Der Bonsai-Umtopf-Thread

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Guest
Ab Mitte März wollen wir hier zeigen, wie man ein Bonsaibäumchen incl. Wurzelschnitt mit frischem Substrat in eine Schale setzt.

Es geht in diesem Thread nicht um die strengen Regeln oder Richtlinien, die bei der Schalenwahl normalerweise zu beachten sind, sondern einzig um das richtige und fachgerechte Auskämmen und Beschneiden der Wurzeln und um die Zusammenstellung eines geeigneten Pflanzsubstrates.

Außerdem werden einige Hinweise zu Bodenhilfs- und Zuschlagstoffen gegeben.

Auf jeweilige Besonderheiten der unterschiedlichen Pflanzen wird bei Bedarf eingegangen.

Fragen und Anregungen sind natürlich jederzeit willkommen.

In diesem Sinne:

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Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
  • Hallo Pit,

    brauche ich noch irgendeinen speziellen Dünger der da untergemischt wird?
    Habe eine chinesische Ulme.
    Den müsste ich dann wohl noch besorgen, habe derzeit nur einen Flüssigdünger für Bonsai.

    LG Karin
     
  • Brauchst Du nicht, Karin.
    Gedüngt wird generell erst nach erfolgtem Austrieb (sonst werden die Blätter zu groß). Außerdem können die gekappten Wurzeln anfangs den Dünger kaum aufnehmen.
    Wir werden dann gemeinsam im April mit dem Düngen beginnen.
     
  • Ein kleiner Überblick über diverse Substrate:

    Ein gutes Substrat muss folgende Eigenschaften besitzen:

    • Strukturstabilität
    • Durchlässigkeit
    • Wasser- und Nährstoffspeicherfähigkeit
    • gute Luftführung

    Es gibt neben den sehr teuren japanischen Erden und Bodenhilfsstoffen wie:

    • Akadama
    • Kiryu
    • Ketozuchi
    • Kanuma

    durchaus preiswertere Alternativen, die einen Vergleich nicht scheuen müssen und teilweise sogar bessere Eigenschaften besitzen als die japanische Konkurrenz.

    Da gibt es z.B.

    • Maxit Clay alias Fibotherm (eine Schüttung für den Trockenbau = gebrochener Blähton)
    • Eifel Lavagranulat
    • Perlite
    • Bimskies
    • Splitt
    • Weißtorf

    Eines ist vollkommen klar, die "Erde" in der sogenannte "Baumarkt-Bonsai" bzw. Bonsai aus Supermärkten oder Möbelhäusern stehen, ist für ein gesundes Wachstum gänzlich ungeeignet.
    Diese Billigsubstrate sollen lediglich das Überleben der jeweiligen Pflanzen ermöglichen.
     
  • Akadama

    Vorteile:

    relativ formstabil (neigt aber nach 2-3 Jahren zur Verschlämmung)
    gute Luft- und Wasserführung (solange formstabil)
    gutes Puffervermögen (fängt ph-Schwankungen auf)
    rein mineralisch (daher vor allen für ältere Pflanzen "Solitäre" geeignet)

    Nachteile:

    sehr teuer (12 ltr. der besseren Qualität ca. 15 €)
    zerfällt im Laufe der Jahre (nicht sonderlich frostfest)

    Die derzeit beste Qualität ist das Akadama mit der Bezeichnung "Double Line Brand".
    Double Line Brand wird oft fälschlicherweise mit "doppelt gebrannt" übersetzt. Ein Übersetzungsfehler eben - Double Line Brand bedeutet nichts anderes als "Die Marke mit der Doppellinie".

    Akadama wird auf der Japanischen Insel Honshu abgebaut. Das Material aus tieferen Schichten ist druckbeständiger als das Granulat aus den oberen Bereichen. Dieses hochwertigere Substrat bekommt daher die Bezeichnung "Double Line Brand".
    Akadama wird zwar anschließend noch heiß getrocknet (geföhnt), das hat aber nichts mit dem Vorgang des Brennens zu tun.

    So sieht Akadama der Körnung 5-10 mm aus:

    post7bild16q1da.jpg
     
    Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
    Kiryu

    Eine Vitaminerde, die überwiegend für Nadelgehölze verwendet wird.

    Ketozuchi

    Das ist eine torfähnliche Masse, die man für gewöhnlich mit Akadama mischt, um daraus eine Art Knetmasse zu erhalten. Diese verwendet man dann für Tablett- bzw. Felspflanzungen.
    Eigene Bilder von Ketozuchi und Kiryu kann ich leider im Moment nicht zeigen.

    Kanuma

    Dieses leichte Substrat ist für Moorbeetpflanzen ausgezeichnet geeignet. Azaleen werden für gewöhnlich in reines Kanuma getopft. Japanische Ahorne sind ebenfalls für einen Handvoll dankbar.

    post8bild1zm4uy.jpg



    Fortsetzung folgt...
     
    Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
    Maxit Clay (Fibotherm)


    Vorteile:

    • sehr günstig (50 ltr. ca. 9 €)
    • unauffällige Farbe (im Gegensatz zu Perlite)
    • absolut strukturstabil
    • wiederverwendbar
    • hohe Luft- und Wasserführung
    • in verschiedenen Körnungen erhältlich

    Nachteile:

    Nicht bekannt

    fibofxqe.jpeg


    fibo_avxbw.jpg


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    Lavagranulat

    Vorteile:

    • hervorragende Wasserspeicherfähigkeit
    • bei gleichzeitiger hoher Luftführung
    • absolut formstabil
    • enthält wertvolle Spurenelemente (Eisen, Kalium, Calcium, Magnesium etc.: 41% SiO2, 14% Al2O3, 12% Fe2O3, 16% CaO, 8,5% MgO, 2,7% K2O)
    • in verschiedenen Korngrößen erhältlich
    • günstig
    • salzfrei

    Nachteile:

    verdammt schwer



    lavaa2dz.jpg


    post10bild1cw6g9.jpg
     
    Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
  • die lava könnt ich selber sammeln gehen bei meinen großeltern. schnell mal zu nem maar schwimmen und nebenbei was für die pflänzchen mitbringen :D
    den schiefer hab ich ja schon für die fische verbraucht...
     
  • Perlite

    Habe ich noch nicht verwendet, soll aber auch gut sein.

    Bims(kies)

    Vorteile:


    • sehr formstabil
    • für kalkliebende Pflanzen gut geeignet
    • gute Luft- und Wasserführung
    • in verschiedenen Körnungen erhältlich
    • relativ günstig (25 ltr. ca. 15 €)

    Nachteile:

    sehr leicht (schwimmt auf)

    bims9y4h.jpg


    post12bild1dr511.jpg

    Fortsetzung folgt...
     
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    Splitt

    Vorteile:

    • sehr günstig
    • absolut formstabil
    • beste Drainageeigenschaften

    Nachteil:

    sehr hohes Gewicht


    Streusplitt, Warsteiner Splitt etc. kann hervorragend als Drainageschicht für humose Erden verwendet werden, da er absolut keine Feuchtigkeit speichert. Wird beispielsweise eine Mischung aus Bims/Akadama/Lava verwendet, erübrigt sich diese Schicht.

    Hier gilt der Grundsatz:

    Das Substrat ist die Drainage.

    Ansonsten kann Splitt als Zuschlagsstoff verwendet werden um sonstige handelsüblichen Erden aufzulockern.

    post13bild10r5lp.jpg




    Weißtorf

    Vorteile

    • sehr gute Wasserspeicherfähigkeit
    • für Pflanzen, die saure Böden lieben gut geeignet
    • sehr leicht

    Nachteile:

    • Verwendung begünstigt Abbau der Moore
    • zuviel Torf im Substrat kann zu Staunässe führen

    Weißtorf, bereits gemischt:

    post13bild2xy4ru.jpg
     
    Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
    Es gibt natürlich noch andere Erden, Substrate oder Zuschlagstoffe, die Verwendung finden können.
    Da sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt, so kann z.B. auch zerkleinerte Holzkohle, Kies oder Ähnliches mit untergemischt werden.
    Wichtig ist in erster Linie immer die Durchlässigkeit des jeweiligen Substrates, da das Wurzelwerk stets mit Sauerstoff versorgt werden muss.

    Bei allen grobkörnigen Bestandteilen gilt, dass sie vor der Verwendung unbedingt ausgewaschen werden müssen. So wird gewährleistet, dass feinste Staubpartikel das Substrat und auch die Abzugslöcher der Schalen oder Kulturtöpfe nicht zusetzen können.
    Streusplitt sollte übrigens niemals aus den Behältern, die an den Straßenrändern stehen entnommen werden. Dieser Splitt ist meist mit Resten von Streusalz behaftet.

    Die vorgestellten Substrate eignen sich übrigens nicht nur für Bonsai, auch andere Zimmer- oder Freilandpflanzen gedeihen darin ganz ausgezeichnet.

    Einen Versuch ist es immer wert.

    Beispiel:


    Eine kleine Ficus-Topfpflanze, die in Fibotherm/Lava/Akadama/Kanuma im Wohnzimmer steht.
    Aufnahmedatum: 22.01.2010

    post14bild1jx5x3.jpg
     
    Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
    Hallo Pit,

    die Inforeihe über Substrate hast Du toll gemacht!!!

    Gibt es auch noch eine Inforeihe über die entsprechenden Dünger für Laub-, Nadel- und Blüh-Bonsai? ;)

    LG Karin
     
    Hallo Karin,

    wir reden vorher noch ein bisschen über Bonsai-Schalen, deren Vorbereitung (Abdecknetze, Drahtfixierung etc.) und über mögliche Substrat-Mischungsverhältnisse.
    Dann folgt das eigentliche Umtopfen und anschließend kommen die wichtigsten Pflege- und Erhaltungsmaßnahmen an die Reihe.
    Schwerpunkt wird das richtige Gießen und Düngen sein.

    Bei entsprechender Resonanz kann ich später auch noch etwas über Gestaltungstechniken (Drahten, Abspannen, Schneiden etc.), Blattschnitt, Totholzarbeiten usw. erzählen.
     
    Bonsai-Schalen

    Bonsai bedeutet soviel wie "Baum in der Schale".

    Es gibt unendlich viel Literatur über Bonsaischalen, deren Bedeutung und Wichtigkeit für die Gesamtgestaltung eines Baumes.
    Darauf genau einzugehen würde den Rahmen dieses Threads sprengen.

    Nur ein paar Beispiele:

    Unglasierte braune, erdfarbene oder graue Schalen werden generell nur für Koniferen benutzt. Literaten setzt man bevorzugt in Trommelschalen. usw. usw. usw.

    Man kann für eine Schale 5 € ausgeben, man kann für eine Schale aber auch 10.000 € ausgeben.

    Es gibt größere Schalen:

    schalemitkatzeop5c.jpg


    Es gibt kleinere Schalen:

    schale1r7d.jpg


    Es gibt gute frostfeste Schalen (von Sperling):

    schale_a9ecz.jpg


    Es gibt billige frostuntaugliche Schalen (No Name aus China):

    frostschadenbhgm.jpg


    Schalen wollen natürlich auch gepflegt werden:

    babylzzf8.jpg


    Fortsetzung folgt...
     
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