Jeiohwei, kaum schreibe ich mal wieder was, schon wird es für alle anstrengend...
Also erstmal prost Kaffee
Michi hat das Dilemma schon gut auseinanderklabüstert, was sich auf seinem Acker abgespielt hat erlebe ich auch jedes Jahr, der Unterschied ist nur, mir ist die Problematik bekannt und aus dem Grund werden alle neuen Sorten nicht im Garten, sondern irgendwo im Maisfeld ausgepflanzt. Diese Maßnahme gilt bei mir für alle Sorten die in den letzten zehn Jahren raus gebracht wurden, natürlich nur diejenigen die ich im eigenen Bestand habe.
Wenn aber jemand wie Pyromella Lust auf eine neue Sorte hat und in einem Shop ein Foto einer Tomate sieht die ihr gefällt, dann ist es undenkbar, dass sie sich die Sorte bestellt, alle Samen aussät, die Pflanzen hochpäppelt, von den diversen Früchten Samen zieht und dann jahrelang umfangreiche Selektionsarbeit betreibt bis irgendwann vielleicht etwas dabei herauskommt was dem Foto entspricht.
Sie möchte diese Früchte sofort haben, im ersten Anbaujahr, und ist zurecht enttäuscht und verärgert wenn dem nicht so ist... ich bin aber sicher, würde im Shop bereits der Hinweis "instabil" zu lesen sein, sie würde es sich sehr genau überlegen ob sie diese kaufen möchte, andere tun es gerade deshalb, weil sie neugierig sind.
Bei Vertiloom ist der Hinweis oft zu lesen, auch Hahm bemüht sich kein Geheimnis daraus zu machen, Tatiana und einige andere im In- und Ausland ebenfalls, das ist aber nur dann möglich wenn es ihnen bekannt ist. Shopbetreiber die viele Sorten verkaufen, aber nicht selbst anbauen, sondern nur angekaufte Saat weiterverkaufen, wissen oft gar nicht was sich in den Tüten befindet, sie verlassen sich auf die Angaben die sie vom Lieferanten bekommen. Das ist so weit auch in Ordnung denn nicht jeder Händler ist ein Saatzuchtbetrieb, aber als Käufer sollte man das bedenken, es sei denn man ist auch mit Überraschungen zufrieden.
Ich wäre sehr dafür, dass grundsätzlich vermerkt wird wenn es sich um instabile Sorten handelt damit den Hobbygärtnern und Balkonbotanikern diese Enttäuschung erspart bleibt.
Wenn jemand allerdings einen kleinen Shop aufzieht, als Hobbyzüchter tätig wird, bei seinen Kreuzungen an
einer Pflanze sehr interessante Früchte vorfindet, Samen abnimmt, sie erneut aussät und nix Vergleichbares feststellt, dann hat derjenige noch viel Arbeit vor sich.
Stattdessen wurden sehr schöne Fotos dieser Früchte im Shop eingestellt, der Hobbyzüchter gab bekannt, dass er ab sofort kein Amateur mehr ist, man bekommt rund 30 Samen pro Tüte... und erst wenn man liest was auf der Tüte steht wird man darüber aufgeklärt, dass es sich bei dem Saatgut um eine Mischung aus F2 bis F4 handelt...
Sorry, aber auch das ist etwas wo ich fuchsig werde und mir Schaum vor die Schnauze kaue!
Gekeimt sind von 32 Samen vier, sie taten sich sehr schwer damit und brauchten lange, drei Keimlinge waren so schwach, dass sie es vorzogen sich nach der Entwicklung von drei bis vier Blättchen ins Jenseits zu verabschieden. Die vierte Pflanze schaffte es mit viel Mühe auf eine Wuchshöhe von ca.60 cm, zeigte deformierte Blätter, brachte es auf fünf Blüten und zwei winzige Früchte, eine enthielt elf Samenkörnchen die bis auf zwei unterentwickelt waren, die andere enthielt gar keine Samen.
Eine ähnliche Handlungsweise habe ich auch anderswo bereits beobachtet, z. B. bei Süßwassergarnelen, die bei so manchem Aquarianer das Sammelfieber ausgelöst haben. Auch da gab es Zeiten wo in immer kürzeren Abständen neue Farblinien auftauchten, einige Züchter, auch Hobbyzüchter und Shopbetreiber haben viel Geld damit verdient und die alten Sorten verschwanden zunehmend aus dem Angebot weil sie niemand mehr haben wollte.
So manche Garnele ist schon lange nicht mehr aufzutreiben und auch bei Tomaten verschwinden immer mehr alte und bewährte Sorten, in einigen Shops sind sie kaum noch vertreten.
Es liegt an uns, den Menschen, die gerne Tomaten essen, im Frühjahr ein paar wenige (oder auch mehr) Pflanzen ziehen, sich freuen wenn sie gut wachsen, sich sorgen wenn es nicht so gut läuft, sie haben die Möglichkeit auch alte Sorten zu erhalten, was keinesfalls bedeutet, dass sie die Neuen meiden sollen.
Aber wir alle wären sicher dankbar, wenn alle Züchter bereits im Shop angeben ob Sorten bereits stabilisiert sind oder nicht und auch der Hinweis auf F1 sollte niemals fehlen, denn wenn man sich darauf verlassen könnte würde man keine Interessenten vor den Kopf stoßen und es wäre jedem damit gedient.
Bis es so weit ist, dass alles korrekt gekennzeichnet wird, kann ich noch eine kleine Hilfestellung für geduldige Tomatenfreunde anbieten, auch wenn sie nur manchmal funktioniert.
Wenn eine neue Sorte auftaucht, vergleicht das Foto der Frucht mit dem Foto im Folgejahr, manchmal kann man daran Änderungen erkennen, wie z. B. Fruchtform, Größe, Farbe und dann weiß man dass es noch zu Überraschungen kommen kann.
LG Conya