…Berlin ist nicht die ganze Welt…
Liebe Rasenunkrautfeinde
leider ist Berlin nicht die ganze Welt… denn hier, wo fast jeder m² Trinkwasserschutzgebiet ist, ist der Einsatz von Glyphosat schon seit Jahren streng reglementiert und dem Privatmann legal nahezu unmöglich. Das finde ich schon mal nicht unvernünftig. Ja, kann man einwenden, wenn die sich da weniger über Herbizide Gedanken machen würden, würde es auch mit dem Flugplatz klappen.
Um es noch mal klar zu stellen, dass die Berliner Stadtrandjungs kein Öko -Ei am wandern haben…
Wenn der Glyphsateinsatz im Hausgarten ab morgen unter Strafe stünde, würde das in der Gesamt Anwendungsbilanz dieses Herbizids wohl erst in den hinteren Kommastellen zu sehen sein.
Ich stamme aus einer Zeit, in der es Banvel M & Co. gar nicht gab. Wohl aber 50 Pfennige von den Eltern für einen Korb ausgestochener Butterblumen. Wäre da nicht kürzlich eine Flasche Bier umgekippt, würde dieser Rasen gar nicht wissen, dass es Glyphosat gibt. Der Rasen ist sehr groß - in einem parkähnlichen Areal. Ich würde denken, die Nettorasenfläche beträgt 800 m³. Im Rasen gibt es Unkraut, aber in einer überschaubaren Größenordnung. Wenn etwas überhand nimmt, wird gestriegelt und nachgesäht. So geht das schon seit 1962.
Ich betreibe inzwischen meinen eigenen Rasen – die niedersächsische Durchschnittsfläche verfehlt die Wiese um 30 Q-Meter. Ich kann also sehr genau ermessen, wieviel Pflege ein kleiner Rasen braucht. Kleinflächiges Striegeln, Nachsähen und Düngen inklusive.
Ich fördere Grundwasser aus vier Meter Tiefe. Der Nitratgehalt ist 23 mal höher, als in Flaschenbier.
Ein „Erbe“ früherer Landwirtschaft? Ich bin mir sicher, dass ich das mit meinen klotzigen Mineral-Düngergaben nicht verbessere. Dennoch habe ich im Blick, dass ich meinen Nachfahren nicht auch noch eine Glyphosat-Kontaminierung hinterlassen muss. Es geht auf kleinen Rasenflächen auch ohne und ganz ehrlich – bevor ich 10 Tage warte, bis irgend ein Gift in meinem Garten anschlägt, habe ich das Kräutlein schon mit meinem Unkrautstecher ausgestochen. Es geht einfach schneller… dabei habe ich meine sorglosen Erben im Blick und das blendende Gefühl, der Firma Monsanto ein Schnippchen geschlagen zu haben.
Danke Grassstreifen – das hast Du wunderbar erklärt.
Anwendung von Glyphosat ausschließlich durch Sachkundige. Das ist ein guter Schritt!
Lieber Rasendoktor – Du scheltest mich weltfremd und schilderst begeistert, dass Du für perfekt grünen Rasen am Tag auf bis zu 5000 m² ganz sachkundig und richtig dosiert Glyphosat ausbringst.
Es tröstet, dass Du es wenigstens Herstellerangaben entsprechend dosierst.
Du lebst davon und Deine Kunden wollen es - niemand von denen will wissen, welchen Preis die Enkel dafür zahlen könnten. Du wirst wissen, wie das gleiche Ergebnis ohne „Gift“ nur mit mehr Aufwand zu erzielen ist. Umbrechen, Gründüngung, Striegeln und ewiges Nachsähen.
Umweltbewußtsein oder Geld verdienen… bemühe Dich nicht, das irgendwie besser aussehen zu lassen. Glyphosat ist ein Gift und auch wenn die Grenzwerte in Sachsen und vielleicht auch in Niedersachsen noch nicht erreicht sind…im Bier willst Du es dann doch nicht haben. Wobei es Deine täglichen 5000 m² sicher nicht ausmachen….
Liebes Evchen72 vielleicht solltest Du mehr Kichergesichter verwenden… Berliner Stadtrandjungs sind da nicht so fix. Bevor ich eine Wiese fräse/umbreche ist es besser, wenn ich alles so lasse und ein bisschen Glyphosat einsetze? Weil Umbrechen dem Boden mehr schadet? Verstehe!
Ist es nicht so, dass diese sequentiellen Herbizide nur eine geringe Anzahl Unkräuter erfassen?
Günsel oder Giersch – egal wie hoch man die Dosierung dreht, werden einfach nicht erfasst?
Wie ist das mit Disteln und was Du Dir da sonst noch am Feldrain einfangen könntest?
Welche Erwartungen an einen Rasen in ländlicher Idylle wären denn ökologisch noch vertretbar?
Wie auch immer… aus ganz unterschiedlichen Gründen denke ich, könnte man in Hausgärten auf Monsatos Glyphosat auch gut verzichten.
Perfekt grüner, unkrautfreier Rasen ist mir in der Liste anerkannter Lebensleistungen noch nie begegnet… schwere Umweltsünden dagegen schon.
Wäre es nicht viel pfiffiger, allen Gelegenheitsnutzern, wie bspw. Grasstreifen, Wege zu weisen, wie man auf Kleinstflächen ganz komfortabel ohne Herbizide auskommt?
Das hielte ich für weit schlauer, als sich die „großen Herbizid-Erfolge“ auf dem Weg zum perfekten Rasen um die Ohren zu hauen.
Viel Glück (das werden wir brauchen)