Apfelbaum retten

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09. Okt. 2012
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Liebe Wissenden,

Unser Apfelbaum leidet. Wir wollen ihn jedoch noch nicht aufgeben. Was können wir ihm Gutes tun? Kompost legen wir immer wieder um den Stamm. Gibt es auch extra Dünger? Was hilft noch?

Vielen Dank im Voraus, S
 
  • Ein Rumäne hat mir mal erzählt, dass die bei kranken Bäumen, vor dem ersten Frost, Pferdeäpfel um die Baumscheibe aufbringen. Um die Scheibe ca. 20cm und ca. 10cm hoch.

    Ich selbst praktiziere das auch bei gesunden Bäumen. Würmer arbeiten ab dem frühen Frühjahr mit der Umsetzung zu Humus (ab +10°C°).
     
  • Der Baum trägt kaum Blätter. Viele Äste sind abgestorben. Der Baum ist eigentlich noch jung, vielleicht 4 Jahre alt. "Richtige" Früchte hat er noch nie getragen, nur ein paar kleine.
     
  • Welche Unterlage? Schwachwächsig oder Mittel Starkwüchsig?

    Hatten die Blätter schwarze oder andere Flecken, welche auf Pilzerkranung hindeuten könnte?
     
    Ich kenne mich zuwenig aus, aber ich frage mich, ob da ein Pilz am Werk ist, der die Leitbahnen verstopft und darum der Baum immer weniger Blätter bekommt? (So ähnlich wie beim Pilz bei der Ulmenkrankheit.)
     
  • Baumkrebs?

    Mal ehrlich, ohne Bilder wird das hier ein munteres Rätselraten.


    Das stimmt. Hier nun die Bilder. Bittet entschuldigt die Verzögerung. Das Bäumchen steht nicht vor unserer Türe.

    Baum.webp

    Ast.webp
     
    Der gehört irgendwie erzogen. :) Der ist ein unartiges Kind, das schräg wachsen will. Die Flechten, die man auf dem zweiten Bild sieht, sind absolut harmlos und zeugen von sauberer Luft.

    Ich würde sagen, ausser einem anständigen Erziehungsschnitt braucht er sonst nichts. Wobei ich ehrlich gesagt trotzdem verstehe, dass ihr euch um ihn sorgt, denn so richtig wüchsig scheint er nicht zu sein.
     
  • Das ist nicht so einfach zu beantworten. Zunächst müssen wir wissen, auf welcher Unterlage der Baum wächst. Soll es ein Niederstamm oder Buschbaum oder sogar ein Hochstamm werden?

    Ein Erziehungsschnitt wird im Spätwinter an einem frostfreien Tag gemacht.
     
    ...Die Flechten, die man auf dem zweiten Bild sieht, sind absolut harmlos und zeugen von sauberer Luft...


    Harmlos sind sie.
    Flechten als Bioindikatoren wachsen aber auch an hochbelasteten Standorten.
    Die auf den Bildern gezeigte, ist meiner Ansicht nach eine Art der Blattflechte (evtl. Parmelia sulcata), die aufgrund ihrer hohen Stickstofftoleranz sogar in Innenstädten anzutreffen ist.

    Gruß,
    Pit
     
    Hast du mal versucht einen Jugendlichen der noch nie einer Erziehung genossen hat zu erziehen?

    So ist es hier auch - nicht einfach.

    Folgendes ist nur meine Meinung andere Meinungen sind zugelassen;)

    1. den Hauptstamm deutlich runternehmen ca. 50% dabei einen schrägen Schnitt machen damit Wasser ablaufen kann und natürlich mit Baumharz versiegeln.
    Ziel: Den Baum zu reizen, dass er weiter unten stärker austreibt.
    Später wird aus einem neuen Trieb eine Hauptstammverlängerung angestrebt. Es soll ein Hochstamm werden.

    2. Auf der Fläche kann man sicher davon ausgehen dass es sich um eine Hochstamm Unterlage handelt, alles andere macht in einer Fallobstwiese mit lauter anderen Hochstämmen wenig Sinn.
    Also muss LANGFRISTIG auch der untere starke Ast weg. Ich würde ihn aber zunächst nur auf die Hälfte reduzieren.

    Fertig ist die Erziehung für dieses Jahr. Mehr zu tun würde evt nur zu Wassertrieben führen.

    3. Mit einem Rindenschäler die Rinde glätten. In solch einer Rinde siedeln sich sonst gerne auch Schädlinge, insbesondere der Apfelwickler. Damit ist auch die unschädliche Flechte weg.

    4. Kalken: Durch das Kalken des Stammes wird er besser vor Frost geschützt hilft gegen Schädlinge und verhindert bedingt auch Spätfrostschäden weil Austrieb und Blüte nach hinten verlagert wird.

    Im Kommenden Jahr muss man dann einen Kronenaufbau beginnen.
    Der unter Ast muss vor allem deswegen weg, weil durch ihn das Freischneiden der Baumscheibe erheblich erschwert wird. besser ist wenn er - wie bei Hochstammerziehung - erst ab 1,80 -1,90 die Äste beginnen.

    Sollte - was ich nicht glauben kann - es doch eine schwachwüchsige Unterlage sein, dann wäre diese Form schädlich, weil das Wurzelsystem nicht auf die Windlast eines hohen Baumes ausgelegt ist und er irgendwann mal durch eine Sturm entwurzelt werden könnte. Ansonsten können auch schwachwüchsige Unterlage groß werden wenn diese richtig gestützt sind.

    In der Umgebung mit vielen hohen Bäumen würde bei Niederkrone der Baum evt auch weniger Licht als wünschenswert erhalten und somit bleibt für mich die Hochstammerziehung als vernünftige Lösung.

    Bin mal gespannt was andere dazu meinen. Ich hab zwar einige Erfahrung aber Rentner und andere User haben teilweise mehr Ahnung, deswegen hab ich mich bei dem etwas schwierigen Fall auch zunächst zurückgehalten.
     
    Vielen Dank für die bisherigen Rückmeldungen. Sehr, sehr informativ. Nun muss ich mich dorch mal besser einarbeiten. Ich verstehe zur Hälfte nur Bahnhof. Das liegt nicht an Euren Beiträgen. Sie sind top.
     
    Wer hat ihn gepflanzt? Man kann das eigentlich nur dann herausfinden, wenn man die Rechnung (sofern es jemals eine hatte) noch hat oder den Gärtner von der Obstbaumschule kennt. Aber wie Tomash erwähnt, müsste es eigentlich eine starkwüchsige Unterlage für einen Hochstamm sein, wenn schon alle anderen Bäume Hochstämmer sind. 100% sicher ist das aber nicht. Vielleicht hatte der Pflanzer das Bedürfnis, zu seiner eigenen Bequemlichkeit einen niedrigeren Baum zu haben?

    Ich würde mal sagen: die Tipps von Tomash sind gut, allerdings würde ich selber den Hauptstamm nur zu höchstens einem Drittel (wenn überhaupt) zurück nehmen, dafür den unteren Starkast schon jetzt ganz weg nehmen und den Stamm bis auf die Höhe von ca. 150 cm von allen kleinen Zweigen befreien. Später dann kannst du den Stamm noch weiter erhöhen, wenn die Krone sich gut entwickelt.

    Alternativ könnte der Baum aber auch mit einem tiefen Starkast zu einem grossen Baum (gesetzt dem Fall, es ist eine starkwüchsige Unterlage) heranwachsen. In diesem Fall beide Stämme ca. ein Drittel kürzen, den Seitenast vielleicht etwas mehr.

    Nochmals alternativ kannst du ihn so lassen wie er ist und ihn zu einem Niederstamm erziehen, damit - falls es eben doch eine schwach- oder mittelwüchsige Unterlage ist - der Baum nicht umkippt. In diesem Fall einfach die Seitentriebe um ca. einen Drittel einkürzen und mit der Zeit die Pyramidenform aufbauen.

    Die Rinde bürsten würde ich eigentlich nicht, aber das kann nicht schaden. Der Apfelwickler zieht sich dann höchstens auf die Nachbarbäume zurück und schwirrt von dort aus wieder zurück auf den kleinen Baum. ;)

    Aber eben: die Unterlage ist wichtig. Ist es eine schwachwüchsige Untelage, braucht der Baum lebenslang eine starke Stütze, wenn die Krone sich gut entwickelt.

    Mit dem Kompost kannst du jedenfalls weiter verfahren wie bis anhin. Solltest du Pferdemist auftreiben können, wäre das meines Wissens auch gut.

    Lies dich doch bis im Spätwinter etwas durch die diversen Themen mit Obstbäumen und frag den Bauern, dem diese wunderschöne Obstbaumwiese gehört, ob er mehr weiss. Weisst du, welche Apfelsorte es ist?
     
    Zuletzt bearbeitet:
    Okay, dann würde ich die Erziehung des Apfelbäumchens so steuern, dass es einen Niederstamm oder Buschbaum gibt. Diesen kann man besser abstützen und die Unterlage trägt ihn auch besser, die Stütze würde ich aber lassen und zwar lieber lebenslang, ausser du merkst mit der Zeit, dass er doch viel kräftiger ist.

    P.s. Ich gratuliere dir zu dieser wunderschönen Obstbaumwiese! Sie ist im Frühling bestimmt ein Traum für Biene und Auge!
     
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