Nur zum Verständnis ... warum ist wuchsstark schlecht?
Also empfehlen sich Pflanzen mit starken Trieben die zeitgleich langsamer wachsen?
Holzigere Arten sind an freistehenden Kletterhilfen gegenüber allein deshalb günstiger, weil Triebspitzen, die noch keinen Halt gefunden haben, "stabiler" sind und durch Starkwind/-regen/Hagel nicht so leicht beschädigt werden. Langsamer Wuchs verländert die Intervalle zwischen den erforderliche Rückschnitten. Wenn du wuchsstarke Pflanzen (manche schaffen an "guten Tage" der Vegetationsperiode bis etwa 20 cm Trieblängenzuwachs) an nur 2 m hohe Kletterhilfen setzt, musst du ständig hinterher sein, um die Breite des Zaunes im Griff zu behalten und an der Oberseite einen Überhang zu verhindern, der den Rest der Pflanze verschattet und ihre Verkahlung im unteren Bereich fördert. Gerüstkletterpflanzen streben mit ihrer Masse zum Licht. Wo kein oder weniger Licht ist, lohnen sich Blätter nicht mehr. (Siehe "Lianen" im [Ur]Wald - unterhalb der Baumkronen werden sie nach Erreichung des Sonnenlichtes blattlos). Die von mir empfohlenen Beschränungen dienen der Funktionalität (Sichtschutz) und dem besseren Aussehen bei reduziertem Aufwand für Leitung, zusätzlicher Fixierung und Schnitt.
Also es ist nicht so, dass ich ALLE Pflanzen haben will, eigentlich wollte ich nur eine Sorte/Art für die gesamte Fläche nehmen.
Das ist eine Möglichkeit, die ich wählen würde, wenn ich eine sehr wuchsstarke Rankpflanze einsetzen wollte - z.B. eine Weinrebe. Die bedeckt (mittig gepflanzt) die < 30 m² innerhalb von etwa 3 Jahren - eventuell schon im zweiten Standjahr.
Es ist also generell besser auch noch vertikale Hilfen zu spannen? Das würde die Sache (also den Bau des Konstukts an sich) natürlich nicht unbedingt vereinfachen. Warum nicht?
Für schlingende/windende Kletterpflanzen sind waagerechte Stützen so sinnlos, wie Gabeln zum Verzehr von Suppe. Ihre Triebspitzen kreisen um eine (imaginäre) Vertikalachse und wicklen sich so um alles aufwärts strebene (z.B. Zweige). Wenn zufällig im umkreisten Radius etwas Aufstrebendes da ist wird es umwunden, wenn nicht, kippt die Spitze um und beginnt - so gut es geht - von vorn. Klappt es mehrfach nicht, hängt der Trieb herab und die Spitzen wächst an ihm wieder nach oben. Vielleicht kippt sie vorher über eine horizontale Stütze, aber das hat nichts mit Klettern zu tun und ist keine brauchbare Voraussetzung für flächigen, ansehnlichen und leitfähigen Bewuchs. Bei Rankpflanzen und Spreizklimmern ist das anders - Ranken ergreifen alles, was sie umfassen können und Spreizklimmer haken sich ein. Aber allein an einem horzontalem Seil gibt es nicht viel zum Einhaken Und die Wahrscheinlichkeit, dass Ranken und einzelne Seile sich treffen ist auch nicht sehr hoch. Kletterhilfen mit Gitter- oder Netzstrukturen sind jenen mit unidirektionalen Strukturen in jedem Fall haushoch überlegen. Die Wahl der Gitterweite muss u.a. den Wuchsmerkmalen der Bepflanzung angepasst sein.
Und wie kriege ich das hin?
So schwierig ist es ja nun nicht, ein Gitter oder ein Netz in einen Holzrahmen zu basteln. Manches Gitter kann auch einfach zwischen Pfosten gesetzt werden. Ziemlich einfach wäre die Verwendung einer möglichst weitmaschigen verzinkten Baustahlmatte. Aber am Zaun sollte man auch an die Pflegearbeiten an der Außenseite denken. Da sind größere Abstände, durch die man hindurcharbeiten kann, praktischer.
Diese Arten könnte ich also auch ohne vertikale Rankhilfen nehmen?
Man kann alles - aber das artet sehr oft in "Kaputtsparen" und ständigem Ärgernis aus.....
Warum Akebia nur unter Vorbehalt? Welche Bedingung erfüllt diese Pflanze nicht?
Sie ist sehr ziemlich wuchsstark und sie schlingt - strebt sehr streng senkrecht.
Rein Theoretisch könnte ich also die komplette Fläche mit Wein beranken lassen?
Ja.
Allerdings würde ich Wilden Wein bevorzugen (fiele eigentlich auch der rankende wilde Wein unter deine Empfehlung?)
Weniger. Parthenocissus inserta ist eher kurzrankig an schwächerem Jungholz. Speziell an windexponierten Standorten sollte er an "Rankgitter" gepflanzt werden. Aber natürlich lässt sich diese "Schwäche" durch An- und Aufbinden kompensieren. Wie bereits angedeutet: Mittels Pflege kann man fast alle Nachlässigkeiten bei Pflanzenauswahl und Konstruktion von Kletterhilfen kompensieren. Aber: Man kann auch mit einer Schubkarre einen Möbelwagen ersetzen. Welche Variante im Einzelfall sinnvoll ist, muss jeder selber entscheiden.
Rein optisch fände ich natürlich auch einen Mix zwischen Campsis und Vitis schön ... wäre sowas auch möglich?
Nicht durcheinander, aber nebeneinander ginge es. Campsis blüht recht spät an den spitzen des neuen Holzes. Das kannn bis zur Blüte 2 m (und mehr) gewachsen sein und will natürlich zwecks Blütenerhalt nicht abgeschnitten werden. Zur gleichen Zeit fruchtet der Wein am unteren (inneren) Ende seiner Triebe, die du vielleicht regelmäßig gekürzt hast... Nebeneinander - als z.B. mittig eine Campsis und außen je ein Wein ist durchaus praktikabel.
Grüße
TB