Brauche dringend hilfe Baumschnitt

Wenn der Baum bis August keinen gesunden und kräftigen Neuaustrieb zeigt, kann man sich gedanklich schon mit der Rodung befassen. Ein starker Schnitt wird dann auch keine Wirkung zeigen, aus den schon vielfach beschriebenen Gründen.

Die Faustregel (und mehr ist es auch nicht), dass ein starker Schnitteingriff auch eine starke Reaktion des Baumes provoziert, gilt für vitale Bäume, die im Vollbesitz ihrer Reserven sind.

Wenn bis August gesunder Neuaustrieb vorhanden ist, kann bis auf diesen abgeleitet werden, was soviel heißt, wie das darüber befindliche Totholz zu entfernen.

Ich würde bei diesem Baum in diesem Jahr nicht ein einziges gesundes Blatt oder eine gesunde Knospe absichtlich entfernen, es sei denn ich hätte mich zur Rodung entschlossen.
 
  • Was vielleicht von thomash gemeint ist, ist die Verteilung der Reserven auf zu viele Knospen, so dass die einzelnen Triebe schwächer versorgt werden als bei weniger Knospen. Das ist hier aber kein "Problem", da der Baum ohnehin eine ganze Menge Knospen verloren hat.

    Genau dass ....

    Du hast ein Sack Kartoffeln als Nahrung im Haus.
    Was ist einfacher
    - damit 5 Kinder
    - damit 500 Kinder
    zu versorgen

    Begrenzt man durch Schnitt den Teil den der Baum versorgen muss, reichen die Energiereserven länger. Der Schnitt selber schwächt den Baum hier nur unwesentlich, weil er eben nur minimale Energie durch die Blätter gewinnen kann aber ein maximum damit versorgen muss.

    Es kann aber auch sein - und ich denke carot geht davon aus - dass der Baum in den nächsten Wochen weitere Blattmasse wieder dazugewinnen kann, dann wäre auch die Ausgangslage zumindest positiver.

    Daher der Kompromiss s. oben


    Letzlich würde aber in diesem Falle auch bei einer sofortigen Schnittmaßnahme bei einem vitalen Baum das Überleben sichergestellt und würde sich durch deutlichen Wuchs zeigen.

    Ein weiteres Beispiel von mir:


    Napoleon + Suburst.jpg

    Es geht dabei um eine zweistämmige ca. 30 Jahre alte Wildkirsche.

    Ich habe Ihr vor 5 Jahren radikal beide Stämme komplett und einige Seitenäste runtergeschnitten und veredelt, da diese nur wenige saure und Kirschen hervorbrachte mit wenig Fruchtfleisch.

    Wie man auf dem Bild sieht ist einer der Reisser erfolgreich angewachsen (der Stamm der noch oben aus dem Bild wächst). Der zweite ist auch angewachsen aber später beim Sturm abgerissen. Die Veredelung der Seitenäste ist deutlich schweiriger weil diese nicht fest genug waren und zwar angegangen sind aber zu früh abgeworfen wurden.

    Aus was ich mit dem Beispiel hinaus will:

    der zweite Stamm hat keine Äste mehr und steht nur als zu hoher Stumpf da. Seine Reaktion ist weiter unten am Stamm aus allen Augen herum neue Verzweigungen zu bringen und zeigt wie vital er ist. Dies macht er nun schon mehrere Jahre. Im kommenden Frühjahr werde ich demnach den erneuten Versuch starten ihn zu veredeln.
    Das heißt, dass obwohl ihm seine komplette Krone fehlt will der Baum nicht aufgeben und ist weiter vital trotzt des erheblichen Eingriffes.


    An den TE ich habe hier noch ein Video gefunden von einem Apfelbaum der durch einen massiven Brand geschädigt wurde. Auch wenn es wieder ein Apfelbaum ist der ganz anders reagiert gibt es hier doch auch parallelen zu diesem Baum.

    https://www.youtube.com/watch?v=dgO7Fy8sk7E

    Es gibt Fälle wo ein radikaler Schnitt von Nöten ist.

    Markus Kobelt ist auch der Gartenberater von Lubera.com und gilt für mich als einer der kompetentesten Gärtner im Internet.
     
  • Der Schnitt selber schwächt den Baum hier nur unwesentlich, weil er eben nur minimale Energie durch die Blätter gewinnen kann aber ein maximum damit versorgen muss.

    Das sehe ich als komplett falsch an. Der Baum gewinnt alle Energie ausschließlich über die Blätter. Über die Wurzel werden Nährsalze und Wasser aufgenommen (sie haben auch weitere Funktionen, die aber nicht der Energiegewinnung zuzuordnen sind). Diese Stoffe werden dann zu den Blättern transportiert und dort werden sie durch Photosythese in Energie und sonstige Reserven verstoffwechselt. Die "Kraft" fließt also in Wirklichkeit von oben nach unten. Eine Ausnahme hiervon ist nur der Austrieb im Frühjahr, der vollständig aus eingelagerten Reserven aus dem Vorjahr erfolgt.

    Im Moment hat der Baum kein einziges funktionales Blatt mehr, er hat aber schon Reserven für den Neutrieb mobilisiert, die verloren sind. Die Reserveeinlagerung erfolgt hauptsächlich in der Wurzel, dem Stamm und den Starkästen. Aus diesen Organen zieht der Baum diese Reserven bei Bedarf. Sie sollten der Aprikose deshalb im jetzigen Zustand nicht genommen werden.
     
    Zuletzt bearbeitet:
  • Es gibt Fälle wo ein radikaler Schnitt von Nöten ist.

    Unbestritten, davon ist hier aber keiner einschlägig. Wenn der starke Schnitt nicht dazu gedacht ist, den Baum zu beseitigen, ist für die erwünschte Reaktion die volle Reserve in der Wurzel und im Stamm nötig. Diese hat die betrachtete Aprikose nicht mehr. Ältere Bäume haben auch größere Reserven. Sie unterliegen zwar den gleichen Gesetzmäßigkeiten, sind aufgrund größerer Reserven aber unempfindlicher.
     
    Der richtige Schnittzeitpunkt ist wieder eine Frage mit vielen Kontroversen. Was genau heißt Sommerschnitt, wann genau soll das sein? Ich will diese Frage hier nicht diskutieren. Man kann für den vorliegenden Fall aber eine Herleitung finden.

    Im Frühjahr werden aus eingelagerten Reserven die Blätter gebildet. Diese produzieren neue Energie, da die Reserven nach dem Blattaustrieb fast vollständig verbraucht sind. Die produzierte Energie wird zunächst für das Längen- und Dickenwachstum und für die Fruchtbildung verbraucht. Erst in der zweiten Jahreshälfte wird das Wachstum mehr oder weniger beendet und der Baum fängt mit der Einlagerung von Reserven für den Winter und das nächste Frühjahr an. Verliert er jetzt Blattmasse, behindert man die Reserveeinlagerung wesentlich. Der Baum kann den Blattverlust jetzt auch nicht mehr kompensieren.

    Wenn man darin übereinstimmt, kann man schlussfolgern, dass der Schnitt nach dem ersten Blattaustrieb und im letzen Drittel der Vegetationsperiode den Baum am deutlichsten schwächt. Bei manchen Schnitteingriffen setzt man gerade auf diese Schwächung. Hier wäre sie aber sehr schädlich.
     
  • Nur geschrieben hast Du etwas anderes, nämlich dass der höher gelegen Austrieb mehr Kraft kosten würde.

    und da gibt mir Wiki Recht: Zitat: "Um eine Wassersäule um zehn Meter entgegen der Schwerkraft anzuheben, muss ein Unterdruck von 0,1 MPa aufgebracht werden sowie zusätzlich 0,2 MPa, um die Reibungskräfte des Wassers im Xylem zu überwinden. Wenn man bedenkt, dass die größten Bäume der Welt über 110 m groß sind (einzelne Exemplare des Küstenmammutbaums Sequoia sempervirens in Kalifornien), so müsste in diesem Fall über 3 MPa an Unterdruck aufgebracht werden, um einen Wasserfluss bis in die Spitzen zu gewährleisten. "
    Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Wassertransport_in_Pflanzen

    Demzufolge ist der Kraftaufwand deutlich höher je höher die Pflanzenteile sind die mit Wasser versorgt werden müssen.

    Es spielt aber hier keine Rolle, weil es eben auch darum geht dass alle Pflanzenteile versorgt werden müssen. Also anhand meines Beispieles 500 Kinder statt 5 Kinder. In jedem Fall ist der Gesamtkraftaufwand zu hoch während im Gegenzug die Blattmasse zur Energiegewinnung zu gering ist. Der Baum wird so langfristig sterben, wenn kein Blattzuwachs kommt.

    Muss der Baum weniger versorgen, hat er wieder mehr Energie zur Verfügung für gesundes Wacshtum.

    Auch kranke Rosen und andere Pflanzen schneidet man deutlich zurück um mehr gesundes Wachstum anzuregen.
     
    Der richtige Schnittzeitpunkt ist wieder eine Frage mit vielen Kontroversen. Was genau heißt Sommerschnitt, wann genau soll das sein? Ich will diese Frage hier nicht diskutieren.

    Wir brauchen dies gar nicht zu diskutieren, denn jetzt ist der richtige Zeitpunkt NICHT. Es bleibt nur die Frage ob der Baum den richtigen Schnittzeitpunkt erleben wird.

    Möglicher Schnitt bei Aprikose ist: Kurz vor bis kurz nach der Blüte und Mitte August nach der Ernte.

    https://www.youtube.com/watch?reload=9&v=Ojmbmvfy4hE
     
    Ich hoffe nur es kommt nicht als Besserwisserei an und der TE kann dem noch folgen.

    Das Thema liegt mir einfach am Herzen. Und man kann sagen was man will, thomash beschäftigt sich mit dem Thema. Man muss ja nicht einer Meinung sein, wenn man seine Meinung schlüssig begründen kann. Das habe ich versucht. Es geistern leider viele Informationen zu Fragen des Schnittes herum, die ich nach meinem jetzigen Erkenntnisstand als falsch bezeichnen würde. Ich habe die Weisheit nicht gepachtet und gebe hier meine Meinung wieder. Ich versuche die Informationen aber nicht einfach zu wiederholen (ich sage nicht, dass andere das machen), sondern versuche sie mit dem Grundlagenwissen, z.B. zu den Abläufen in der Vegetationsperiode, zu hinterfragen. Dies geschieht häufig nicht und so werden richtige und falsche/überholte Informationen miteinander vermengt und verwechselt oder im falschen Kontext angesprochen.

    Meine Antworten sind leider immer schwerer verständlich geworden. Dies liegt daran, dass ich zunächst selbst nur das Ergebnis meiner Überlegungen wiedergegeben habe, um die Antwort nicht zu überfrachten. Da hieraus nun eine Diskussion geworden ist (was ich durchaus begrüße), habe ich immer weiter ausgeholt. Wie gesagt, ich hoffe es ist verständlich geblieben und einigermaßen nachvollziehbar.
     
  • und da gibt mir Wiki Recht: Zitat:...

    So, und nun muss man sich noch anschauen, wie die Pflanze nun den Wassertransport bewerkstelligt. Auch hierzu liefert Wiki die Antwort, die ich so auch anderswo schon gelesen habe. Ich kann das so nachvollziehen:

    "Der interne Wasserkreislauf in Phloem und Xylem wird dadurch erzeugt, dass Wasser im Xylem nach oben und zu den Spitzen fließt, im Phloem jedoch für den Assimilattransport in umgekehrter Richtung und beide Systeme miteinander verbunden sind. Somit dient die Transpiration wohl nicht in erster Linie dem Transport, sondern ist schlicht unvermeidlich, speziell durch die unumgängliche Aufnahme von Kohlenstoffdioxid."

    Der Wassertransport kostet die Pflanze also keine Kraft, sondern erfolgt gleichsam automatisch. Er findet seine physikalischen Grenzen erst bei Höhen im Bereich von Urwaldriesen, wie ich schon schrieb. Das ist alles stark vereinfacht und ich bin auch kein Biologe. Für das Ingangbringen des Wasserkreislaufes wird sicher Energie benötigt. Die Transporthöhe ist dann im hier interessierenden Bereich unter 10m nicht relevant. Aber das war es ja nicht, was Du meintest, sondern die Anzahl der zu versorgenden Knospen.
     
    Zuletzt bearbeitet:
    Danke allen für die wertvollen Meinungen ,
    Bin erstmal an der Flut von Infos leicht überfordert ,
    Eine Entscheidung zu treffen.
    Ich beobachte und dann schauen wir weiter
     
    Hallo ich habe mal eine kurze Frage

    Ich wollte dafür jetzt kein Thema erstellen

    Ich hab ein Baum (kp was für Früchte das sein sollen) ich habe meine Bäume im Herbst nicht geschnitten.

    Mir wächst der Baum auf meine sitzfläche . Wollte fragen ob ich den trieb entfernen kann ohne das ich den Baum schädige. ( in Herbst würde der so oder so abbekommen)

    Danke
     

    Anhänge

    • 20190618_200033.jpg
      20190618_200033.jpg
      445,5 KB · Aufrufe: 128
    • 20190618_200038.jpg
      20190618_200038.jpg
      813,6 KB · Aufrufe: 127
    Du hast einen Apfelbaum. Welche Sorte kann ich natürlich nicht sagen.

    Den Trieb kannst du problemlos jetzt entfernen. Damit schadest du dem Baum nicht.
     
    Alles klar danke,

    ich habe den nie richtig betrachtet. Meine anderen Apfelbäume sind wesentlich reifer^^

    Aber danke dafür
     
  • Zurück
    Oben Unten