- Registriert
- 08. Apr. 2006
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- 1.183
Hallo Forum!
Den Toren packt die Reisewut,
indes im Bett die Weise ruht.
Tja, liebe "Lazy", liebe Ruhende, der Tor macht auf Deinen Wunsch hin einen Reisethread auf ...
Ich war in den zurückliegenden vier Wochen an vier verschiedenen Zielen. Alles begann mit einer Fahrt in die Provence, genauer, nach Saint Rémy de Provence. Die Provence im Mai! Ein Traum.
Leider trug ich ein Virus in mir, gegen das selbst die provencalische Sonne machtlos war, also brachen wir die Tour vorzeitig ab.
Wieder in der sonnenlosen Heimat leistete ein Antibiotikum gute Dienste, so dass die Reiselust rasch erneut aufkam. Leider zahlen Krankenkassen keine Ausflüge auf Zauberberge mehr, also las ich hustend und ersatzweise mal wieder die Erlebnisse des Hans Castorp, bis es mich zu sehr anstrengte, und ich zu Erich Kästners leichterer Kost, "Drei Männer im Schnee", wechselte.
Wer das Buch kennt weiß, dass bevor die eigentliche Geschichte (Film!) beginnt eine gewisse Elfriede auftaucht, die nur einen Mann heiratet, der den Bamberger Reiter kennt. Das gab mir zu denken, denn ich kannte vor gut zwei Wochen den Reiter auch noch nicht persönlich. Was, wenn in den meisten Frauen eine "Elfriede" steckt? Ich beschloss also, meine Chancen bei der Damenwelt dramatisch zu verbessern und brach gen Bamberg auf.
Der Bamberger Reiter stellt bekanntlich mit absoluter Sicherheit Stephan-von-Ungarn-Heinrich-II-den-Heiligen-Georg-Constantin-den-Großen-den-Endkaiser-Friedrich-II-Jesus-Christus dar.
Bamberg ist UNESCO-Welterbe, wahrscheinlich samt der Blauen Zipfel (lecker), des Rauchbieres (hier schweigt die Höflichkeit fremden Kulturen gegenüber) und des ALDI-Marktes in der Memmelsdorfer Straße 145.
Sehr sehenswerte Stadt voller netter Franken.
Ok, nun war ich also in Frankreich und in Franken gewesen, es lag also nahe, nach Frankfurt zu reisen. Stattdessen ging es auf Einladung eines Freundes nach Helsinki.
Ja, ja, nicht die logische Wahl, der deutschen Kälte zu entfliehen, aber ein geschenkter Gaul.
Helsinki war sonnig und 12 Grad warm. Und voller Finnen, die furchtbar viele Umlaute pro Sekunde sprechen konnten. Wörter wie käyttäytymistieteellinen, maatalous-metsätieteellinen, eläinlääketieteellinen. Zum Glück ist die Stadt weitgehend zweisprachig gestaltet. Schwedisch verstehe ich zwar auch nicht, die Wörter sehen aber weniger furchteinflößend aus.
Am zweiten Tag unserer Reise waren alle Finnen die es gibt - und, da das nicht so viele sind, wohl zusätzlich einige Verkleidete aus umliegenden Staaten - auf dem Marktplatz Helsinkis versammelt. Lordi traten auf und wir konnten in Ruhe die leere Stadt erkunden. Am nächsten Tag per Boot, alles wunderschön. Der Dom enttäuscht aber von innen. Nicht nur, dass es keinen Reiter, kein Papstgrab und keinen auch noch so kleinen von Riemenschneider bearbeiteten Stein gab, das Ding ist nichtmal katholisch.
Vier Tage braucht man für Helsinki. Maximal. Aber die lohnen sich.
Zurück aus Helsinki. Statt sonnigen 12 °C gab es regnerische 8 Grad mit der Drohung, dass die Schneefallgrenze am kommenden Tag bedrohlich nahe kommen sollte. Die Entscheidung fiel schnell: Reisetasche neu packen und sofort nach Süden. Wohin war erstmal egal, Hauptsache, der Schneefallgrenze entrinnen.
Problem: ER hat bei der Erschaffung Europas dumme Berge in den Weg gelegt. Im DRS lernte ich das Wort "Felssturz" (mit dem nett gesprochenen "r") kennen und hassen. Statt Gotthard also Bernadino. Toll, da musste mich die Schneefallgrenze ja einholen. Immerhin lohnte sich die Vignette, 2006 in einem sehr stilvollen Rotton gehalten. Vier Stunden warten, davon zwei in einem Tunnel. Kostete nichtmal extra.
Dann ging es aber fix zum Comer See. Traumhaftes Castello, Zimmer mit riesigem Steinbalkon in einer Villa, alles zum Internet-Last-Minute-Schnäppchenpreis, billiger als die drei Sterne in Bamberg. Sonnig, warm, Lago, Palazzi und Villi ... äh ... Villen und
GÄRTEN
Wunderschöne Gärten und Parks. Den ein oder anderen hätte ich gerne mit nach Hause genommen.
Dann ging es weiter, Lago Maggiore. Borromäische Inseln. Alles blüht, wächst gedeiht. Mein Fotoapparat wird fast zur Kamera, mindestens 20 Bilder/Minute. Na ja, sagen wir fünf. Dann Simplon, Genfer See, Fribourg, Bern, Basel ... Heimat.
Hier regnet es gerade. 11 Grad inzwischen. Dunkel. Im Garten ist es immerhin schön grün. Blüten leiden. Antiborromäische Zustände. Und übermorgen ist auch noch der Urlaub zuende.
Schöne Pfingsten!
-John
Den Toren packt die Reisewut,
indes im Bett die Weise ruht.
Tja, liebe "Lazy", liebe Ruhende, der Tor macht auf Deinen Wunsch hin einen Reisethread auf ...
Ich war in den zurückliegenden vier Wochen an vier verschiedenen Zielen. Alles begann mit einer Fahrt in die Provence, genauer, nach Saint Rémy de Provence. Die Provence im Mai! Ein Traum.
Leider trug ich ein Virus in mir, gegen das selbst die provencalische Sonne machtlos war, also brachen wir die Tour vorzeitig ab.
Wieder in der sonnenlosen Heimat leistete ein Antibiotikum gute Dienste, so dass die Reiselust rasch erneut aufkam. Leider zahlen Krankenkassen keine Ausflüge auf Zauberberge mehr, also las ich hustend und ersatzweise mal wieder die Erlebnisse des Hans Castorp, bis es mich zu sehr anstrengte, und ich zu Erich Kästners leichterer Kost, "Drei Männer im Schnee", wechselte.
Wer das Buch kennt weiß, dass bevor die eigentliche Geschichte (Film!) beginnt eine gewisse Elfriede auftaucht, die nur einen Mann heiratet, der den Bamberger Reiter kennt. Das gab mir zu denken, denn ich kannte vor gut zwei Wochen den Reiter auch noch nicht persönlich. Was, wenn in den meisten Frauen eine "Elfriede" steckt? Ich beschloss also, meine Chancen bei der Damenwelt dramatisch zu verbessern und brach gen Bamberg auf.
Der Bamberger Reiter stellt bekanntlich mit absoluter Sicherheit Stephan-von-Ungarn-Heinrich-II-den-Heiligen-Georg-Constantin-den-Großen-den-Endkaiser-Friedrich-II-Jesus-Christus dar.
Bamberg ist UNESCO-Welterbe, wahrscheinlich samt der Blauen Zipfel (lecker), des Rauchbieres (hier schweigt die Höflichkeit fremden Kulturen gegenüber) und des ALDI-Marktes in der Memmelsdorfer Straße 145.
Sehr sehenswerte Stadt voller netter Franken.
Ok, nun war ich also in Frankreich und in Franken gewesen, es lag also nahe, nach Frankfurt zu reisen. Stattdessen ging es auf Einladung eines Freundes nach Helsinki.
Ja, ja, nicht die logische Wahl, der deutschen Kälte zu entfliehen, aber ein geschenkter Gaul.
Helsinki war sonnig und 12 Grad warm. Und voller Finnen, die furchtbar viele Umlaute pro Sekunde sprechen konnten. Wörter wie käyttäytymistieteellinen, maatalous-metsätieteellinen, eläinlääketieteellinen. Zum Glück ist die Stadt weitgehend zweisprachig gestaltet. Schwedisch verstehe ich zwar auch nicht, die Wörter sehen aber weniger furchteinflößend aus.
Am zweiten Tag unserer Reise waren alle Finnen die es gibt - und, da das nicht so viele sind, wohl zusätzlich einige Verkleidete aus umliegenden Staaten - auf dem Marktplatz Helsinkis versammelt. Lordi traten auf und wir konnten in Ruhe die leere Stadt erkunden. Am nächsten Tag per Boot, alles wunderschön. Der Dom enttäuscht aber von innen. Nicht nur, dass es keinen Reiter, kein Papstgrab und keinen auch noch so kleinen von Riemenschneider bearbeiteten Stein gab, das Ding ist nichtmal katholisch.
Vier Tage braucht man für Helsinki. Maximal. Aber die lohnen sich.
Zurück aus Helsinki. Statt sonnigen 12 °C gab es regnerische 8 Grad mit der Drohung, dass die Schneefallgrenze am kommenden Tag bedrohlich nahe kommen sollte. Die Entscheidung fiel schnell: Reisetasche neu packen und sofort nach Süden. Wohin war erstmal egal, Hauptsache, der Schneefallgrenze entrinnen.
Problem: ER hat bei der Erschaffung Europas dumme Berge in den Weg gelegt. Im DRS lernte ich das Wort "Felssturz" (mit dem nett gesprochenen "r") kennen und hassen. Statt Gotthard also Bernadino. Toll, da musste mich die Schneefallgrenze ja einholen. Immerhin lohnte sich die Vignette, 2006 in einem sehr stilvollen Rotton gehalten. Vier Stunden warten, davon zwei in einem Tunnel. Kostete nichtmal extra.
Dann ging es aber fix zum Comer See. Traumhaftes Castello, Zimmer mit riesigem Steinbalkon in einer Villa, alles zum Internet-Last-Minute-Schnäppchenpreis, billiger als die drei Sterne in Bamberg. Sonnig, warm, Lago, Palazzi und Villi ... äh ... Villen und
GÄRTEN
Wunderschöne Gärten und Parks. Den ein oder anderen hätte ich gerne mit nach Hause genommen.
Dann ging es weiter, Lago Maggiore. Borromäische Inseln. Alles blüht, wächst gedeiht. Mein Fotoapparat wird fast zur Kamera, mindestens 20 Bilder/Minute. Na ja, sagen wir fünf. Dann Simplon, Genfer See, Fribourg, Bern, Basel ... Heimat.
Hier regnet es gerade. 11 Grad inzwischen. Dunkel. Im Garten ist es immerhin schön grün. Blüten leiden. Antiborromäische Zustände. Und übermorgen ist auch noch der Urlaub zuende.
Schöne Pfingsten!
-John