Mein Stückle vom Ländle [the Länd]

Streuobstfreund

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07. Feb. 2022
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Ort
Vaihingen an der Enz
Hallo,

gerne möchte ich mich vorstellen. Ich heiße Dennis bin 40Jahre alt und Handwerker sowie Sozialarbeiter von Beruf. Ich wohne im Raum Stuttgart.

Seit nun fast zwei Jahren pflege ich ein Stück Land in der Nähe von Vaihingen an der Enz. Lange war ich auf der Suche nach einem "Garten" Leider ist die Übernahem bzw. der Kauf eines Grundstück in unserer Region entweder sehr teuer oder nur über Beziehungen möglich. Die Pacht war für mich keine Alternative weil ich gerne "mein eigener Herr" bin. Dem Thema Kleingarten (Verein) konnte ich auch nichts abgewinnen.

Wie es der Zufall so wollte bin ich zur richtigen Zeit mit der richtigen Person ins Gespräch gekommen und siehe da. Da hatte jemand noch ein Grundstück. Aber da wurde schon mindestens 20 Jahre nichts mehr gemacht. Du kannst es dir ja mal anschauen...
Dann bin ich Mitte März 2020 hin gefahren und hab mir das "Stückle" wie man als Schwabe sagt, mal angeschaut.
Tja was kann man erwarten wenn seit 20 Jahren nichts mehr gemacht worden ist?
Zunächst das Gute: Keine Brombeeren aber dafür Schlehen (Schwarzdorn), allerhand Hartriegel, Obstwildlinge, Wildrosen, Efeu etc.

Es handelt sich um ein ca. 40X65m großes Grundstück nicht eingefriedet an einem südöstlich ausgerichteten Hang. Zwei drittel sind recht schwach geneigt der Rest ist steil und terrassiert mit ca. 70cm hohen Trockenmauern bzw. das was davon übrig ist. Es gibt zwei kleine Schuppen. Die sind aber total kaputt...
Ganz früher war das Gebiet wohl einmal eine Weinlage. In der Nähe gibt es auch Weinbau. Heute ist es hauptsächlich mit Obstbäumen bepflanzt (Streuobstwiesen)
Auch auf meinem Grundstück stehen noch einige alte Obstbäume leider in keinem guten Zustand. Die meisten waren schon tot. Anbei ein par Bilder vom Anfang. Die sind nur aus dem oberen Teil. Damals brauchte man eine Machete um weiter nach unten zu gelangen...


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Tja was soll ich sagen. Ich konnte nicht anders ich hab mich in das Abenteuer gestürzt und einfach angefangen. Mit Säge und Astschere Platz geschaffen. Mein Ziel war und ist wieder einen Obstgarten daraus zu machen. Ich möchte die alten Obstbäume wieder "verjüngen" und neue Obstbäume pflanzen und den Schuppen wider herrichten. Die Trockenmauern soweit es mir möglich ist sanieren bzw. sichern. Vielleicht auch wieder ein Spalier mit Trauben und Beerensträucher pflanzen.

Soweit so gut.

Hier werde ich meine Erfahrungen der letzten Jahre und dann auch in Zukunft mit euch Teilen. Als eine Art Garten Tagebuch. Ich hoffe es gefällt euch. Freuen würde ich mich natürlich besonders über Nachfragen, Anmerkungen und Tipps...
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Hallo @Streuobstfreund , willkommen im Forum!

    Das klingt nach einem spannenden und arbeitsreichen Projekt. Arbeitest du da ganz alleine dran, oder hast du noch helfende Familienangehörige und/oder Freunde?

    Wie wild ist das Stück denn heute noch, konntest du 2021 schon etwas ernten?

    Ich könnte mir ja vorstellen, dass in einer solchen Wildnis auch Tiere zu beobachten sind, denen man sonst nicht täglich über den Weg läuft und auch Pflanzen zu finden sind, die etwas seltener sind. Hast du da Interesse dran und ein Auge für?

    Liebe Grüße, Pyromella
     
    Dein Vorhaben gefällt mir sehr gut; aber ich denke auch, dass du das alles nicht alleine stemmen kannst.
    Willkommen an Bord
     
  • @Pyromella
    Ja arbeitsreich waren die letzten zwei Jahre. Vieles habe ich aleine gemacht. Aber ich hatte auch immer wieder Hilfe von Freunden und Verwandten.

    Das Stückle ist heute nicht mehr ganz so wild (bis auf ein paar Ecken).

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    Ernten konnte ich schon Schlehen, einige Äpfel und Walnüsse von den alten Bäumen, die ersten Johannisbeeren, Brombeeren und Tafeltrauben (in kleinen Mengen)

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    Ja ich habe immer ein Auge auf Tiere und Pflanzen.
    Mir ist es wichtig, dass ich naturnah wirtschafte. Ich möchte gerne ausschließlich mit einheimischen Pflanzen arbeiten. Da sich das Grundstück im außenbereich befindet ist das Außbringen von nicht heimischen Arten ja eh nicht erlaubt. Auch wenn das Grundstück durch frühere Bepflanzungen schon "verseucht" ist (Forsythien, Essigbaum, Schwertlilien ...) Wichtig ist mir aber auch, dass es sich um eine Kulturlandschaft handelt. Die erst duch die Bewirtschaftung so wurde wie sie ist.
    Die Tiere sind wunderschön zu beobachten. Ich habe einige Nistkästen aufgehängt. Die wurden auch gleich genutzt.
    Die Bruthöhle für den Steinkauz wartet aber leider noch auf Bewohner...

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    Und ich habe mir eine Wildkamera zugelegt. Damit kann ich sehen wer sich bei mir so rumtreibt wenn ich nicht da bin....

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    grias di ausm (bayerischen :) ) allgäu.
    solche gärten gefallen mir. schön, dass du die alten bäume leben lässt.
    die meisten machen tabula rasa und alles rechteckig.
     
  • Ja es wäre ziemlich dumm die alten Bäume einfach um zu machen. Sie tragen noch und geben Schatten in dem die neu gepflanzten Bäume wachsen können. Und sie sind ökologisch extrem wertvoll. Mit ihren Höhlen etc.
     
    Wie ging es los?
    Zunächst habe ich mal Platz für das Auto geschaffen und einen Weg auf das Grundstück...

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    Das erste Ziel war es dann die alte Terrasse wieder frei zumachen. Hier stand Anfang der 60er mal eine Gartenhaus. Das musste aber zurück gebaut werden. Übrig ist noch das Fundament und die Terrasse davor. Das gibt einen schönen Sitzplatz ab ca. 4x5m groß. Aber leider total zugewachsen.

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    Am Fuß der Terrasse steht eine tote Fichte. Die habe ich kurzerhand umgesägt und zu "Gartenmöbel" verarbeitet. Der Rest wurde Brennholz.

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    Erst wollte ich eine Feuerstelle anlegen. Ich habe mich dann aber dagegen entschieden. Erstens will ich möglichen Problemen mit dem Landratsamt von vornherein aus dem Weg gehen und zweitens hatte ich keine Lust dazu ;-) So habe ich mir eine einfache Feuerschale zugelegt. Ein Dreibein ist auch schnell hergestellt so hat man auch gleich einen Grill...

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    Das erste große Projekt sollte dann der Schuppen sein. Denn egal was ich noch anpacken wollte, irgendwo müssen die Werkzeuge ja untergestellt werden und wenn es mal Regnet braucht man ja auch einen Platz.
    Also zunächst eine Bestandsaufnahme. Und die fiel nicht gut aus. Der Schuppen wurde in den 60ern aufgestellt. Es war wohl eine alte Baubude 4,50x2.50m. Leider war nicht mehr viel übrig. Ein Teil der großen Salweide die an der Terrasse steht war, wohl schon vor einigen Jahren, auf den Schuppen gestürzt und hatte das Dach und eine der Längswende eingedrückt. Die Feuchtigkeit hatte dann den Rest erledigt. Wenn der Schuppen nicht einen Metallrahmen gehabt hätte, wäre er sicher schon ganz zusammen gefallen. Aber so standen drei Wände noch aufrecht.

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    Jetzt ging das große grübeln los. Was mache ich.
    1. Möglichkeit: Alles abreißen und Komplett neu Bauen (pro) alles neu und chic (contra) viel Arbeit, viel Material (Kosten) und Unsicherheit bezüglich der rechtlichen Situation. Das Grundstück liegt nicht in einem Landschaftsschutzgebiet daher eigentlich Errichtung eines Geräteschuppens <20m³ genehmigungsfrei Zulässig. Aber das Grundstück liegt in einem FFH Gebiet... was bedeutet das? Ich habe lange rum "gegoogelt" und bin nicht wirklich schlau geworden. Hab mit dem Nachbarn gesprochen etc. Mit dem Amt wollte ich nicht sprechen, wegen der schlafenden Hunde und so....

    2.Möglichkeit die drei Wände stehen lassen und den Rest (vierte Wand, Dach und Boden neu) (pro) keiner hätte sagen können da stand ja mal kein Schuppen, Weniger Material für Verschalung etc. (contra) Eine üble Fummelei das alte Ding wieder in Form zu bringen.

    Was hättet ihr gemacht?

    Ich beschloss erst mal alles wegzuräumen was nicht mehr zu gebrauchen war. Ich kam mir vor wie ein Archäologe. Es hatte sich sozusagen ein Sandwich gebildet. Erste Schicht das Dach mit der Bitumenpappe oben und unten eine Deckenverkleidung aus Styropor. (Seher Schön) das Zeug hatte sich in tausende kleine Einzelteile Zerlegt.
    Darunter eine mächtige Schicht die einmal das Innenleben des Schuppens war. Die Möbel aus Pressspan hatten sich aufgelöst. Ich fand allerlei Geschirr, Werkzeug, einen Gaskocher nebst Gasflasche etc....
    Darunter befand sich der Boden. Die alten Dielen waren zum großen Teil verrottet und von der Weide durchwurzelt. Leider war darauf eine Linoleum Boden verlegt. Dieser hatte sich auch in tausende einzelne Fetzen zerlegt.
    Meine Aufgabe als guter "Mülltrenner" alles so weit wie möglich sortieren. Denn nur so konnte ich das Zeug einigermaßen Kostengünstig entsorgen.
    Ach ja was ich vergessen habe: In den Wänden war natürlich Glaswolle. Die hatte sich auch noch in der unheiligen Mischung verteilt bzw. wurde von Nagern verschleppt...
    Ich kann nur sagen wenn jemand plant einen Schuppen zu bauen überlegt euch gut was ihr verwendet. Eure Nachkommen danken es euch.

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    Als ich alles raus hatte, war klar: Es schaut nicht gut aus. Der Boden war natürlich ein Totalschaden. und die verbleibenden Wände waren von unten auch total verfault. Es blieb eigentlich nur sozusagen einen neuen Schuppen in den alten hinein zu bauen und die alten Wände an das Gerüst zu hängen.
    So wollte ich es dann auch angehen... also Bleistift gespitzt geplant und das Holz bestellt.
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    Zum Glück war da die Liefersituation noch einigermaßen gut und die Preise noch bezahlbar.
    Im Juni 2020 war dann das Holz da und es konnte los gehen. Wie es sich gehört natürlich bei Affenhitze....

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    Bald stand die erste Wand.

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    ...Dann das ganze Fachwerk..

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    Dachschalung

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    Bitumenbahn

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    Dachrinne dran .. erst mal dicht. Jetzt konnte auch endlich Wasser gesammelt werden....

    Und was Braucht man für ein kühles Feierabenbier?..... einen Kühlschrank

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    Ich kann euch sagen der tuts! Im Sommer nicht kalt aber deutlich unter Lufttemperatur und im Winter friert es nicht ein....

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    Boden fertig.
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    Fensterladen und Böden der Boden/Deckelschalung fertig

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    Fertig für 2020

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    Im Frühjhar 2021 gabs noch ne Regentonne 350l und ein Trapetsblech aufs Dach...

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    Ne Brombeere und ne Tafeltraube .... und eine Leiter hab ich auch organisiert... in 2022 kommt noch eine kleine Solaranlage dran. Dann kann ich auch mal was elektrisches betreiben....


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    Der Innenausbau war schon im Winter 2020/21 erledigt.



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    Der zweite Schuppen steht noch aus..
    aber das wird wohl ein Neubau. Ich trau mich!
    und da kommt dann das Kompostklo rein... ich bin gespannt.

    So viel für heute. Grüße
     

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    Einfach eine tolle Arbeit.
    Das Blechdach hätte ich Dir auch empfohlen.
    Der "Kühlschrank" ist genial.
    Eine schönes Jahr 2022 wünsche ich Dir.
     
  • Hallo @Streuobstfreund , planst du eigendlich langfristig ausschließlich Obstbäume und Beerensträucher, oder willst du irgendwann auch Beete anlegen und Gemüse oder Blumen ziehen?

    Meine Eltern haben, als ich Kind war, ein Stück Land im Außenbezirk gekauft - ohne Strom und ohne Wasseranschluss. So verwildert wie euer Stück war es nie, aber es ist unser Familienprojekt und Paradies geworden. Wasser ist aber immer der limitierende Faktor. Wenn es längere Zeit nicht regent und der Füllstand der Regentonnen sinkt, dann wird überlegt, was überhaupt noch gegossen wird. Deshalb wird bei den Blumen auf Trockenverträglichkeit geachtet und auch beim Gemüse müssen Säufer wie Zucchini und Co leider draußen bleiben.
     
    Ein schönes Stück Land. Viel Arbeit. Aber Du schaffst das.
    Aber hoffentlich hast Du die Eigentumsverhältnisse geklärt? Das Ist mehr als wichtig, schließlich investierst Du viel Arbeit. (Arbeit=Kraft=Geld)
     
    Hallo @Streuobstfreund , planst du eigendlich langfristig ausschließlich Obstbäume und Beerensträucher, oder willst du irgendwann auch Beete anlegen und Gemüse oder Blumen ziehen?

    Meine Eltern haben, als ich Kind war, ein Stück Land im Außenbezirk gekauft - ohne Strom und ohne Wasseranschluss. So verwildert wie euer Stück war es nie, aber es ist unser Familienprojekt und Paradies geworden. Wasser ist aber immer der limitierende Faktor. Wenn es längere Zeit nicht regent und der Füllstand der Regentonnen sinkt, dann wird überlegt, was überhaupt noch gegossen wird. Deshalb wird bei den Blumen auf Trockenverträglichkeit geachtet und auch beim Gemüse müssen Säufer wie Zucchini und Co leider draußen bleiben.

    Also Beete für Gemüse werde ich nicht anlegen. Erstens wegen der Trockenheit ich kann nicht schnell abends noch gießen gehen und zweitens gibt es da viele Rehe. Es ist kein Zaun drum und ist auch nicht erlaubt. Leider machen die Rehe keine Gefangenen....

    Blumen möchte alles was eh wild vorkommt fördern und in den Trockenmauern gerne Blaukissen haben. Die finde ich so schön... Wenn da jemand Tips hat.... her damit.

    Mein Leitbild ist eine Obstwiese ich habe letzten und diesen Herbst einige Obstbäume gepflanzt. Dazu später mehr.
    Ansonsten möchte ich Johannis und Stachelbeeren Himm und Brombeeren Holunder und noch Felsenbirne pflanzen..
     
    Ein schönes Stück Land. Viel Arbeit. Aber Du schaffst das.
    Aber hoffentlich hast Du die Eigentumsverhältnisse geklärt? Das Ist mehr als wichtig, schließlich investierst Du viel Arbeit. (Arbeit=Kraft=Geld)

    Ja das stimmt und es war gar nicht einfach alle Eigentümer ausfindig zu machen. Es sind insgesamt vier schmale Streifen (Erbteilung sei dank) Die älteren Herrschaften waren froh die Grundstücke verkaufen zu können.
     
    Also Beete für Gemüse werde ich nicht anlegen. Erstens wegen der Trockenheit ich kann nicht schnell abends noch gießen gehen und zweitens gibt es da viele Rehe. Es ist kein Zaun drum und ist auch nicht erlaubt. Leider machen die Rehe keine Gefangenen....

    Bei uns kommen die Rehe über den Zaun - das ist immer ein Glücksspiel, was sie fressen und was nicht. Manchmal träume ich wütend von einem Rehbraten....

    Denk an den Verbissschutz, wenn du junge Bäume und Sträucher pflanzt. Frische Rinde scheint lecker zu sein.

    Blumen möchte alles was eh wild vorkommt fördern und in den Trockenmauern gerne Blaukissen haben. Die finde ich so schön... Wenn da jemand Tips hat.... her damit.

    Was hältst du von Zimbelkraut in den Fugen?
     
    Hallo Streuobstfreund,
    habe mich erst einmal von oben bis unten durchgelesen. Ich finde es toll, wie Du Dich durch den Dschungel
    ackerst. (y). Ich komme dich jetzt öfter mal besuchen , um Deine Fortschritte zu sehen.
     
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