Och, wenn man guten Federweißen bekommt, dann ist das ein Genuss. Wir hatten mal einen Pfälzer unter den Kollegen, der brachte einen Kanister "von daheim" mit, irgendwer aus seiner Familie hatte einen Weinberg. Dazu haben wir Zwiebelkuchen gebacken und es war ein wunderschöner Abend. Leider ist bei dem, was wir hier im Supermarkt kaufen können, viel Glück im Spiel, ob man leckeren oder quietschigen Federweißen erwischt. Aber es gehört zu den herrlichen Dingen, die es nur zu einer bestimmten Zeit gibt - Genüsse, die uns daran erinnern, daß das Jahr halt nicht einheitlich gleich ist, auch wenn das Supermarktangebot mit Dingen, die wie Kirschen oder Erdbeeren aussehen und im Winter verkauft werden oder mit Lebkuchen Anfang September deutlich versucht zu tun, als sei alles gleich.
Wenn alles über das Jahr hinweg gleich wäre, wie langweilig wäre das? Im Winter muß ich ein paar Flocken vom ersten, frisch gefallenen Schnee essen, im Frühling mindestens ein Buchenblatt und etwas Hasenklee, auch muß man Brunnenkresse in den Bächen sammeln gehen, bevor die Gartenzeit mit Rhabarber und später die Spargelsaison beginnt. Wie soll Sommer sein ohne Himbeeren, Kirschen usw und Herbst ohne Brombeeren und später Nüsse und Quitten? Pilzesammeln ist natürlich auch wichtig, sonst fehlt etwas im Jahreskreis! Ich schweife ab und komme ins Schwärmen, aber jede Jahresseit hat ihre speziellen Genüsse und der Federweiße gehört dazu.
