Fassadenbegrünung- Anlage & Pflege; war: Rambler an Fichte

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Fassadenbegrünung- Anlage & Pflege; war: Rambler an Fichte

Hallo biotekt,

....das was du beschreibst trifft doch eigentlich auf alles mögliche zu.

ja - eigentlich sogar nicht nur auf Lebendiges (Grün) sondern auch auf Technik, also Bauwerke, Fahrzeuge usw....

Obstbäume müssen erzogen und auch später einen Erhaltungsschnitt bekommen, Rosen müssen nicht nur bei der Pflanzung gedüngt, sondern auch später gepflegt werden, etc.

Auch hier stimme ich völlig mit dir überein. Der Unterschied liegt allerdings darin, dass Kletterpflanzen - sofern sie an Fassaden eingesetzt werden - oft auch gewissen öffentlichen Interessen gerecht werden sollen. Diese öffentlichen Interessen - teils ökologischer, stadtklimatischer und gestalterischer Art - sind derart bedeutsam, dass "Hinz und Kunz" solche Fassadenbegrüngen propagieren - egal wie kompetent. Einige Naturschützer versprachen und versprechen immer noch den (kostenlosen) "Himmel auf Erden", wenn nur genug Wilder Wein und Efeu die Straßenpanoramen zieren und Städte verschenken tausende Kletterpflanzen an alle Interessierten, egal welche Möglichkeiten diese für Pflanzung und Erhaltung haben. Fast alle diese Förderinitiativen betonten und betonen noch, dass mit minimalem Aufwand - also fast von alleine - grundsätzlich gute Resultate entstehen an denen es nichts zu kritisieren gibt.....
Dass dies nur der Fall sein kann, wenn ein paar Grundregeln Beachtung finden und die notwendige Pflege erfolgt, wird gerne vernachlässigt, denn dann würde auffallen, dass es auch die "grüne Stadt" nicht umsonst geben kann. Dass innerstädtisches Grün Geld kostet (keineswegs zu knapp) weiß man wohl. Das kann jeder dem jeweiligen kommunalem Haushalt entnehmen. Gelingt es diese Kosten zu privatisieren, indem man Hausbesitzer motiviert, mit Fassadenbegrünungen zur Beseitigung von offensichtlichen Gründefiziten* beizutragen, sparen die Kommunen beachtenswerte Mittel ein. Diese Kostenumverteilung klappt natürlich kurzfristig viel besser, wenn die Hausbesitzer sich nicht bewusst sind, welcher Aufwand ihnen entsteht. Die Folge waren/sind zahlreiche "blauäugige" Begrünungsinitiativen mit geringer Aussicht auf mängelfreien Bestand.

Der Aufwand für die Pflege wird meist unterschätzt. Oft ist das vielen Leuten zu viel Arbeit, mit der Folge, dass die Pflanzung nicht mehr gut aussieht und die Freude an den Pflanzen weiter abnimmt. Am Ende sieht es nicht mehr gut aus und ist nur noch eine Last.

Nochmals volle Zustimmung. Bei der Fassadenbegrünung bleibt es jedoch meistens nicht beim schlechten Aussehen und dem damit verbundenen Verdruss, sondern infolge einer Vernachlässigung treten früher oder später auch noch Schäden am begrünten Bauwerk auf, die wiederum teiweise erhebliche Folgekosten nach sich ziehen.
Die - eigentlich nicht allzu schwierige und nicht zwingend aufwändige - Verhinderung derartiger Misserfolge sollte m.E. höchstes Anliegen all jener sein, die sich für Fassadenbegrünung einsetzen. Das ist aber in der Praxis immer noch viel zu selten der Fall.

M.E steigt der Erfolg und die Freude mit dem Aufwand den man in die Pflege steckt. Das erfordert eben eine gewisse Kontinuität zu der viele Leute nicht bereit oder fähig sind. Von nichts kommt nichts.

Genau diese Erfahrung müsste allgemein bekannt und verstanden sein. Das erreicht man aber sicher nicht durch Schönrederei sondern m.E. bevorzugt durch kritische Betrachtung von absehbarem Aufwand und nachhaltig möglichem Nutzen.
ich bin mir durchaus im Klaren darüber, dass meine kritische Haltung gegenüber vielen Begrünungsinitiativen in einem Forum wie diesem hier oft nicht gut ankommt. Hier treffen sich grünengagierte Leute, die sich mehr als üblich theoretisch und praktisch mit Anlage und Pflege von Grün beschäftigen - oft auch "hobbymäßig", also unter Vernachlässigung von
Kosten-Nutzen-Betrachtungen. Die hiesigen Schreiber sind großteils bereit, jede Menge Zeit für Dinge auzuwänden, die ihnen lieb sind. Andere mögen das auch tun - aber denen ist evtl. das Grün nicht so lieb und die Bereitschaft dafür Zeit und Mühe zu investieren ist entsprechend kleiner.

Mehr als 60% der Einwohner deutscher Großstädte bemängeln fehlendes Grün, aber kaum einer entwickelt Initiativen, die zu entsprechender Aufwertung des öffentlichen Raumes wirklich geeignet sind. Es wäre schön, wenn eine Diskussion zwischen aktiven "Grünenthusiasten" und passiven "Grünkonsumenten" dazu beitragen würde, die jeweils richtigen (angemessenen) Maßstäbe zu finden und in der Praxis anzuwenden.
Für diese trete ich bei jeder mehr oder weniger passenden Gelegeheit ein - nicht immer zur Freude von Zuhörern oder Lesern... Ich hoffe aber darauf, dass steter Tropfen den Stein hölt ;)

Grüße
TB

* Offensichtliche Gründefizite = aus der "Persepktive der Straße". Dachbegrünungen mindern ebenfalls Gründefizite und wirken positiv auf das Stadtklima, werden aber nur von den "oberen 10.000" in Hochhäusern und Flugzeugen, bzw. von Dachgartennutzern wahrgenommmen.
 
  • AW: Fassadenbegrünung- Anlage & Pflege; war: Rambler an Fichte

    hm, vieles stimmt was Du sagst, ich beobachte an meinen Kunden , das wenn Die sich was in den Kopf gesetzt haben, weils in der und der Zeitung sooo toll aussah und ich denen sage Kostenfaktor oder der Pflegeaufwand um solch ein Beet aufrecht zuerhalten ist ziemlich hoch, denen scheißegal, sie wollen meist gar nicht ökologisch im Sinne von naturgemäß gärtnern, die wollen gärtnern nach der Chelsea Flower Show obs bei denen wächst und ob die Ansprüche für die entsprechenden Pflanzen überhaupt jemals bedacht sind bezweifel ich.... ich finds nur schade .....
     
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