Hi philamia!
Das ist sooo einfach nicht zu erklären. Ich versuche es ...
Die Waschküche befindet sich im Souterrain, schwach mittels eines Lichtschachtes beleuchtet. Als ich des Nachmittags eine Ladung "Mischwäsche, 40 °C, Schonschleudern, Eco" meiner Waschmaschine überantwortete - unter Verwendung des Centennium-Persils mit neuem Duft - nahm ich eine Meise wahr, die sich in besagten Lichtschacht verirrt hatte und wild herumflatterte.
Nach kurzer Inaugenscheinnahme war mir klar, dass die Meise jung und dumm war, es daher wenig Sinn ergeben hätte, sie darauf hinzuweisen, dass sich am linken oberen Ende des Schachtes eine Öffnung befand, deren Durchmesser rund einen Zentimeter größer war als der breiteste Umfang ihres Meisenkörpers.
Nun ist Ortskenntnis von Nöten: An die Waschküche schließt sich ein schmuckloser Kellerflur an, der in den repräsentativen, marmorbewehrten eigentlichen Flur mündet.
Ich öffnete also zunächst das Fenster, das den Lichtschacht von der Waschküche trennt und das ermöglicht, dass der Lichtschacht seiner Funktion als Lichtspender überhaupt nachkommen kann. Die Meise zu bewegen, den Lichtschacht zu verlassen und sich in der Waschküche niederzulassen war schwierig; offenbar übe ich auf junge Meisen eine abschreckende Wirkung aus.
Kurz bevor ich als ultima ratio die Lippen spitzte um einen Meisenlockruf nachbilden zu versuchen landete die Meise auf dem Deckel des Calgon-Behälters (das Wasser des Nord-Schwarzwaldes ist legendär hart, ebenso die Lebensbedingungen der Menschen außerhalb der DaimlerChrysler-Konzerns). Sofort schloss ich das Fenster zum Lichtschacht; und sofort defäkierte die Meise auf den Calgon-Behälter. Ich tat - ich wollte sie nicht noch mehr verschrecken - als hätte ich es nicht bemerkt.
Sie zu veranlassen, sich in den schmucklosen Flur zu bewegen, war nicht schwierig, da ich mich zur Scheuch-Methode entschloss.
Leider fühlte sie sich offenkundig auf einem Heizungsrohr wohl, so wohl, dass weder meine Erscheinung noch aktives Scheuchen half, sie einen weiteren Schritt Richtung Freiheit zu bewegen.
Ich öffnete nun gleich zwei Türen: Die vom schmucklosen Flur in den schmucken und die vom schmucken Flur in die Natur. (Inzwischen war eine gute halbe Stunde vergangen.)
Meine Freude war groß als sich die kleine, junge, dumme Meise entschloss, einen weiteren Schritt Richtung Freiheit zu unternehmen. Dummerweise überhastete sie es. Links von der Tür in die Freiheit befinden sich zwei große Fenster, von der Hauswartsfrau stets peinlich sauber gehalten.
Und dann ... meine Worte ersticken in Tränen ... flog sie statt durch die Tür ins ... obere Fenster. Mit ca. 70 km/h, was den sofortigen Tod bedeutete.
Ja, vielleicht suchte die Meise den Tod, ja, vielleicht war die Hauswartsfrau mit ihrem Putzfimmel schuld.
Trotzdem ...
Bye
-John
PS.: Wie deplaciert diese Ausführungen wirken in einem Thread namens "Katzen" weiß ich selbst, scheuen sich doch letztere nicht, ganze Meisenfamilien dahinzuraffen.
PPS: Mir ging die Sache echt nahe.