Hier im Norden mussten wir uns erstmal damit abfinden, dass nun plötzlich hier die Inzidenzen höher sind als im Süden – zunächst.
(Würde man Impfquoten und Inzidenzen von Anfang Januar gegenüberstellen, ergebe sich ein ganz anderes Bild als mit den Daten aus dem Dezember - und vermutlich auch, wenn man bis Ende Februar wartet. Das hatte ich ja schonmal geschrieben.)
Bin ja eher Team Drosten als Team Streeck und noch etwas skeptisch, ob es schon Zeit ist, sich locker zu machen:
Ja.
Einerseits wird bei Omikron ein „milderer Verlauf“ beobachtet. (Einer unserer lokalen Virologen und Landesregierungsberater vergleicht eine Omikron-Erkrankung bei Auffrisch-Geimpften mit einem grippalen Infekt …, hatte aber zu Delta-Zeiten auch kein Problem mit einer Durchseuchung der Schulen.) Und in einer hoffentlich bald folgenden endemischen Lage werden wir uns – wie bei der Grippe – an einige schwere Verläufe und Todesfälle gewöhnen müssen.
Andererseits bedeutet „milderer Verlauf“ ja nicht, dass alle Verläufe bei Geboosterten (z.T auch bei 2-fach Geimpften und Genesenen) milder sind, sondern nur dass der Anteil milderer und asymptomatischer Verläufe größer ist, es aber weiterhin schwere Verläufe gibt (kleinerer Anteil).
Und die Welle rauscht ja zurzeit zunächst durch die jüngeren Bevölkerungsschichten mit mehr Kontakten. KW 2/2022: 7-Tage-Inzidenz bei 70- bis 90-Jährigen ca. 100/100.000 (0,1 %); 7-Tage-Inzidenz bei 5- bis 25-Jährigen über 1.000/100.000 (> 1 %) (Quelle:
RKI - Coronavirus SARS-CoV-2 - COVID-19-Fälle nach Altersgruppe und Meldewoche (Tabelle wird jeden Donnerstag aktualisiert)) Wenn dann demnächst die Älteren dran sind, werden die Fallzahlen auch bei den schweren Verläufen wieder steigen.
Dazu kommt die Impflücke (auch bei Älteren). Und auch wenn manche:r meint, die Ungeimpften hätten eben selbst schuld, wird die Gesundheitsversorgung trotzdem sehr belastet.
Folgendes twittert Prof. Karagiannidis heute dazu:
Die Unsicherheit spiegelt sich auch in unserer Familie wider: Wir Eltern sind seit Anfang Dezember geboostert, die Kinder (6, 8, 10) seit Anfang Januar doppelt geimpft (bisher keine Myokarditis

). Eigentlich ein Grund zu entspannen.
Der Jüngste war trotzdem schon lange nicht mehr in der KiTa. (Bin glücklicherweise ebenfalls schon lange im HomeOffice) Dafür darf er immer mal die Ü80-Oma besuchen. Die beiden Schulkinder werden derzeit In der Grundschule täglich getestet, weil es in den Klassen Coronafälle gegeben hat (letzter Fall: morgens negativ, abends positiv, zum Glück am Sonntag).
Grund für unsere Unsicherheit ist hierbei die Oma – zwar geboostert, aber bereits vor 4 Monaten. Und wie hoch das Risiko für schwere (Omikron-)Verläufe bei Älteren ist – auch wenn geboostert – ist noch nicht soo klar. Also überlegen wir weiter: Wann dürfen die Kinder mit wem spielen? Wann und unter welchen Umständen dürfen sie Oma besuchen? …
Und wann können wir uns locker machen? Wenn Oma die 2te Auffrischung bekommen hat? Wenn Oma die Omikron-Auffrischung bekommen hat? Natürlich schicken wir Kinder mit Krankheitssymptomen auch sonst nicht zur Oma. Jedoch sind Covid-19-Infektionen bei Kindern eben oft asymptomatisch und dann oft trotzdem infektiös…