Euer Quittenbaum ist ein Prachtstück! Hoffentlich bricht er nicht zusammen.
Deshalb stützen ja schon fünf kräftige Haselstecken die Äste ab. Sonst wäre da längst etwas gebrochen. Mein Vater hat da Übung drin, es ist nicht das erste Jahr, in dem die Quitte Stütze braucht.
Lustig ist nur, dass mein Vater nach der Blüte so kritisch in den Baum schaute und sich fragte, ob da überhaupt etwas angesetzt hätte. Junge Quitten sind eine ganze Weile fast unsichtbar - und dann hängt plötzlich der Baum voller Früchte.
Dass eure Pflaumenernte so mager ausgefallen ist, ist schade. Hier war bzw. ist es umgekehrt, die beiden Pflaumenbäume hatten ein Superjahr, trotz (wegen?) der Trockenheit. Wirklich erstaunlich, wie manche Pflanzen reagieren. Wir mitsamt den Nachbarn haben nichtmal die Hälfte geerntet.
Ich hätte das wohl besser verkaufen sollen: Im Gegensatz zu den letzten Jahren haben wir überhaupt eine Pflaumenernte. Leider ist der Baum so hoch, dass wir an einen Teil nicht drangekommen sind - und dazu waren die Wespen und ein Pilz, der die Früchte verdarb, zum Teil schneller. Wir haben also noch die doppelte Menge als nicht für den menschlichen Verzehr geeignet aussortiert und noch einmal so viel hing in so hoher Höhe, dass wir auch mit Leiter nicht drankamen. (Zumal ich nicht gerne auf Leitern kletter und mein Vater jetzt mit seinem Knie das auch nicht gut kann.)
Ja, Pilze gibt's hier bisher auch weit und breit nicht. Da hat dein Vater sich die richtige Zeit für seine OP ausgesucht. Wünsche ihm, dass er rasch wieder fit ist.
Er jammert, dass es die falsche Zeit ist - noch sooo viel ist im Garten zu tun und dann ist er ja noch nicht wieder ganz fit, wenn die Quitten reif sind, wie er vermutet. Ich muss mal mit meinem Bruder absprechen, wer von uns wann vorbeikommt.
Was machst du mit dem Mangold? Ich glaube, ich hab den noch nie gegessen.
Ich blanchiere ihn sehr kurz, eigendlich nur, bis die Blätter zusammengefallen sind und schwenke ihn dann mit ein paar Zwiebeln noch mal in der Pfanne durch. Saure Sahne passt gut, Muskat muss sein. Wir hatten ihn jetzt mit Lachs und Kartoffeln, einmal direkt und einmal alles in eine Auflaufform gepackt.
P.S. James Krüss kenne ich nur dem Namen nach. Aber die Geschichte gefällt mir sehr, danke fürs Erzählen!
Es ist schon seltsam, wie wenig bekannt James Krüss inzwischen wieder ist. Seine Werke findet man noch bei den Kinderbüchern, aber einen Teil bekommt man nur noch sehr schwer und antiquarisch. Dabei steckt in diesem Geschichten eines Träumers für andere Träumer so viel, das auch für Erwachsene bedenkenswert ist. Er war ein sprachverliebter Idealist, viele seiner Geschichten drehen sich um das Geschichtenerzählen und ums Dichten. Er hoffte auf das Gute im Menschen, und in seinen Geschichten gewinnt das Gute auch am Schluss.
Die Geschichte, die ich hier kurz nacherzählt habe, endet damit, dass der Erzähler, also der Urgroßvater, einen Toast ausbringt auf die Schönheit, auf die Wahrheit und auf das gute Herz des Menschen. Es genügt ein einziger Trunk für alle drei, erklärt er, denn die Schönheit, die Wahrheit und die Güte sind ein und dasselbe.