Rollrasen, und trotzdem nicht glücklich

[no.peanuts]

Hallo Rasenfreunde,

ich habe einen 3 bis 4 Jahren alten Rollrasen im Garten, ca. 200 qm. Der Rasen wird intensiv gepflegt und ist nach Meinung von Freunden und Bekannten ein Vorzeige- Rasen.
Oberflächlich betrachtet ja, aber tatsächlich sieht es so aus, dass der Rasen nur dann ordentlich aussieht, wenn ich ihn mind. 5-6 cm lang halte. Darunter werden seine Schwächen dann deutlich erkennbar: lichte Stellen, Farbunterschiede, poa annua ...
Mein Anspruch ist eigentlich mehr. Ich hätte gerne einen Rasen im Bereich um 3,5 cm. Leider gelingt es mir nicht, dies mit meinem Premium- Rollrasen zu schaffen.

Ich beanstande folgende Schwächen:

1.) mein Rasen benötigt extrem viel Bewässerung. In diesem Sommer, zugegeben extrem heiß und trocken, musste ich fast täglich wässern, da er erkennbar am vertrocknen war. Inzwischen glaube ich erkannt zu haben, dass die extreme Hitze- Empfindlichkeit daher rührt, dass der Rasen keine tieferen Wurzeln ausgebildet hat. Warum das so ist, ist mir ein Rätsel.

2.) ich habe zudem wenig Erfolg mit der Rasen- Nachsaat. Nur wenige Samen keimen, die meisten liegen auf einem Wurzelfilz, der den Bodenkontakt der Samen verhindert.

Mittlerweile frage ich mich, ob diese Probleme für Rollrasen systembedingt sind und habe mal drei Bilder gemacht, die den Sachverhalt belegen sollen.

Das erste Bild zeigt einen Blick auf den Wurzelfilz. Bild 2 zeigt ein Stück abgelösten Rasen und es ist erkennbar, dass der Filz etwa 1 bis 2 cm dick ist.
Einzelne Halme lassen sich bei meinem Rasen ohne Kraftaufwand heraus ziehen. Im Regelall zieht man dabei dann gleich ein paar weitere Triebe mit heraus. Bild 3 zeigt einen mehrere cm langen Wurzelfaden, der 4 Triebe ausgebildet hat.

Zunächst dachte ich an poa annua, aber ich würde dieses Erscheinungsbild nicht als "horstartig" bezeichnen, so wie dies für poa annua als typisch beschrieben wird.
Durch den dicken Filz in Verbindung mit der fehlenden Tiefwurzelung habe ich sehr viel Freude an meinem Rasen eingebüßt und ich sehne mich oftmals nach einem eingesägten Rasen.

Nun meinen Fragen an die Experten:

1.) wenn ich die Halme auseinander biege sehe ich einen starken Wurzelfilz, keinen Erdboden - ist dies für Rollrasen systembedingt?

2.) ich habe den Eindruck, ich könnte den Rollrasen auch nach Jahren noch problemlos abtragen, da dieser nicht tief verwurzelt ist. Daraus resultiert m.E. der extreme Gießbedarf? Ist dies eine typische Eigenschaft von Rollrasen? Ist dies bei allen Rollrasen- Sorten so?

3) kann ich mit Rollrasen grundsätzlich einen Rasen haben, der auch bei 3 cm Schnitthöhe noch eine gute Figur abgibt? Oder muss ich bei diesem Anspruch einen gesäten Rasen verwenden?

Ich hoffe auf zahlreiches Feedback.
Gruß Jürgen

 

[Linserich]

Einige Fragen, die die Rasenexperten sicher auch noch stellen werden: Wie sieht denn der Untergrund aus, auf dem der Rollrasen liegt? Woraus besteht er? Wurde gedüngt?

Ich wässere meinen Rasen eigentlich nie und er zeigte trotz der langen über einen Monat andauernden Dürre nur ganz wenig Trockenschäden, die obendrein nach einem kurzen Regen, der dann endlich kam, schon verschwunden sind. Zugegeben: es ist kein Englischer Rasen, darum ist er vielleicht auch strapazierfähiger? Mit Rollrasen habe ich keine Erfahrung, mein Rasen wurde vor 3 Jahren angesät, es ist ein Neubau.

Möglicherweise liegt es tatsächlich daran, dass du zuviel wässerst und die Wurzeln darum keinen Bedarf sehen, sich tiefer zu graben. Aber vielleicht ist es auch am Untergrund?

 

[jola]

Hallo Jürgen,
wie hatten mit unserem Rollrasen das gleiche Problem.
Bei uns waren es aber nur knappe 10 m² , wo wir ihn nach Umplanung
ausgelegt hatten .
Er verwurzelte auch nicht, und im 3ten Jahr haben wir ihn wieder abgetragen,
und normal Rasen eingesät.
Er ließ sich ganz leicht abziehen, da er als Unterfütterung ein Plastiknetz
hatte, wohl um mehr Stabilität zu bekommen

 

[feiveline]

Bei täglichem wässern wird kein Rasen Tiefenwurzeln ausbilden, da bleibt er bei Flachwurzeln.

Meine Rasen hat trotz wochenlanger Hitze und Trockenheit kein einziges Mal Wasser bekommen und hat nur ganz wenige Trockenstellen.

Ich schätze, es wurde schon bei der Anlage irgendein Fehler gemacht, der jetzt nur schwer reparabel ist.

In und mit welchen Schritten wurde der Rasen verlegt?

 

[no.peanuts]

Danke für die ersten Rückmeldungen.

Zum Untergrund ist zu sagen, dass wir am Ort sehr lehmigen Boden haben, der im Sommer rissig wird. Wir haben daher von einem Erdenwerk Rasenerde anfahren lassen, ca. 10 cm Schicht. Diese wurde geebnet und mit den bekannten Rasenwalzen abgerollt. Darauf wurde Starterdünger aufgebracht und die Bahnen ausgerollt. Der Rasen wurde bewässert und ist problemlos angewachsen. Keine gelbe Stellen, alles erstmal OK.

Was mir von Beginn an nicht gefiel, ist die Tatsache, dass am Ansatz der Halme keine Erde zu finden ist. Damit ist doch eine regelmäßige Nachsaat unglaublich erschwert.

Zum Wässern möchte ich folgendes bemerken. Natürlich ist mir klar, dass die Bewässerung in größeren Zeitabständen, und dann dafür mehr Menge, die richtigere Vorgehensweise ist. Es gibt Stellen, die weniger Wasser bekommen haben. Diese sind tot, da kommt nichts mehr nach. Bin gerade dabei, hier nachzusäen.

 

[Kluesic]

Moin,
abgesehen von der Verwurzelung des Rasens habe ich auch diese komische Rasensorte mit den langen Wurzeln und Rizomen (Bild 2 und 3).
Kann jemand sagen was das ist???Danke...

 

[blackflower]

So sah mein Rasen mit Poa Supina Supranova auch aus. Im Inneren recht filzig und von außen ca. 5cm schön dicht und grün.

 

[no.peanuts]

Danke an blackflower für den Hinweis auf Poa Supina Supernova.

Habe nachgeprüft und meine Rollrasensorte hat die Bezeichnung Premium-/Schattenrasen. Damit ist in der Mischung sicherlich ein hoher Anteil von Poa Supina (?Supernova) vertreten.

Poa Supina/ Lägerrispe ist laut meiner Recherchen eigentlich eine exzellente Rasensorte. Sie ist u.a. sehr konkurrenzstark, bildet oberirdische Ausläufer und hat einen hohen Wasserbedarf (!). Das passt alles auf mein Problem.

Es könnte sein, dass sich diese Sorte im Laufe der Zeit stark durchgesetzt hat. Und da ich damals mehr auf den Begriff "Premium", denn auf "Schatten" geachtet habe, habe ich nun für meinen extrem sonnenbeschienenen Garten wohl nicht die optimale Sorte verlegt.

Der hohe Wasserbedarf missfällt mir sehr. Auf längere Sicht betrachtet könnte es Sinn machen, einen etwas genügsameren Rasen zu haben. In einem anderen Thread habe ich gelesen, dass eine Rasenfläche durch mehrmalige Nachsaat quasi auf eine andere Rasenmischung umgestellt wurde (Tobi7185).

Ist dieser Weg für mich eine Handlungempfehlung oder ist Poa Supina hierfür zu konkurrenzstark?
Welche Sorte ist die ideale Nachsaat für mich?

 

[Linserich]

Da dein Rasen ja extrem sonnenbeschienen ist und du einen Schattenrasen hast, sollte er nicht so stark konkurrenzfähig sein, besonders wenn du ihm das Wasser etwas enthältst.