Biozyklische Humuserde

Lilli S.

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19. Mai 2024
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316
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Rheydt am Niederrhein
Momentan beschäftige ich mich mit biozyklisch-veganem Anbau. Ich bin zwar keine Gemüsebäuerin und auch keine Landwirtin, aber ich liebe Erde. Das Erdreich mit allem, was dazu gehört fasziniert mich unendlich…

Solche Definitionen wie: Terra Preta, biologisch-dynamische Landwirtschaft von Rudolf Steiner, Demeter, regenerative Landwirtschaft - sind mir schon bekannt. Und jetzt lese ich über vegane Landwirtschaft, absolut neu für mich!

Ab und zu bestelle ich Bio-Kisten. In der letzten war ein Handzettel vom Landwirt J. Mannherz aus Singen mit einer Erklärung:

Zum biozyklisch-veganen Anbau gehört auch eine intensive Kompostwirtschaft. Der Kompost ersetzt bei uns die im Bio-Anbau gängige Stickstoffdüngung mit Tierreststoffen, die mehr Ressourcen benötigt: Für den Anbau von Kohlarten wären 1000 kg Hornspäne notwendig, die üblicherweise aus dem außereuropäischen Ausland importiert werden. Wollte man den Stickstoffbedarf mit Kuhmist decken, wären zwei bis drei Tiere nötig und damit mehr als ein zusätzlicher Hektar Fläche. Wir können mit 0,4Hektar Luzerne-Klee-Gras-Gemenge genug Stickstoff im fertigen Kompost für die Düngung von 1 ha Kohlgemüse produzieren. Kurz gesagt: Die pflanzliche Kompostierung ermöglicht ohne Tierhaltung den Weg hin zu einem gesunden Hoforganismus. Nährstoffe aus Grünland, welche sonst nur durch die Nutztiere verwertet werden, finden durch die Kompostierung ihren Weg in die Ernährung der Menschheit.

Natürlich war ich direkt interessiert und wollte mehr wissen. Der vegane Landwirt hat in diesem Interview viele Fragen beantwortet, u.a. auch die Stickstoffdüngung mit Tierreststoffen angesprochen:

Die Menge an Gemüse, die mit Tierreststoffen produziert wird, steht in keinem Verhältnis zu der Anzahl an Tieren, welche dafür getötet wurden. Folgendes Beispiel veranschaulicht das: Für den Bio-Anbau von einem Hektar Gemüse düngt man mit Horn – also gemahlene und pelletierte Hörner und Hufe – aus etwa 250 Kühen. Schätzungsweise 125 Personen können davon ein Jahr lang mit Gemüse versorgt werden. Somit müsste jeder dieser Konsumenten auch zwei Kühe im Jahr essen, das tun die Konsumenten aber nicht. Der Missstand wird auch dadurch offengelegt, dass diese Dünger in der Regel aus konventioneller Massentierhaltung aus dem außereuropäischen Ausland stammen, auch aus Südamerika. Man unterstützt damit eine nicht nachhaltige Tierhaltung, für die auch Regenwälder abgeholzt werden. Der gesamte Gemüseanbau in Deutschland könnte niemals so funktionieren.

Dann habe ich auch das gefunden „Definition und Bedeutung von biozyklischer Humuserde“

Kennt das jemand?​
 
  • Hallo Lilli,

    von "biozyklischer Humuserde für den biozyklisch-veganen Anbau" hatte ich bis gerade noch nichts gehört.
    Danke für die beiden Links.

    Du sprichst aber bzgl. der Bio-Dünger ein sehr interessantes Thema an.
    Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass in organischen Düngemitteln und Pflanzerden sehr oft Tierbestandteile aus der Lebensmittelindustrie enthalten sind. Dies liest man dann so in der Warendeklaration auf der Rückseite der Verpackung.
    Gemeint sind Hornspäne, Knochenmehl und Blutmehl, manchmal pelletierter Rindermist und Guano.

    Bei Vegetariern und Veganern führt das verständlicherweise oft zu Unverständnis und Ablehnung dieser Dünger.
    Zum Glück hat aber die Industrie schon reagiert und bietet vereinzelt Bio-Dünger an, die nur aus pflanzlichen Stoffen hergestellt wurden. Hierzu gehören z.B. die bekannten Vinasse-Flüssigdünger aus Zuckerrüben und ein Feststoff-Dünger aus dem Presskuchen des Hopfens.

    Die Art der Düngemittel - pflanzlich oder tierisch - ist nur ein kleiner Teil des Gesamtkonzepts.
    Ich bin gespannt, ob von anderen Mitgliedern weitere Erfahrungen oder Erkenntnisse kommen.
     
    Ich habe dieses Jahr Dünger aus Klee in der Probe als Stickstofflieferant, bis jetzt bin ich sehr zufrieden. Der müffelt auch nicht so wie Hornspäne und der Waschbär gräbt mir nicht mehr die Beete um.
    Zudem in D hergestellt, ich glaube, ich bleibe dabei.
     
  • Auch Hunde wälzen sich gerne auf Rasenflächen, die mit tierischen Düngern versorgt wurden.

    Kannst Du den Klee-Dünger nennen ?
     
  • Kleepura heißt der.
    Diesen Dünger aus Dresden von einem jungen dynamischen Unternehmen benutze ich schon seit 2 Jahren und bin mehr als zufrieden! Die Erde bleibt länger feucht, mit der Zeit wird sie schön krümelig und Pflanzen wachsen - absoluter Wahnsinn(y) Außerdem ist dieser Dünger sehr sparsam im Verbrauch und geeignet für alle Pflanzenarten.​
     
  • Danke Euch, den Klee-Dünger werde ich mir ansehen.

    Ein rein pflanzlicher Dünger aus Getreidekeimen ist auch MALTaflor. Den habe ich bereits, aber noch nicht ausprobiert.
    Er hat ein ausgewogenes Nährstoff-Verhältnis von N : P2O5 : K2O = 5 : 3 : 5

    Edit:
    Irgendwie baut mir die Software immer den Smiley ein. Ist gar nicht beabsichtigt.....

    Edit:
    Bereits von @Linserich Gelöst !
     
    Zuletzt bearbeitet:
    Momentan beschäftige ich mich mit biozyklisch-veganem Anbau. Ich bin zwar keine Gemüsebäuerin und auch keine Landwirtin, aber ich liebe Erde. Das Erdreich mit allem, was dazu gehört fasziniert mich unendlich…

    Solche Definitionen wie: Terra Preta, biologisch-dynamische Landwirtschaft von Rudolf Steiner, Demeter, regenerative Landwirtschaft - sind mir schon bekannt. Und jetzt lese ich über vegane Landwirtschaft, absolut neu für mich!

    Ab und zu bestelle ich Bio-Kisten. In der letzten war ein Handzettel vom Landwirt J. Mannherz aus Singen mit einer Erklärung:

    Zum biozyklisch-veganen Anbau gehört auch eine intensive Kompostwirtschaft. Der Kompost ersetzt bei uns die im Bio-Anbau gängige Stickstoffdüngung mit Tierreststoffen, die mehr Ressourcen benötigt: Für den Anbau von Kohlarten wären 1000 kg Hornspäne notwendig, die üblicherweise aus dem außereuropäischen Ausland importiert werden. Wollte man den Stickstoffbedarf mit Kuhmist decken, wären zwei bis drei Tiere nötig und damit mehr als ein zusätzlicher Hektar Fläche. Wir können mit 0,4Hektar Luzerne-Klee-Gras-Gemenge genug Stickstoff im fertigen Kompost für die Düngung von 1 ha Kohlgemüse produzieren. Kurz gesagt: Die pflanzliche Kompostierung ermöglicht ohne Tierhaltung den Weg hin zu einem gesunden Hoforganismus. Nährstoffe aus Grünland, welche sonst nur durch die Nutztiere verwertet werden, finden durch die Kompostierung ihren Weg in die Ernährung der Menschheit.

    Natürlich war ich direkt interessiert und wollte mehr wissen. Der vegane Landwirt hat in diesem Interview viele Fragen beantwortet, u.a. auch die Stickstoffdüngung mit Tierreststoffen angesprochen:

    Die Menge an Gemüse, die mit Tierreststoffen produziert wird, steht in keinem Verhältnis zu der Anzahl an Tieren, welche dafür getötet wurden. Folgendes Beispiel veranschaulicht das: Für den Bio-Anbau von einem Hektar Gemüse düngt man mit Horn – also gemahlene und pelletierte Hörner und Hufe – aus etwa 250 Kühen. Schätzungsweise 125 Personen können davon ein Jahr lang mit Gemüse versorgt werden. Somit müsste jeder dieser Konsumenten auch zwei Kühe im Jahr essen, das tun die Konsumenten aber nicht. Der Missstand wird auch dadurch offengelegt, dass diese Dünger in der Regel aus konventioneller Massentierhaltung aus dem außereuropäischen Ausland stammen, auch aus Südamerika. Man unterstützt damit eine nicht nachhaltige Tierhaltung, für die auch Regenwälder abgeholzt werden. Der gesamte Gemüseanbau in Deutschland könnte niemals so funktionieren.

    Dann habe ich auch das gefunden „Definition und Bedeutung von biozyklischer Humuserde“

    Kennt das jemand?​
    Danke für diese interessanten Infos! :)
    Hab früher so was gar nicht beachtet! In vielen Bücher empfehlen die Autoren und Experten Horndünger, mir ist aufgefallen, dass sie dieser Düngemittel nie in irgendeinen Punkten kritisiert haben...
    Jetzt hast du mir geholfen, es von einer anderen Perspektive zu betrachten :geek:
    Jedoch glaube ich, dass Mist, welches man nicht aus "geschäftlichen" Anbaugründen" moralisch unbedenklich ist...
     
    Tierische "Abfall"produkte aus der Nahrungsmittelproduktion sind ja auch per se nicht schlecht für Pflanzen, @KleinerGärtner. Im Gegenteil.
    Ich nutze sie wegen der Langzeitwirkung lieber als reine Mineraldünger.

    Trotzdem sind mir bei Zimmerpflanzen und Kräutern rein pflanzliche Dünger lieber.

    In den "Biozyklisch-veganem Anbau" lese ich mich ein, @Lilli S.
    Allerdings stelle ich mir die Frage, was bei einer verstärkten Anwendung dieser Methode mit den riesigen Mengen an Horn, Knochen und Blut passieren soll. In die Müllverbrennung ?
     
  • Allerdings stelle ich mir die Frage, was bei einer verstärkten Anwendung dieser Methode mit den riesigen Mengen an Horn, Knochen und Blut passieren soll. In die Müllverbrennung ?
    :unsure: das weiß ich nicht...
    Was passiert mit ganzen Fleischprodukten im Supermarkt, wenn sie nicht verkauft werden?
    Es gibt auch Erdflächen, die nicht gedüngt werden müssen, wie z. B. im Bauwesen...
     
    War nicht direkt an Dich gerichtet, Lilli. Eher "laut" gedacht.

    Was mit abgelaufenen Fleisch passiert, weiß wiederum ich nicht. Tierkörperbeseitigung oder doch wieder Müllverbrennung ?

    Harmonischer wäre das alles wohl, wenn insgesamt weniger Fleisch gegessen würde. Weniger Abfälle, mehr Raum und Bedarf für pflanzliche Dünger.
    Aber das ist ein weites Feld, dass ich hier gar nicht vertiefen möchte, weil es von Deinem interessanten Thema abweicht. ;)
     
    Da läuft in meinem Bekanntenkreis eine Studie über den Wurmkompost. Da entsteht Dauerhumus, das ist sehr interessant. Ich selber habe auch seit ein paar Jahren einen Wurmkomposter. Da werfe ich die Organik oben rein, tu immer mal Urgesteinsmehl drauf und auch Holzkohlegruß, halte alles feucht. Die Holzkohle tu ich vorher aktivieren, das heißt feucht machen, solange bis sie gesättigt ist. Dann zersetzen die verschiedenen Lebewesen das alles und unten fällt der Wurmkompost raus. Das dauert aber schon ca.1 Jahr bis das mal in Gang kommt. Diesen Wurmkompost tu ich dann unter die Erde mischen. Zuerst kommt der Gemüsegarten dran, dann kommen erst die Staudenbeete dran. Das dauert schon ein paar Jahre bis jeder was bekommt.
    In der Freisinger Gegend ist ein Landwirt, der schon viele Erfahrungen damit hat und macht es für die Landwirtschaft bekannt und hat schon viele erfolgreiche Versuche gemacht. In unserer EM-Szene ist das schon länger bekannt und wird schon von den Landwirten die mit EM arbeiten teilweise praktiziert. Das stimmt sehr hoffnungsvoll.
     

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    Dauerhumus ist schon sehr hochwertiger Humus. Enthalten z.B. in Schwarzerde, wahrscheinlich auch in Terra Preta und natürlich in Ton-Humus-Komplexen aus den Därmen von Regenwürmern.

    Hast Du spezielle Würmer ?
     
    Dauerhumus ist schon sehr hochwertiger Humus. Enthalten z.B. in Schwarzerde, wahrscheinlich auch in Terra Preta und natürlich in Ton-Humus-Komplexen aus den Därmen von Regenwürmern.

    Hast Du spezielle Würmer ?
    Nein. Wie ich damit angefangen habe, mußte ich unten rein ein Erdgemisch tun mit oben drauf so halbfertigen Kompost. Das Erdgemisch deshalb, damit ein bestimmter Stock entstehen soll, damit nicht gleich alles zwischen diesen Metallstäben durchfallen kann. Da waren die Lebewesen schon drinnen. Da ist ja oben ein Holzdeckel drauf,mit einem Blech drüber, damit er nicht verrotten kann. Wenn ich den Deckel öffne und was rein schmeiße, da wurlt es richtig vor allen möglichen Lebewesen und schwups sind sie unter dem Material verschwunden. Das ist eine wahre Pracht.
     
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