Gartenethik

ostsee

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05. Apr. 2008
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Seit September letzten Jahres beackern meine Frau und ich einen Pachtgarten mit Gemüseanbau, Blumen und einer Rasenfläche. Als Neulinge in Sachen Kleingartenverein bekommen wir von unseren neuen Gartennachbarn natürlich jede Menge kostenloser Ratschläge, gefragt und ungefragt. Auch über einen "Fachberater" verfügt der Verein.

Um es kurz zu machen: Wir wollen naturnah gärtnern und nicht mit Gift herumspritzen. Kommt es zur Schädlings? oder Unkraut? - bekämpfung, zielen aber fast alle Ratschläge in Richtung Pestizide, Herbizide, Fungizide. Es scheint ein recht sorgloser Umgang damit vorzuherrschen. Ein bisschen Round-Up hier, ein bisschen Mesurol dort, ist ja so bequem. Als Folge haben wir dieses Jahr noch keine einzige Biene in unserem Garten sichten können, obwohl es dort an Blüten nicht mangelt und wir bereits ausreichend warme Tage hatten.

Den Fachberater haben wir wegen unserer Birnbäume zu Rate gezogen, und schon im zweiten Satz seiner Antwort fielen die Begriffe "Bayer" und "Celaflor". Auf den Hinweis, daß wir es mit Brühen und Jauchen versuchen wollten, wurden wir belehrt, daß das wirkungslos und nur der Einsatz chemischer Mittel erfolgversprechend sei.

Nun sind wir nicht ganz so dämlich wie es die Werbestrategen von Monsanto, Bayer und Celaflor gerne hätten und der Einsatz von Mitteln genannter Hersteller kommt für uns schon aus Prinzip nicht in Frage, weil es gegen unsere Ethik verstößt. Bei Monsanto ist es die Genmais-Geschichte, Bayer rottet die Bienen aus ("Gaucho", "Poncho"), Celaflor ist Lizenznehmer von Monsanto. Einzig "Neudorff" scheint noch eine halbwegs weiße Weste zu haben.

Wie haltet ihr das mit Chemie im Garten? Sind wir hoffnungslose Spinner allein auf weiter Flur?

ostsee
 
  • Oh, oh, ganz viele Firmen- und Warennamen. Würde ich in nächster Zeit eher lassen.
    Hier im Forum kennt man auch so die ganzen "Giftmischer".

    Ich nehme es nur im aboluten Notfall an unzugänglichen Stellen. Dafür muss ich mich wirklich mal outen. :-(
    In die Nähe meiner Obstbäume oder in meinen Blumen- und Nutzgarten kommt kein Gift. Lieber verzichte ich auf übergroße und völlig makellose Birnen, Erdbeeren ...

    Ansonsten findest du hier garantiert viele Tipps über wirksame Naturmittel. Es gab auch schon einige Freds dazu. Such mal, da wirst du garantiert fündig.

    Fanny
     
    Oh, oh, ganz viele Firmen- und Warennamen. Würde ich in nächster Zeit eher lassen.
    Hier im Forum kennt man auch so die ganzen "Giftmischer".

    Sehe ich anders. Je mehr Leute wissen, wem sie ihr Geld in den Rachen schmeißen, um so besser. Ein Heroindealer bleibt ein Heroindealer, auch wenn er nebenbei noch vorm Kaufhauseingang harmlose Gemüsereiben verkauft.

    Ansonsten findest du hier garantiert viele Tipps über wirksame Naturmittel. Es gab auch schon einige Freds dazu. Such mal, da wirst du garantiert fündig.

    Fanny

    Danke für den Hinweis. Aber mir geht es in erster Linie um die Ethik und weniger ums Fachwissen.
     
  • Hallo,

    ich denke auch, dass man als Gärtner Chemie vermeiden sollte, und mir ist auch schon aufgefallen, dass doch viele schnell mit den einschlägigen Chemie-Produkten etc. bei der Hand sind.

    Ich selbst bin auch eher Gartenneuling, wir haben einen ziemlich verwahrlosten Garten geerbt mit vielen alten Rosen drin. Als Anfänger habe ich oft Schwierigkeiten, Schädlinge, Pilze etc. realistisch einzuschätzen und werde dann schnell ängstlich. So habe ich zum Beispiel bei den Rosen aus lauter Panki auch Fungizide eingesetzt, mittlerweile mache ich das nicht mehr. Erstens kann ich mir das auf Dauer nicht leisten, zweitens halte ich den Effekt für dürftig, und drittens habe ich überhaupt keinen Überblick, was das anrichtet. Allerdings denke ich, dass Tipps wie Nikotinbrühe, die ja oft als Hausmittel durchgehen, auch Giftspritzen sind. Mittlerweile finde ich, dass ich eben nicht jede Pflanze auf "Teufel -oder Gift- komm raus" retten muss und freue mich an dem, was eben gut geht ohne Chemie.

    Aber es gibt auch Grenzfälle: an unseren Grundstück grenzt ein Stück Wildwuchs, auf dem Riesenknöterich wächst. Nun ist das eine eingeschleppte Art, und ich habe gelesen, dass dieser Knöterich alles andere verdrängt. Empfohlen wird eine Behandlung mit Glyphosat, also z.B. Round up. In diesem Fall wäre ich wirklich unsicher, was schwerer wiegt: der Schaden durch die Chemie, oder aber der Schaden durch dieses eingeschleppte Kraut? Im Moment noch eine eher theoretische Frage, aber wer weiss, wann der Knöterich über den Zaun springt...

    Was meint Ihr?

    LG
    Simone
     
  • Ich versuche ohne klar zu kommen, bislang auch einigermaßen erfolgreich. Unkraut rupfe ich raus und die tausene von Läusen zerquetsche ich. Nun habe ich zum Glück gestern die ersten 2 Marienkäferlarven entdeckt. Und zum Glück gibt es dieses Forum! Ich hätte sie nämlich garantiert sonst aus dem Garten verbannt, sehen ja irgendwie komisch aus. Da hier aber schon ein Bild gepostet wurde habe ich sie erkannt :cool:

    Mein Garten ist aber auch sehr klein, da ist das manuelle auch noch zeitlich zu bewältigen.
     
    moin moin ostsee

    ich habe, wie du, auch oft den eindruck, dass viel zu schnell zum gift gegriffen wird.

    auch in diesem forum wird gerne mal gefragt, welches herbizid empfohlen wird. zum glück gibt es auch ein paar, die nicht gerne vergiften.

    einer unserer nachbarn, der seine auffahrt gerne klinisch rein hat, hat mal unseren angrenzenden weg mitbehandelt. als ich ihm freundlich sagte, dass ich die geste zwar nett finden würde, aber bitte kein gift auf unserem grundstück hätte, guckte er mich völlig verständnislos an und fragte: "gift, nein, das ist doch nur ein herbizid" ***seufz***

    naja, unser gärtchen ist naturnah und heimisch bepflanzt, der rasen nicht klinisch tot sondern ein kräuterrasen - und darf auch 30cm hoch werden und blühen.

    wir werden sehr sehr skeptisch angeschaut.

    unsere rosen werden grade von blattläusen weggefuttert - und ich spüle mit wasser pur und sammele jede marienkäferlarve, die ich finden kann und setzte sie drauf.

    wenn die rose dann nicht dagegen an kommt - pech.

    viele der unbedarft eingesetzten gifte haben nebenwirkungen, die keiner einer je erforschte. kürzlich erst hat man herausgefunden, dass glyphosat durchaus wirbeltiere angreift (amphibien). bei einem so potenten zellgift ja auch nicht verwunderlich. würde mich auch nicht wundern, wenn in 20 jahren herauskommt, dass es langzeitwirkungen beim menschen gibt...

    daher @ simone: das kleinere übel? knöterich manuell rausrupfen und zerschreddern. denn es stimmt schon, solche pflanzen sind auch nicht gut. aber gift.......

    @ ostsee - nein, alleine bist du nicht :eek:

    kennst du die zeitschrift kraut & rüben?



    mich freut es auch, dass es noch mehr "spinner" gibt!
    viele grüße
    schnurr
     
  • kennst du die zeitschrift kraut & rüben?

    mich freut es auch, dass es noch mehr "spinner" gibt!
    viele grüße
    schnurr

    Ja. Kraut & Rüben kenne ich nicht nur, sondern wir haben sie abonniert. Von daher haben wir auch die Rezepte für die Brennesseljauche (Originalton Nachbar: "Pfui, wie stinkt das...") und andere Tinkturen. Natürlich haben wir auch einschlägige Literatur. Wir versuchen alles möglichst naturnah ("natürlich" geht nicht, da müssten wir den Garten schon sich selbst überlassen) zu bewirtschaften, nach dem Prinzip:Was wir entnehmen, müssen wir auch irgendwie wieder hinzufügen. Also Grün-Dung statt Granulate. Wir wollen schließlich auch essen was wir anbauen.

    Viel Erfolg in Deinem Garten und allezeit einen grünen Daumen!

    ostsee
     
    Hallo Ostsee

    dann gratuliere ich dir zu deinen Ansichten. Es gibt hier auch sehr viele Gärtner, die auf Gift verzichten.
    Mir geht Ethik da nicht weit genug, mir geht es in erster Linie um die Erhaltung des natürlichen Gleichgewichtes in meinem Garten.

    Aber da du die Ethik ansprichst: Ich bin der Meinung, dass dazu konsequenterweise gehören würde, dass man nicht in einem Forum wie diesem schreibt, denn es hat kommerziellen Nutzen mit den Mittelchen, die hinter jedem zweiten Wort beworben werden.
    Ich werde mich hier zurückhalten und diese Methode nicht mehr unterstützen. Wer biologisch gärtnern will, sollte lieber in biologischen Foren, wie z.B. Das Bio-Gärtner Forum lesen und schreiben.

    Amiga grüßt
     
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