Mitte der 70er Jahre wurde die Bevölkerung immer unruhiger. Die Dienstleistungen für die Bevölkerung traten auf der Stelle. Die Versorgung der Bevölkerung mit Baumaterialien, Installationsmaterial und Ersatzteilen war miserabel. Die Versorgung mit Fruchtgemüse hatte durch einige Verordnungen des VKSK nicht zu dem angestrebten Erfolg geführt. Auf Versammlungen meldeten sich immer mehr Bürger und Parteigenossen zu Wort, die mit der Konsumgüterproduktion, der wirtschaftlichen Lage und der Verteilungspraxis unzufrieden waren. Wollte die Staatsführung keinen Volksaufstand heraufbeschwören, mussten Lösungen her.
Eine Verordnung über neue Aufkaufpreise für Obst, Gemüse und Kleintiererzeugnissen trat in Kraft und löste unter den Kleingärtnern und Kleintierzüchtern einen regelrechten Verkaufsboom aus. Die Preise für Verbraucher waren in den Geschäften teilweise bis über die Hälfte niedriger, als der Kleinerzeuger von den Aufkaufstellen bekam.
Die Erlöse waren plötzlich so lukrativ, dass der Schrebergärtner all das, was er erntete und der Tierhalter züchtete, zu den Aufkaufstellen schleppte. In den Dörfern, in den Wohnbezirken mit Siedlungscharakter und in der Nähe von Gartenkolonien eröffneten Privatbürger in ihren Scheunen, Schuppen, Anbauten oder Garagen neue Aufkaufstellen. Zu den Öffnungszeiten waren dann Karawanen von Trabbis, Bürger mit Fahrrädern, Handkarren und voll gepackten Kinderwagen unterwegs, um ihr Erntegut und ihre tierischen Erzeugnisse an den Staat zu verkaufen. Die enormen Preisspannen nutzten einige Bürger schamlos aus. Sie verkauften teuer ihr Erntegut, klapperten anschließend die Geschäfte ab und kauften es um die Hälfte billiger wieder zurück, um sie dann ein zweites Mal gewinnbringend zu verkaufen.
Auf diese Masche kamen auch einige Hühnerhalter. Da Weizen importiert werden musste, war er für Privatbürger im öffentlichen Handel nicht zu erwerben. Um trotzdem an genügend Futter zu kommen war der Kleinerzeuger gezwungen, seine Hühnereier an den Staat abzugeben. Neben dem Geld bekam er als Anreiz für 5 abgegebene Eier 1 kg Weizen. Der Hühnerhalter kaufte aus den Geschäften die billigen Eier zurück und gab sie ein zweites Mal ab. So konnte er sich für 5 abgegebene Eier 2 kg Weizen ergaunern. Diesen Trick durchschaute jedoch der Handel und jedes Ei bekam nun ein Eingangsdatum aufgestempelt. Besonders hoch subventionierte der Staat die Preise für Fruchtgemüse. War z.B. ein Gewächshausbesitzer in der Lage seine Tomaten schon Anfang März in den Handel zu bringen, so bekam er für ein Kilo 12,- Mark, im Geschäft kosteten die ersten Tomaten das Kilo nur 6,- Mark. Die hohen Erlöse wurden zum Anreiz, sehr zeitig und mehr als bisher an den Staat abzuliefern.
In einem Lehrbrief für Kleingärtner und Siedler, herausgegeben vom Zentralvorstand des VKSK, ist in der Zeitung „Garten und Kleintierzucht“ zu lesen, dass die durchschnittliche Jahresproduktion an Tomaten aus den staatlichen Betrieben von 1976 – 1980 bei 42.428 Tonnen lag. Das Aufkommen aus der Kleinproduktion betrug in diesen Jahren im Durchschnitt 7.276 Tonnen. Das entsprach 17,5 % des Gesamtaufkommens. Die weitere Entwicklung wurde wie folgt angegeben:
Staatliches Aufkommen
1981 = 59.244 to
1982 = 76.390 to
1983 = 88.996 to
Aufkäufe durch Kleinerzeuger
1981 = 9.203 to
1982 = 13.491 to
1983 = 20.032 to
Anteil der Kleinerzeugung am Gesamtaufkommen
1981 = 15,53 %
1982 = 17,66 %
1983 = 22,51 %
Auch wenn die Zahlen mit Vorbehalt zu betrachten sind, so ist eine Steigerung der Tomatenproduktion durch Kleinerzeuger, nach Einführung der neuen Preisbindung unverkennbar. Eine wesendliche Steigerung mit den herkömmlichen Sorten war jedoch nur bedingt möglich. Überwiegend wurden Busch- und Stabtomaten im Freiland angebaut. In den Pflanzenzuchtbetrieben und der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften arbeiteten Züchter und Wissenschaftler seit Jahren an die Neuzüchtung von Tomatenpflanzen, die Schlechtwetterperioden besser überstehen und einen höheren Flächenertrag bringen sollten.
Neben den bestehenden Sorten ‚Grit’, ‚Nadja’, ‚Hellperle’, ‚Auriga’ und ‚Goldene Königin’, wurden die Sorten ‚Revermun’ und ‚10 x Bison’ importiert. Ab 1985 kamen die Fleischtomate ‚Isolde’, die Kirschtomate ‚Gartenperle’ und die Balkontomate ‚Balkonzauber’ hinzu. Mit im Vordergrund der Forschung stand die Züchtung von Tomaten zur Ernteverfrühung unter Glas und Folie. So gelang es in Brandenburg die ‚Harzfeuer’, in Thüringen die ‚Tamina’ zu züchten. Beide Sorten konnten erfolgreich im Freiland als Stabtomate sowie in beheizbaren Gewächshäusern als Stutztomate mit bis zu 12 und mehr Blütenständen angebaut werden. Die Qualität beider Sorten war in etwa gleich gut. Der Anteil an geplatzten Früchten wurde bei ‚Harzfeuer’ mit 5%, bei ‚Tamina’ mit 2 % angegeben. Auch wenn die ‚Tamina’ einen um 10% höheren Ertrag als ‚Harzfeuer’ brachte, fand sie in Brandenburg keine große Verbreitung. Sie reifte etwa eine Woche später und war im Geschmack der ‚Harzfeuer’ unterlegen. Bei guten Wetterbedingungen und den entsprechenden Bodenverhältnissen, konnte der Kleingärtner mit beiden Sorten einen Flächenertrag bis zu 10 kg je m² erreichen. Ein weiterer Vorzug dieser zwei Sorten war ihre Ernteverfrühung durch Kappung nach dem 3. – 4. Blütenstand. Bei dieser Anbaumethode war eine Nachfolgepflanzung möglich, die eine zweite Ernteperiode bis in den Spätherbst erlaubte und Krankheiten auf ein Mindestmaß reduzierte. Die Anfälligkeit gegen die gefürchtete Braun- und Krautfäule konnte zwar mit den zwei Hybrid-Züchtungen etwas minimiert werden, jedoch gelang es der Wissenschaft nicht, dieses Übel völlig auszumerzen. Bei längeren Regenzeiten, oder bei hoher Luftfeuchtigkeit über mehrere Tage blieben auch sie von dieser Krankheit nicht verschont.
Um wenigstens Regenschäden so gering wie möglich zu halten, musste die Tomate ein Dach über den Kopf bekommen. Ein Notbehelf war die Überspannung mit einer kostengünstigen Folie. Für eine angestrebte Ernteverfrühung reichte das jedoch nicht aus. Eine Pflanzung vor den Eisheiligen blieb weiterhin ein Risiko für den Schrebergärtner.
Um aber im zeitigen Frühjahr in den Genuss der hohen Aufkaufpreise zu kommen, musste ein Folien-Gewächshaus her. Das war in der DDR leichter gedacht als getan. Auch wenn man das Geld für diese Investition hatte, blieb das größte Problem die Materialbeschaffung. Es gab weder Rohre für das Skelett, Elektromaterial für die Beleuchtung, noch ausreichend Folie frei zu kaufen.
Glücklich konnte derjenige sich schätzen, der in einer LPG oder GPG (Gärtnerische Produktionsgenossenschaft) an der Quelle saß, oder zu mindest einen heißen Draht zu einem volkseigenen Industriebetrieb hatte. Über sieben Ecken, mit Tricks und Tauschwaren (Räucheraal, Spargel, KFZ Ersatzteilen usw.), konnte man aus diesen Betrieben das eine und andere günstig ergattern. Trotz aller Probleme schossen Folienhäuser wie Pilze aus dem Boden. Fuhr man z. B. von Potsdam nach Brandenburg Havel, so standen und entstanden plötzlich links und rechts der B1 Folien-Gewächshäuser, in allen Größen und Ausführungen.
Eine Verordnung über neue Aufkaufpreise für Obst, Gemüse und Kleintiererzeugnissen trat in Kraft und löste unter den Kleingärtnern und Kleintierzüchtern einen regelrechten Verkaufsboom aus. Die Preise für Verbraucher waren in den Geschäften teilweise bis über die Hälfte niedriger, als der Kleinerzeuger von den Aufkaufstellen bekam.
Die Erlöse waren plötzlich so lukrativ, dass der Schrebergärtner all das, was er erntete und der Tierhalter züchtete, zu den Aufkaufstellen schleppte. In den Dörfern, in den Wohnbezirken mit Siedlungscharakter und in der Nähe von Gartenkolonien eröffneten Privatbürger in ihren Scheunen, Schuppen, Anbauten oder Garagen neue Aufkaufstellen. Zu den Öffnungszeiten waren dann Karawanen von Trabbis, Bürger mit Fahrrädern, Handkarren und voll gepackten Kinderwagen unterwegs, um ihr Erntegut und ihre tierischen Erzeugnisse an den Staat zu verkaufen. Die enormen Preisspannen nutzten einige Bürger schamlos aus. Sie verkauften teuer ihr Erntegut, klapperten anschließend die Geschäfte ab und kauften es um die Hälfte billiger wieder zurück, um sie dann ein zweites Mal gewinnbringend zu verkaufen.
Auf diese Masche kamen auch einige Hühnerhalter. Da Weizen importiert werden musste, war er für Privatbürger im öffentlichen Handel nicht zu erwerben. Um trotzdem an genügend Futter zu kommen war der Kleinerzeuger gezwungen, seine Hühnereier an den Staat abzugeben. Neben dem Geld bekam er als Anreiz für 5 abgegebene Eier 1 kg Weizen. Der Hühnerhalter kaufte aus den Geschäften die billigen Eier zurück und gab sie ein zweites Mal ab. So konnte er sich für 5 abgegebene Eier 2 kg Weizen ergaunern. Diesen Trick durchschaute jedoch der Handel und jedes Ei bekam nun ein Eingangsdatum aufgestempelt. Besonders hoch subventionierte der Staat die Preise für Fruchtgemüse. War z.B. ein Gewächshausbesitzer in der Lage seine Tomaten schon Anfang März in den Handel zu bringen, so bekam er für ein Kilo 12,- Mark, im Geschäft kosteten die ersten Tomaten das Kilo nur 6,- Mark. Die hohen Erlöse wurden zum Anreiz, sehr zeitig und mehr als bisher an den Staat abzuliefern.
In einem Lehrbrief für Kleingärtner und Siedler, herausgegeben vom Zentralvorstand des VKSK, ist in der Zeitung „Garten und Kleintierzucht“ zu lesen, dass die durchschnittliche Jahresproduktion an Tomaten aus den staatlichen Betrieben von 1976 – 1980 bei 42.428 Tonnen lag. Das Aufkommen aus der Kleinproduktion betrug in diesen Jahren im Durchschnitt 7.276 Tonnen. Das entsprach 17,5 % des Gesamtaufkommens. Die weitere Entwicklung wurde wie folgt angegeben:
Staatliches Aufkommen
1981 = 59.244 to
1982 = 76.390 to
1983 = 88.996 to
Aufkäufe durch Kleinerzeuger
1981 = 9.203 to
1982 = 13.491 to
1983 = 20.032 to
Anteil der Kleinerzeugung am Gesamtaufkommen
1981 = 15,53 %
1982 = 17,66 %
1983 = 22,51 %
Auch wenn die Zahlen mit Vorbehalt zu betrachten sind, so ist eine Steigerung der Tomatenproduktion durch Kleinerzeuger, nach Einführung der neuen Preisbindung unverkennbar. Eine wesendliche Steigerung mit den herkömmlichen Sorten war jedoch nur bedingt möglich. Überwiegend wurden Busch- und Stabtomaten im Freiland angebaut. In den Pflanzenzuchtbetrieben und der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften arbeiteten Züchter und Wissenschaftler seit Jahren an die Neuzüchtung von Tomatenpflanzen, die Schlechtwetterperioden besser überstehen und einen höheren Flächenertrag bringen sollten.
Neben den bestehenden Sorten ‚Grit’, ‚Nadja’, ‚Hellperle’, ‚Auriga’ und ‚Goldene Königin’, wurden die Sorten ‚Revermun’ und ‚10 x Bison’ importiert. Ab 1985 kamen die Fleischtomate ‚Isolde’, die Kirschtomate ‚Gartenperle’ und die Balkontomate ‚Balkonzauber’ hinzu. Mit im Vordergrund der Forschung stand die Züchtung von Tomaten zur Ernteverfrühung unter Glas und Folie. So gelang es in Brandenburg die ‚Harzfeuer’, in Thüringen die ‚Tamina’ zu züchten. Beide Sorten konnten erfolgreich im Freiland als Stabtomate sowie in beheizbaren Gewächshäusern als Stutztomate mit bis zu 12 und mehr Blütenständen angebaut werden. Die Qualität beider Sorten war in etwa gleich gut. Der Anteil an geplatzten Früchten wurde bei ‚Harzfeuer’ mit 5%, bei ‚Tamina’ mit 2 % angegeben. Auch wenn die ‚Tamina’ einen um 10% höheren Ertrag als ‚Harzfeuer’ brachte, fand sie in Brandenburg keine große Verbreitung. Sie reifte etwa eine Woche später und war im Geschmack der ‚Harzfeuer’ unterlegen. Bei guten Wetterbedingungen und den entsprechenden Bodenverhältnissen, konnte der Kleingärtner mit beiden Sorten einen Flächenertrag bis zu 10 kg je m² erreichen. Ein weiterer Vorzug dieser zwei Sorten war ihre Ernteverfrühung durch Kappung nach dem 3. – 4. Blütenstand. Bei dieser Anbaumethode war eine Nachfolgepflanzung möglich, die eine zweite Ernteperiode bis in den Spätherbst erlaubte und Krankheiten auf ein Mindestmaß reduzierte. Die Anfälligkeit gegen die gefürchtete Braun- und Krautfäule konnte zwar mit den zwei Hybrid-Züchtungen etwas minimiert werden, jedoch gelang es der Wissenschaft nicht, dieses Übel völlig auszumerzen. Bei längeren Regenzeiten, oder bei hoher Luftfeuchtigkeit über mehrere Tage blieben auch sie von dieser Krankheit nicht verschont.
Um wenigstens Regenschäden so gering wie möglich zu halten, musste die Tomate ein Dach über den Kopf bekommen. Ein Notbehelf war die Überspannung mit einer kostengünstigen Folie. Für eine angestrebte Ernteverfrühung reichte das jedoch nicht aus. Eine Pflanzung vor den Eisheiligen blieb weiterhin ein Risiko für den Schrebergärtner.
Um aber im zeitigen Frühjahr in den Genuss der hohen Aufkaufpreise zu kommen, musste ein Folien-Gewächshaus her. Das war in der DDR leichter gedacht als getan. Auch wenn man das Geld für diese Investition hatte, blieb das größte Problem die Materialbeschaffung. Es gab weder Rohre für das Skelett, Elektromaterial für die Beleuchtung, noch ausreichend Folie frei zu kaufen.
Glücklich konnte derjenige sich schätzen, der in einer LPG oder GPG (Gärtnerische Produktionsgenossenschaft) an der Quelle saß, oder zu mindest einen heißen Draht zu einem volkseigenen Industriebetrieb hatte. Über sieben Ecken, mit Tricks und Tauschwaren (Räucheraal, Spargel, KFZ Ersatzteilen usw.), konnte man aus diesen Betrieben das eine und andere günstig ergattern. Trotz aller Probleme schossen Folienhäuser wie Pilze aus dem Boden. Fuhr man z. B. von Potsdam nach Brandenburg Havel, so standen und entstanden plötzlich links und rechts der B1 Folien-Gewächshäuser, in allen Größen und Ausführungen.
Zuletzt bearbeitet: