Aprikosenbaum schneiden

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Hallo liebe Gärtner,

ich habe in meinem Garten u.a. einen schönen Aprikosenbaum mit übernommen.
Er hat im letzten Jahr anscheinend gut getragen. (ich hab noch viele Früchte unterm Baum gefunden :( )

Es wurde lange nichts wirklich in dem Garten gemacht. So auch bei der Aprikose.
Sie hat viele Wasserschosser (die so senkrecht nach oben wachsen) und bräuchte bestimmt auch einen Verjüngungsschnitt.

Jetzt würd ich gern den Baum beschneiden. Leider finde ich sehr unterschiedliche Informationen zum Zeitpunkt und keine wirkliche Anleitung dafür.

Ich bin zwar eine "erfahrene" Gärtnerin aber für den Baumschnitt hatte ich bisher immer Hilfe aus der Verwandschaft.

Welche Erfahrung habt ihr gemacht und was ist sonst noch zu beachten?

LG
Ingrid
 
  • Hallo ingrid,

    wie Du schon selbst festgestellt hast, gibt es immer verschiedene Ansichten, u.a. auch wegen dem Schnittzeitpunkt.

    Daher kann ich Dir hier nur meine Meinung mitteilen.

    Steinobst wird bei mir prinzipiell während (oder kurz vor) der Blüte geschnitten. Oder mit der Ernte. Das hieße für Dich noch ein weng warten, mit den Schnittarbeiten an Deiner Aprikose.

    Zur Anleitung, nun das ist immer so eine Sache. Es gibt die verschiedensten Baumformen, Erziehungsformen, angelegte Kronenform, hat er gute Standortverhältnisse, wie alt, Erhaltung- oder Erneuerungsschnitt, etc.. Da kann man jetzt und hier nur ins Blaue raten. Vielleicht hast du ja ein Bild.

    Ich hatte hier in einem anderen Thread schon einmal die allgemeinen Schnitthinweise gepostet, als Basiswissen reicht es aus:
    Was stark geschnitten wird, wächst auch stark

    Leider wahr, je mehr Du schnippelst, um so mehr Neutriebe (Wasserschösser) wirst du bekommen. Aprikose ist dafür besonderst prädestiniert, zumal sie gar einen guten Standort hat. Ziel ist es, langfristig eine ausgewogene Schnittführung zu erreichen! Darum sind die Erziehungsschnittmaßnahmen zu Beginn so wichtig. Mit Bedacht schneiden, in Zukunft.
    Steile Triebe wachsen stärker und blühen weniger, flache Triebe blühen mehr und wachsen weniger
    Darum auf waagerechte Äste ableiten, denn Blüten bedeuten Früchte, logo. Brauchst Du dagegen erst einmal ein gutes Basisgerüst, da Aprikosenholz leicht bricht, handhabst Du es genau umgekehrt.
    Vegetatives Triebwachstum und generatives Fruchtwachstum stehen in umgekehrt proportionalem Verhältnis zueinander
    Je mehr Kraft der Baum für das eigene Wachstum aufwendet umso weniger wird in das Obst "investiert". Entscheide, was Du möchtest! Bei jungen Bäumen würd ich in den ersten 2-3 Jahren die Früchte ausgeizen, um das gesamte Wachstum anzuregen, insbesondere auch des Wurzelballens. Danach gezielt lenken.


    Und wie üblich, die 4 alte Bauernregeln, vielleicht hilft es dem einen oder anderen, sich auf einfache Art und Weise zu behelfen:

    1. Alles was sich reibt, nach innen wächst, sich verdeckt oder krank ist, kommt weg.
    2. Tust Du am Baum zu wenig lichten, tut er nach oben sich verdichten. Lässt Du oben zu viel stehen, wird der untere Teil zu Grunde gehen
    3. Fruchtholz wird nicht abgeschnitten, sonst musst Du um Früchte bitten.
    4. Kahlflächen an Bäumen sagen immer, mach bald einen Rückschnitt, sonst wird es schlimmer.
     
    Zuletzt bearbeitet:
    Hallo fruitfarmer

    danke für deine ausführliche Antwort.

    Ich werde morgen mal ein Bild machen und hier einstellen.

    LG
    Ingrid
     
  • Hallo,

    so hier nun ein wenig Anschauungsmaterial

    LG Ingrid
     

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  • Hallo,

    ist doch schon mal ein schönes Bäumchen.

    Wenn ich richtig sehe, wurde schon angefangen, den Baum abzuleiten, also ein teilweiser Verjüngungsschnitt. Von den erwähnten Wasserschossern sehe ich nix, also jedenfalls nicht im übertriebenen Sinne.. Natürlich gebe ich Dir Recht, es wachsen sehr viele Leitäste steil nach oben.

    Man muss aber wissen, dass Aprikosen im Gegensatz zu Pfirsichen an einjährigen als auch an älteren Seitentrieben fruchtet. Pfirsich zum Vergleich lediglich am vorjährigen Trieb, weswegen Deine Aprikose gar nicht so schlecht aussieht! Die Verkahlungsgefahr ist viel geringer als beim Pfirsich, da das entscheidende Fruchtholz oft kurz bleibt.

    Bei Aprikosen tut man in mehrjährigen Abständen einen verstärkten Rückschnitt um neue Langtriebe zu gewinnen, welche wiederrum zur Fruchtholzgewinnung benötigt wird. Ansonsten reicht das jährliche Auslichten und Ableiten nach außen völlig aus.

    Darum ist Aprikose auch anders als Pfirsich zu händeln, da man beim Pfirsich jährlich bestrebt sein muss, das Wachstum anzuregen und Ersatztriebe zu schaffen, will man keine verkahlte Peitschentriebe haben.

    Was heißt das nun alles für Dich? Einen radikalen Stummelschnitt auf Zapfen, wie Dein lieber Nachbar links hinten (Birne?)? Nun, wenn das Eure Satzung zwingend vorschreibt, dann mach.......... lol

    Ich würde den einen stärkeren Leitast abwerfen, so wie ich denke es Dein Vorgänger schon vor hatte, eben Step by Step.

    Der Aufbau entspricht der klassischen Hohlkrone. Natürlich würde ich auch, so ungefähr 1/5 der senkrechten Leitäste entfernen, denn Sinn und Ziel der Hohlkrone sind Licht und Luftigkeit, auch im Inneren der Krone, um die Früchte mit Sonne, aber auch schnellen Abtrocknen zu unterstützen. Und die gesamte Länge so ungefähr mittels der beiden roten Linien ( so um die 110°) auf ein nach aussen zeigendes Auge ableiten.

    Bitte verzeih mir, wenn ich dieses mal nicht jeden Schnitt markiere. Dafür ist Dein Aprikosenbaum zu prächtig und ich kann nicht wirklich jeden Ast deinem Baum zweifelsfrei zuordnen.
    Du hast einen Hochstamm, das lässt sich nicht ändern, d.h. mit der Höhe des Baumes musst Du leben (ich liebe Halb- und Hochstämme, das sind noch Bäume.........). Aber die Basis für einen schön formierten Aprikosebaum ist allemal vorhanden.

    Eigentlich habe ich alles Wichtige zum Schneiden hier in beiden Post geschrieben. Denke ich mal zumindest, jedenfalls weiss ich nix weiter .................
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    Hallo Fruitfarmer,

    danke für deine sehr ausführliche Hilfe.

    Da muss ich ja nur noch das Foto mit in der Garten nehmen und dann kann nichts mehr schief gehen.

    Lieben Dank

    Ingrid
     
  • Hallo Zusammen,

    ich habe den Beruf Gärtner mit der Fachrichtung Garten und Landschaftsbau erlernt (2002) aber seit gut 12 jahren in dem Beruf nicht mehr tätig. Ich habe in der Lehre viel mit Fällarbeiten und Schnittarbeiten an Laubbäumen zu tun gehabt. Deshalb auch im Foto gezeigter Schnitt. Vor kurzem habe ich mit meiner Freundin ein Garten erworben. Mit einer Aprikose die meines Erachtens sehr schön ist, aber echt Groß. Ich habe gestern einen Radikalen Schnitt durchgeführt. @ Fruitfarmer: Ich möchte gerne deine Meinung dazu hören, ob es soweit ok ist.Ich habe die Krone an sich gelichtet, die Spitzen in der Krone gekürtzt und licht ins innere gebracht.

    Ich denke das es soweit eigentlich ok ist. Ich bitte auch von anderen ein Feedback :grins:
     

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    Hallo,

    da Du explizit meine Meinung (ähm, hier gibt es eine Unmenge versierte User) angefragt hast möchte ich sie Dir nicht vorenthalten.

    Leider ist das vorher Bild oben "abgeschnitten", so dass man lediglich erahnen kann, wie der Baum vorher gänzlich aus sah. Der Baum an und für sich ist bereits etabliert. Der Vorbesitzer muss regelmäßig geschnitten haben, nach aussen abgeleitet.

    Fahrrad fahren verlernt man nicht.

    Da Du ja bereits Erfahrung mit Baumschnitten hast, wirst Du Dir schon Deine Gedanken gemacht haben. Vor allem kennst Du die Schnitttechniken, welche m.M. nach das aller Wichtigste ist, um, banal ausgedrückt, um einen Baum nicht zu verletzen.

    Ich hätte ihn jetzt mehr begrenzt, so wie der Erziehungsschnitt es wohl vorsah.Unbenannt.webp Ich denke mal, dass ihr Euch für mehr Platz unter der Aprikose entschieden habt. Das ist auch nicht weiter schlimm, Früchte wird er (wenn das Jahr passt) auch so tragen, diese zu erreichen wird von Jahr zu Jahr halt schwerer. Aber selbst wenn ihr Euch für die andere Variante entschieden hättet, Step by Step und nicht alles in einem Jahr.

    Also, wird schon.

    Haftungsausschluss: Lediglich meine Meinung.
     
    Hallo zusammen,

    vielen Dank für die ausführlichen Informationen zum Schnitt von Aprikosen.

    Ich habe letzten Herbst ein Haus bezogen, in welchem an einer Garagensüdwand ein Aprikosenbaum am Spalier steht. Gemäß dem Vorbesitzer soll der Baum getragen haben, aber nicht ganz so regelmäßig.

    Ich bin Novize, was das praktische Gärtner angeht, daher habe ich ein wenig Respekt, mir den Baum kaputt zu schneiden. Von dem, was ich bisher gelesen habe und wie der Baum aussieht, würde ich ihn trotzdem etwas radikaler ausmisten, da er mir ziemlich zugewachsen erscheint. Vor diesem Hintergrund habe ich mir folgende Maßnahmen überlegt:

    • Alles wegschneiden, was über das Dach hinauswächst
    • Die roten Schnitte auf zweitem Bild ausführen
    • Viele der kleinen Zweige, die nach oben bzw. über kreuz wachsen, ausdünnen
    • Die übrigen nach oben wachsenden einkürzen, dass sie nicht mehr über die nächsten Leitäste stehen
    • Zweige, die nach vorne rauswachsen und dadurch Licht nehmen, wegschneiden bzw. ausdünnen
    • Ganz unten rechts versuchen, den vorhandenen Ast weiter nach rechts abzuleiten
    Meine Befürchtung ist nun, dass ich nach diesen Maßnahmen den Baum ziemlich gestutzt haben werde und er danach jede Menge Wasserschosse und wenig Frucht produzieren wird.

    Außerdem frage ich mich, ob ich das jetzt oder im Sommer machen soll. Jetzt wäre mir lieber, da meinem Gefühl nach einiges getan werden sollte, und dass dann eher früher als später. Allerdings würden im Sommer die vielen Schnittstellen besser verheilen.

    Ich freue mich auf Kommentare und Anregungen.

    Liebe Grüße

    Nomo


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    Bei der Aprikose halte ich mich lieber zurück, weil meine erst seit 3 Wochen steht;)

    Generell wäre ich vorsichtig zu radikal zu Schneiden, denn wie Fruitfarmer schon sagte reizt das Schneiden zum verstärkten Wachstum was oftmals in einem Übermaß an Wassertrieben endet.
    Ich würde den Rückschnitt daher eher auf mehrere Jahre bzw. auf Winter Sommerschnitt verteilen.

    Meines wissens gilt generell das früher Schnitt Wachstum fördert und Sommerschnitt eher beruhigt.

    Wer viele Wassertriebe hat kann evt den ein oder anderen der günstig liegt auch nur runterbinden um ihn zur Blüten und Fruchtbildung anzuregen einen Teil stehen lassen wie er ist und einen Teil herausnehmen.
     
  • Vielen Dank für die guten Ideen. Sowohl den Schnitt zu verteilen als auch ein paar Wassertriebe runterzubinden klingen nach guten Ideen.

    Gibt es irgendwelche Regeln, wie viel man maximal wegschneiden sollte? Beim Pflaumenbaum hab' ich gelesen, dass man nicht mehr als 20% der Äste wegnehmen sollte. War dummerweise nachdem ich dem meinigen zu Leibe gerückt war.
     
  • schade schade schade,

    aber das ist zu weit weg.
    ich gehe davon aus, dass diese aprikose den kompletten spalierplatz besetzen soll. dann hättest du tatsächlich noch einige möglichkeiten. dafür müsstest du aber bereit sein, auf einen großteil der diesjährig möglichen ernte zu verzichten.

    1. schritt:
    alles trockene wird herausgeschnitten

    2. schritt:
    aus den vorhandenen dicken ästen lässt du nur die stehen, die an einer der spalierlatten entlang führen oder zumindest sehr in de nähe stehen. alles andere wird entfernt.

    3. schritt:
    an den verbleibenden dicken ästen bindest du geeignete an die spalierlatten an, auch recht dünne verlängerungen. den dünnen verlängerungen gibst du durch das anbinden an schräggestellte dünne bambusstäbe die möglichkeit, sich in der länge auszudehnen. sind sie lang genug gewachsen, biegst du ein stück davon waagerecht, verschiebst die bambusstäbe nach außen und läßt die spitze weiter schräg nach oben wachsen.

    4. schritt:
    du stellst dich so, dass du an deinem spalier entlang schauen kannst. alles, was über 20-25 cm davor/dahinter hinausragst, schneidest du weg. damit begrenzt du das wachstum nach vorn und hinten.

    5. schritt:

    die verbliebenen dünnen triebe, die teilweise auch sehr senkrecht wachsen, schneidest du auf ca. 20 cm zurück. stehen davon welche viel zu eng nebeneinander, vereinzelst du, aber nicht zu sehr.

    6. schritt:
    den kommenden neuaustrieb (nicht des triebes, der das spalier in der länge verbreitern soll!) schneidest du bei ca. 15 cm ab. das kannst du auch mit daumen und zeigefinger machen. man nennt diese arbeit auch pinzieren. den dann entstehenden weiteren austrieb kürzt du wieder. achte aber darauf, dass die untere ebene nicht in die obere hinein wächst. dieser schritt dient zur bildung von dünnem fruchtholz, dass die künftig die erträge bescheren soll.

    7. schritt:
    hat (später) gebildetes fruchtholz abgetragen, dann nimmst du stammnah neu gebildete triebe, um die aprikose jung und damit ertragsfähig zu halten. das abgetragene wird dann entfernt.

    kdb
     
    Vielen Dank für die ausführliche Anleitung! Das klingt nach der befürchteten Radikalkur - aber mir ist lieber, jetzt den Baum einmal drastisch zu bearbeiten und dafür in den folgenden Jahren regelmäßige und leckere Erträge zu ernten.

    Ganz links neben der Aprikose ist übrigens Wein gepflanzt, den ich schon ziemlich gerupft habe, und ein Stückchen weiter links ist irgendein anderer Obstbaum oder Zierstrauch, den ich noch nicht weiter bestimmt habe. Abhängig davon, was das ist, darf der dann bleiben oder kommt weg.

    Werde mich ranmachen und dann das Ergebnis posten. Und hoffentlich auch irgendwann die Erfahrungen mit der Ernte

    :)
     
    Wir übernahmen vor 8 Jahren den Garten samt eines vernachlässigten Aprikosenbaumes welcher die Jahre zuvor nicht mal mehr getragen hatte.
    Auch wir machten einen Verjüngungsschnitt und er erholte sich soweit prächtig , leider war er sonst noch krank und musste vor 2 Jahren weg.:(

    Nun steht en neuer da und wartet gross zu werden :)
     
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