Mäuschen, komm nie wieder, nie wieder nach Haus ....

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22. März 2011
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oder frei nach F. Quinn: Du elender Nager, bleib wo du bist!

Ich bin in vielen Dingen ein sehr geduldiger Mensch. Lebe mehr oder weniger mit der Natur im Einklang und lasse jedem Tierchen seine entsprechende Nische. So halte ich es seit Jahren. Auch mit der Schermaus. Wir haben sie in den letzten Jahren mit gefühlten 500 Tulpenzwiebeln, Ranunkeln, Möhren, kleineren Obstbäumen ertragen und ernährt. Ab und an mal Karbit in die Gänge gestreut, wenn der Fratz zu massiv wurde und selbst Stauden im Frühjahr mickrig wurden. Beeindruckt hat sie das nie.

Ebenso meine Schimpftiraden. Buttermilch. Thuja-Jauche. Knoblauch gehackt, geschrotet, gevierteilt - Kaiserkronen, die ebenfalls angefressen wurden; Sonnenblumen, Osterglocken, Kindergeburtstage, Petroleum-Lappen, grabende Hunde, Kinder und Rentner; kleine vergrabene Radios und sogar Giftmischungen überstand das haarige Vieh ohne Schaden - die Maus war zäh. Viel zäher als so eine Maus überhaupt sein kann. Fast schon eine stählernde Fressmaschine. Unantastbar, unbesiegbar, unvertreibar.

Bis ich vor einer Woche den ersten Rosenstock komplett aus dem Boden ziehen konnte. Dann den zweiten und den dritten. Es war vorbei. Mit der sportlichen Freundschaft zur Schermaus. Mit meiner Laune, mit meiner pazifistischen Grundeinstellung und überhaupt: Entweder die Maus oder ich. Mann oder Memme. Fallen hatte ich zwar dann und wann mal benutzt, aber eigentlich wollte ich das Vieh nie töten. Eigentlich. Bis letzten Freitag. Da entwickelte ich meinen teuflischen Plan. Und der ging so:

Den halben Tag auf der Arbeitsstelle verbringen und niemanden von meinem mordlüsternden Plan erzählen. Weder den Kollegen, der Frau oder den Kindern. Es musste perfekt sein. Keine Zeugen, kein großes Tara ....

Ich kam von der Arbeit nach Hause, zog mich um und wusch mir die Hände. Danach ging es wortlos in den Garten. Die Gebiete mit den bewohnten Gängen hatte ich bereits einige Tage zuvor sondiert und entsprechend in Ruhe gelassen. Zwölf Fallen stellte ich insgesamt auf: Die Grabgänge wurde vergrößert, so dass die Drahtfallen ihren Platz finden konnten. Mit Grassoden wurde sie so abgedeckt, dass nur ein schwacher Luftzug in den Gang kam. An vier Stellen unseres recht großen Garten stellte ich die präparierten und geruchslosen Fallen auf. Schnell und präzise. Alles wurde abgedeckt und für passend gefunden. Erstes Ritual: mit zittrigen Fingern eine Zigarette anstecken und überlegen, ob alles richtig geplant war. Ja, es fiel mir kein Fehler ein.

Dann nach der Pause der erste Check: Falle 1. Die Sode entfernt und überrascht in das Loch geguckt: Eine hamstergroße mausetote Wühlmaus lag leblos im Drahtgestänge. Erfolg. Kontrolle in Ecke zwei, drei und vier: Treffer, Treffer und Treffer. Vier richtig große Viecher gingen mir in die Falle und gleichzeitig in die nächste Ebene des Weiterlebens. Etwas verblüfft leerte ich die vier Fallen und wusste zu diesem Zeitpunkt: Ich kann doch erfolgreicher zerstören als anpflanzen. ;-)
 
  • vier mäuse im mäusehimmel.prima.
    nu drück ich dir die daumen,das nicht die verwandschaft zur beerdigung kommen.

    ansonsten : bitte weiterschreiben!das las sich wirklich spannend :)
     
    Hallo yamam!
    Schade das wir schon wissen das du der Täter bist. Es war soo schön spannend!
    Toll geschrieben!
    Ich freu mich auf weitere Berichte, auch wenn sie weniger mordlüsten sein sollten.
    :):):)
    Liebe Grüße Juma
     
  • Ich bin erschüttert über diesen Einblick in die Abgründe der menschlichen Seele.

    Ich hab den Bericht auch verschiedenen Bekannten zum Lesen gegeben, hier die Kommentare:

    "Das hätte aus meiner Feder stammen müssen."
    Steven King

    "Der Krieg vor der eigenen Haustür, aber das Gute gewinnt. Ein fesselndes Buch."
    Robert Ludlum

    "Seit dem Hernn der Ringe hat mich kein Roman mehr so fasziniert."
    Robin Hobb

    "Die Hauptrolle spiele ich auch ohne Bezahlung."
    Brad Pitt

    "Ein erschütterndes Beispiel, wie der Mensch seine Allmacht an den hilflosen Tieren austobt. Wenn es weitere Mäuse gibt, wir adoptieren sie."
    Angelina Jolie
     
    Wer MarcoLGs humorvolle Schreibweise gelobt hat, hat zu fruh gelobt, denn der Beitrag von Inconitro hat das Thema erst richtig ins LOL Licht geruckt.

    Inconitro, danke, du hast meinen Tag lustig gemacht!!
     
    wirklich unterhaltsam!:D
    vielleicht ergänzt du mit der erschnüffelung der bewohnten gänge?

    ich hoffe auf hilfe, meine gäste wollen leider nicht freiwliig gehen:(

    viele grüsse!

    veilchenlakritz

    die auf 600qm sehr oft in den boden einsinkt:schimpf:
     
  • So ging es mir mit Schnecken nur kann ich auch nicht so schön schreiben.
    Die Heimtücke mit Giftmord lastet auf meinem Gewissen und ich konnte es noch nicht lyrisch kompensieren.
    Meine Maus hatte mehr Glück. Der Gefangenentransport führte sie 10km entfernt vor die Mauern der Nachbarstadt.
     

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