr ein "Es", ein unbewegtes Ding, ein Stück Nahrung, Essen mit Haaren, weniger ein "Er" oder eine "Sie" mit lebhaften Augen und klopfendem Herzen in der flauschig-warmen Brust ... wenn es wenigstens schon ausgezogen wäre und mehr Ähnlichkeit mit Fleisch hätte, das Viech!
Nur nicht so zimperlich, Jack the Ripper auf Abwegen!
Römertopf oder Spaten? Das ist hier die Frage.
Kermit grinst. "Das ist MEIN Vogel, ICH habe ihn erschreckt," zitiert er mich neckend.
"Du bist schon echt 'ne Marke", brummt er, "und nun brich nicht gleich in Panik aus; die nächste Zeit bleibt's kalt, keine Eile ... sag' mal, haben wir nicht Schonzeit und muss ein solcher Fund nicht beim nächsten Förster abgegeben werden?"
Blöde Frage! Und wo gibt's hier denn einen Förster?!
sorry, ich habe gerade leider ganz wenig Zeit und das Gärtnern kommt viel zu kurz, aber deeeen hier möchte ich zum Allerbesten geben. Das ist mir heute passiert:
Hat jemand ein Schnittmuster, wie man den Federbalg am Stück samt aller zierenden Federn und unbeschmutzt von einem Fasan abbekommt?
Ich gehe heute am frühen Abend in den Garten, etwas großes Dunkles fliegt aus der hinteren Ecke von der Mauer auf, schraubt sich in die Luft und gewinnt langsam an Höhe und Geschwindigkeit, wendet sich der verglasten Wand des lichten, fünfstöckigen Treppenhauses des Nachbarhauses zu - und knallt in Höhe des dritten Stocks frontal vor die Scheibe.
Der bunte Vogel prallt meterweit ab und stürzt in den Hof.
Kermit und ich schauen uns entgeistert an und sind ganz verdattert vor Schreck. Ein Fasan mitten in der Stadt, gut, das hatten wir vor Jahren schon mal, aber der letzte Flieger hatte bei seiner Flucht eine andere Richtung genommen und blieb heil.
Wo liegt er? Ich sehe ihn nicht, die Gartenmauer ist zu hoch, ich hole eine Leiter, steige hinauf, ich sehe ihn immer noch nicht - gleich gehe ich auf ein kleine Verabredung zum Käffchen hoch zu C. und von ihrem Balkon aus könnte ich ihn erspähen ...
Die bunten Federn, der Braten - obsessives Jagdfieber löst den bleichen Schreck und das Mitleidsgefühl ab. Den Balg muss ich haben! Das ist meiner, auch wenn diese Form der "Jagd" etwas unorthodox und - zugegeben - völlig zufällig ist.
Tja, und nu habe ich ihn. Wie der Zufall es wollte, brachte eine Nachbarin ihren Müll zur Tür heraus, als ich um die Ecke bog, um noch einmal zu versuchen an einer Pforte zu rütteln und in den verschlossenen Innenhof zu gelangen. Sie hat einen Schlüssel.
Ein schönes und obendrein junges Tier. Die Beine sind dunkel, glatt und ledern, der Sporn ist noch ganz kurz und stumpf und die Schwanzfedern sind fast ausgewachsen. Beim Gedanken ihn anzuschneiden, um dem stillen Vogel sein prächtiges Federkleid über den Kopf zu ziehen, wird mir jetzt leicht übel. Unter den Flügeln ist er noch warm, von der Schnabelspitze tropft ein wenig hellrotes Blut, die Nickhaut ist über die Augen gezogen - tot, Genickbruch, klare Sache, kurz und herzlos.
Armer Tropf!
Vielleicht kann man ihn zum Abziehen zum Metzger bringen ... ich erinnere mich daran, wie ich als Kind auf einem Bauernhof des Dorfes die Hühnerschlachterei miterlebt habe, sah gar nicht so schlimm aus, und mein Fasan ist praktischerweise schon mausetot - aber bringe ich es übers Herz, den schillernden Körper tatsächlich zu verletzen? Ich schaudere.
Aber ich will seinen Skalp!!!
Heute abend kann ich das nicht entscheiden und hänge ihn kopfüber mit den Füßen in eine Schlinge an die kühle Hauswand. Ist er auch wirklich ganz tot?
Hoffentlich fällt mir morgen etwas dazu ein ...
Einen Jäger, ich brauche einen Waidmann - wen kenne ich denn da? Ah, genau, der Mann von H.R. ist Förster, also wohl auch Jäger. Zu dumm, dass sie nicht in der Nähe wohnen. Ich spreche aufgeregt auf ihren Anrufbeantworter, keine 30 Sekunden später meldet sich der Fachmann. Hm, ja, so in etwa hatte ich mir die Schweinerei vorgestellt; Bauch anritzen und vorsichtig bis zum Hals aufschlitzen, Beinchen anritzen, Haut anheben, mit den Fingern zwischen Haut und Muskeln fahren und den Körper nach links und rechts Richtung Rückgrat seitlich aus der "Decke" schlagen. Den Balg am Stück abzupellen dürfte schwierig werden. Sämtliche anhaftende Fleischreste müssen entfernt werden, dann inwändig salzen, um die Trocknung zu beschleunigen.
Und wenn man denn schon so weit ist, kann man den Vogel auch gleich ausnehmen und braten, meint er gelassen.
Klingt ermutigend! Jetzt gibt es nur noch ein winziges, hinderliches Problemchen: Mich!
Würde ich den Pechvogel einfach begraben, hätte ich keine zwiespältigen Gefühle.
Ob Schuldgefühle wohl ein eigenes Aroma haben? Junger Fasan mit gemischten Ekel-Schuldgefühlen in süßer Sahnetunke ... armer Kerl, von der Evolution vor seiner Zeit ausgemerzt - was treibt es den Dummerjan auch auf Reviersuche zwischen hohe, trügerische Häuserfronten, denke ich mich in verächtliche Wut, um das Mitleid abzuschütteln, das zwischen mir und der sinnvollen Veredelung einer befederten Leiche steht. Morgen, wenn sie steif wie ein Brett ist, wird's noch schlimmer, dann überwiegt der Ekel - und die Haut lässt sich nicht mehr so einfach abziehen, schätze ich. Andererseits ist es dann schon mehr ein "Es", ein unbewegtes Ding, ein Stück Nahrung, Essen mit Haaren, weniger ein "Er" oder eine "Sie" mit lebhaften Augen und klopfendem Herzen in der flauschig-warmen Brust ... wenn es wenigstens schon ausgezogen wäre und mehr Ähnlichkeit mit Fleisch hätte, das Viech!
Nur nicht so zimperlich, Jack the Ripper auf Abwegen!
Römertopf oder Spaten? Das ist hier die Frage.
Kermit grinst. "Das ist MEIN Vogel, ICH habe ihn erschreckt," zitiert er mich neckend.
"Du bist schon echt 'ne Marke", brummt er, "und nun brich nicht gleich in Panik aus; die nächste Zeit bleibt's kalt, keine Eile ... sag' mal, haben wir nicht Schonzeit und muss ein solcher Fund nicht beim nächsten Förster abgegeben werden?"
Blöde Frage! Und wo gibt's hier denn einen Förster?!