Dachbeschichtung mit Kunstharz oder Reinacrylat

[huw]

Hallo ihr Lieben,

hat jemand schon Erfahrung mit einem von verschiedenen Firmen angeboten Dachbeschichtungsverfahren gesammelt. Die meisten überbieten sich ja in Lobpreisungen ihres Produktes. Könnt ihr eine besonders empfehlen? Auf den ersten Blick sieht es ja dann auch wirklich sehr gut aus und eine Lebensverlängerung der Ziegel durch eine Versiegelung scheint auch plausibel, allerdings habe ich zum Beispiel in diesem Artikel

Verschwendung mit Hochdruck​

auch wieder Gegenteiliges gelesen. Wäre mal interessant, etwas über Langzeiterfahrungen zu hören.

Vielen Dank
huw

 

[Feli871]

Hallo huw,

aus eigener Erfahrung kann ich nix sagen, eher aus eigener Anschauung.
Frühere Nachbarn von uns habe ihr Dach vor ein paar Jahren beschichten lassen.
Welche Firma das war, kann ich nicht sagen.
Fakt ist aber, dass nach ca. 2-3 Jahren die Beschichtung an einem Teil der Dachplatten
abgegangen ist.
Sieht nun sehr komisch aus, die beschichteten Platten in schönem rot, die anderen, wo die
Beschichtung weg gegangen ist, viel blasser im Farbton.
Die Ursache kenne ich nicht.

Ich denke du bekommst hier sicher noch qualifiziertere Antworten.


LG Feli

 

[huw]

Hallo Feli,
danke für deine Beobachtung, das klingt ja leider nicht toll. Kann man nur hoffen, dass es sich um eine Ausnahme handelt. Haben das deine Nachbarn nicht über Gewährleistung regeln können? Eine meiner konsultierten Firmen gibt z. B. angeblich 10 Jahre Haltbarkeitsgarantie und 6 Jahre gegen Bemoosung.
Grüße
huw

 

[Swenny]

Ui, Fluorpolyurethan. Klingt nach was, das ich mir unbedingt vom Regen in die Zisterne spülen lassen will, um es dann im Garten zu verteilen.

Die Outdoorbranche macht gerade den großen Rückzug von polyfluorierten Chemikalen zur Beschichtung von Klamotten, weil man gemerkt hat: Ups, die verteilen sich ja überall in der Natur und sind inzwischen sogar in der Muttermilch angekommen.

Da ist es bestimmt eine gute Idee, Fluorpolymere großflächig auf den Dächern zu verteilen. Und in ein paar Jahren wird dann wieder rumgeheult: Wer hätte denn ahnen können, dass das Zeug in den Flüssen landet?

Btw: Beim Verbrennen von Fluorkunststoffen entstehen immer so lecker Sachen wie Flusssäure.

 

[Feli871]

Hallo huw,

ich weiß es nicht. Wir wohnen nicht mehr dort, das alles ist schon ein paar Jahre her
aber als ich letztens mal vorbei gefahren bin, sah das Dach immer noch so scheckig
aus.


LG Feli

 

[huw]

Hallo Swenny,

kommt das Fluorpolyurethan sowohl im Reinacrylat als auch in der Kunstharzbeschichtung vor? Weißt du Genaueres bzw. kannst mir einen konkreten Link zum aktuellen Stand der Forschung schicken? Ebenso interessant wäre es, etwas zu neueren Erkenntnissen über den Einsatz von Nanopartikeln (für den "Lotuseffekt") und Zinkpartikeln gegen die Vermoosung zu erfahren. Freilich kann man alles irgendwie ergoogeln, aber vielleicht hat der Fachmann ja gleich was Überzeugendes parat ... ;-)

Vielen Dank
huw

 

[Swenny]

kommt das Fluorpolyurethan sowohl im Reinacrylat als auch in der Kunstharzbeschichtung vor?

Da musst Du den Hersteller der Farben fragen. Die BASF findet es ganz toll. Aber die BASF fand auch FCKW und DDT ganz toll.

Das Problem ist prinzipiell, dass die meisten auf Kohlenwasserstoffen basierenden Kunststoffe durch UV-Strahlung aufgebrochen werden. Ersetzt man einige Gruppen durch andere Stoffe wie Silizium (ergibt Silikone) oder Fluor, werden die Kunststoffe UV-stabiler. Nun gibt es silikonhaltige Dachbeschichtungen, aber darauf kann man nur wieder Silikon aufbringen. Und sie halten eben doch nicht ewig.

Polyurethan kann man gut verarbeiten, aber es ist auch nicht UV-stabil. Dagegen kann man entweder Füllstoffe einsetzen, die das UV absorbieren, oder man fluoriert das PU. Füllstoffe selbst sind auch nicht unumstritten, z.B. das gern verwendete Titandioxid.

Ich würd mich eher fragen: Warum? Eigentlich ist eine Tonziegeleindeckung ein ideales Material. Temperaturbeständig, mineralische Füllstoffe, deswegen UV-beständig und lichtecht, frostbeständig, langlebig, und die Inhaltsstoffe entstammen der Natur und machen erfahrungsgemäß keine Probleme, wenn sie in die Natur zurückgelangen. Das kann man doch durch jegliche Beschichtung nur verschlechtern.

 

[huw]

Hallo Swenny,
aufgrund des ganz oben von mir erwähnten Artikels bin ich ja auch erst skeptisch geworden und auf die Suche nach dem Warum gegangen. Na mal schauen, wie die Vertreter der geladenen Firmen argumentieren. (Übrigens haben wir in der Nachbarschaft wohl alle keine Tonziegel mehr auf den Dächern, sondern Betonziegel, aber das spielt sicher in der Abwägung nur eine untergeordnete Rolle.) Vielen Dank dir jedenfalls erst mal für die Informationen.
Grüße
huw

 

[Joes]

Passt jetzt nich ganz, aber ich bin froh, dass wir die teuren Tonziegel nehmen mussten. Die sehen
nach vielen Jahren wesentlich besser aus, als die günstigeren Betonziegel, die in anderen Baugebieten
erlaubt waren.

 

[Swenny]

Übrigens haben wir in der Nachbarschaft wohl alle keine Tonziegel mehr auf den Dächern, sondern Betonziegel, aber das spielt sicher in der Abwägung nur eine untergeordnete Rolle.

Das ist dann halt am falschen Ende gespart. Als wir unser Dach gedeckt haben, haben wir in der Gegend die Augen offengehalten, welche Eindeckung uns gefällt. Und da waren Betondachsteine ganz schnell raus, die sehen nach ein paar Jahren einfach nur scheisse aus.

Andererseits habe ich für die 140m² Tondachziegel 3000 Eur bezahlt. Wie billig müssen dann Betondachsteine sein, damit sich im Gesamtbudget eines Hausbaus oder der Arbeitsleistung da eine nennenswerte Einsparung ergibt?

 

[huw]

[...]Wie billig müssen dann Betondachsteine sein, damit sich im Gesamtbudget eines Hausbaus oder der Arbeitsleistung da eine nennenswerte Einsparung ergibt?

Keine Ahnung, habe das Haus vor mehr als 10 Jahren so eingedeckt vom Vorbesitzer gekauft, und direkt "scheiße" sehen die Ziegel nach dieser Zeit immer noch nicht aus. Kommt vielleicht auch drauf an, in welcher Umgebung das Haus steht ...

 

[Rumbleteazer]

Am besten vergessen und alte Naive suchen. Das Material wird durch die permanente UV Bestrahlung porös und zerfällt innerhalb weniger Jahre in seine Bestandteile.