[Sanierung Altbau] Dämmung & Heizung - wie vorgehen?

lipa

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Hallo zusammen,

ich habe einen Knoten im Kopf - darf ich euch um eure Gedanken fragen?

Hintergrund: wir haben gerade ein Altbau-Haus gekauft. 100 Jahre alt, bis auf die Fenster nicht gedämmt. Wir müssen nun zunächst innen renovieren um einzuziehen. Uns Gedanke ist, nach Einzug in den nächsten 5-7 Jahren sukzessive Dach und Fassade zu dämmen und Solar nachzurüsten, sobald dafür wieder Geld da ist.

Die Frage ist nun: wie jetzt vorgehen beim Thema Heizung. Der aktuelle Gaskessel ist 23 Jahre alt und hat regelmäßig Störungen, der muss kurzfristig also weichen. Meine Befürchtung ist, dass eine Wärmepumpe nicht ausreicht wegen mangelnder Dämmung bzw. mir die Stromkosten explodieren. Daher habe ich nun mehrere Fragen im Kopf, z.B.:
  • Hybrid aus Wärmepumpe und Gas jetzt verbauen, Förderung mitnehmen sofern es sie noch gibt?
  • Jetzt Heizkörper schon für Wärmepumpe mitdenken, aber nur Gastherme verbauen (sprich: mitdenken für Wärmepumpe wenn Solar + Dämmung vorhanden)
  • Einblassdämmung in die Decken (wir haben fast überall alte Dielen, die bleiben)?
  • Einblassdämmung in die Außenwände statt weitere Dämmung von außen?
Wie würdet ihr grundsätzlich vorgehen? Macht ein Energieberater Sinn? Welche Gedanken kommen euch sonst in den Kopf?

Es gibt keine falschen Meinung, vielmehr bin ich für jeden Gedanken hier dankbar!
 
  • Taxus Baccata

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    Herzlich Willkommen 🙋🏼‍♀️

    Macht ein Energieberater Sinn?
    Nur das macht Sinn, wen man selbst kein Experte auf dem Gebiet ist.

    Wir haben auch ein altes Haus gekauft und kernsaniert (es ist jetzt quasi ein Neubau, nur die Grundmauern blieben stehen.)

    Ohne einen guten Energieberater hätten wir das nicht geschafft und auch die recht hohen KfW Förderungen nicht bekommen.

    Ob eine Wärmepumpe bei euch funktioniert, kann der Energieberater euch nach Prüfung der Sachlage und im Rahmen eines Sanierungskonzeptes sagen.

    Ich würde nicht zögern und direkt nach einer guten Adresse suchen.

    Wir haben uns gegen eine Wärmepumpe und für Pellets entschieden (KfW 70, aber Energieeffizienzklasse B+, ganz knapp an A vorbei), wir sind auch eigentlich ganz zufrieden, aber so ein kleines bisschen bereuen wir inzwischen doch uns nicht für eine Wärmepumpe entschieden zu haben.

    Lasst euch gut beraten! Da kommt viel Input - zu dem man dann hier sicherlich auch noch einiges sagen könnte.
     

    SebDob

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    Hier auftreten und von erfahrenen Leuten sich ein Konzept zusammenstellen.

    Versuche auf jeden Fall noch die Gasheizung laufen lassen. Schnellstmöglich die effektivste Form der Wärmedämmung durchführen.

    Wärmepumpentauglich heißt was?
    Problem eins: mit Dämmung sinkt der Verbrauch. Ob Strom oder Gas, erstmal gleich.

    Problem 2: die WP benötigt niedrige Vorlauftemperaturen. Mit fixer Menge Energiebedarf und fixem Volumendurchsatz bekommst du mit höherer Temperatur mehr Energie ins Haus. Später nicht nötig.

    Also Heizung jetzt mit großen HK auf wp auslegen ohne Dämmung heißt später überdimensiert, damit ineffizient.


    Heißt also deine Gasheizung am Leben halten bis Haus möglichst gut gedämmt. Verbrauch wissen und wp auf 80% auslegen.
     
  • lipa

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    Danke euch. Super hilfreich und die Schritte werde ich mir heute noch vornehmen.

    Eine Frage hierzu - das verstehe ich nicht:
    Also Heizung jetzt mit großen HK auf wp auslegen ohne Dämmung heißt später überdimensiert, damit ineffizient.
    Wenn ich jetzt Heizkörper mitdenke, die für WP + Dämmung gedacht sind bekomme ich die jetzt mit der Gasheizung problemlos warm . Vielmehr sind sie dafür natürlich zu groß und überinvestiert, bis die WP und Dämmung auch wirklich da ist. Später sollte da nichts überdimensioniert und ineffizient sein. Also andersherum wie du schreibst. Oder verstehe ich dich falsch?

    Ein Gedanke noch: die aktuelle Gasheizung ist leider wirklich durch - wurde mehrfach letztes Jahr repariert und ist schon wieder kaputt. Die intakt halten ist kaum möglich. Ferner heizt sie nur und kann kein Warmwasser. Dafür wiederum waren bisher drei Durchlauferhitzer verbaut, die raus kommen weil wir im Zuge der Sanierung Warmwasserleitungen installieren. Irgendeine Lösung braucht es nun also leider.
     
  • SebDob

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    Nein, es gibt keine zu großen hk für Gas. Deine Gasheizung speist jetzt einen großen Kessel. Daraus wird mit geringer Temperatur der hk versorgt. Ziel es es, die kennlinie auf unter 40 grad zu bekommen. Geht über die kennlinie des Mischers.

    Deine wp muss komplett anders angebunden werden.
    Wp direkt in die Heizkörper. Im Rücklauf dann ein kleiner 80l Speicher fürs abtauen im Winter. Nötig für eine Luft Wasser wp.

    Was auch geht, ist eine durchaus sinnvolle Kombi. Du berechnest jetzt die zukünftige heizlast. Das geht mit etwas Fleiß auch als Laie. Die dafür nötige Heizung lässt du einbauen.
    Eine wp hat zusätzlich immer einen heizstab. Also wp hat 7kw, Plus heizstab 9kw. Es wird also was kosten, aber nicht kalt sein.
    Oder zusätzlich gleich eine Klimaanlage verbauen. Oder komplett nur eine Klimaanlage. Die haben mittlerweile sehr gute Arbeitszahlen. Damit kannst du super heizen! Zudem selbst zu installieren.

    Alternative 2. Klimaanlage in jeden Raum zum heizen.
    Generell für Trinkwasser gibt es eine brauchwasserwärmepumpe.
    Diese kann auch jetzt schon verbaut werden.


    Eine Klimaanlage mit einem aussengerät und 5 innengeräten kostet etwa 6000-7000€.

    Klivago
     

    SebDob

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    OK, bin am Rechner, hab etwas mehr Zeit.

    Grundsatzproblem, eine WP braucht viel Wasserdurchsatz um ihre Wärme los zu werden. Die kleinsten ab 800, meist um 1200l pro Stunde. 9kw Brecher auch mal 1800l pro Stunde. Hast du nun ein klassisches Heizkörpersystem mit teilweise 12mm Röhrchen schaffst du das nicht. Oder es rauscht böse in den Leitungen.
    Da du obendrein zwingend unter 40° Vorlauf bleiben musst, müssen sehr wahrscheinlich die Heizkörper gegen Typ 33 (3 Reihig) ausgetauscht werden. Dabei sollte man ggf den Anschluss auch vergrößern. Später werden die HK auch ohne Thermostat betrieben. Die Temperatur wird über die Heizkurve eingestellt. Ausschalten etc. wird nicht mehr gemacht.
    Dieser Umbau der Wärmeübertragung ist 100% kompatibel zu allen anderen Wärmequellen. Egal mit was du deine Wärme machst.
    Das allein wird in etwa 5- 10% Energie sparen auch beim Gas.

    Angenommen du kommst mit 5-7kw Heizlast aus. Wobei diese immer abgerundet werden soll. Etwa auf 80%. So hast du mit deiner Heizung einen paraktikablen Volumenstrom von 1200L hinbekommen. Dein Haus braucht jetzt 30.000kwh Wärme, später nach der Dämmung nur 15.000kwh. Der Volumenstrom ist fix. Das mehr an Energie kann also nur über die Temperatur erreicht werden. Gas stört das nicht, die WP halbiert ihre Effizienz.

    Damit zum nächsten Problem. Deine Gasheizung befeuert jetzt einen Kombikessel mit 55 Grad. Daraus wird über einen Mischer die Heizung versorgt. Ebenso das Trinkwasser.
    Jetzt haben wir uns gemerkt, 55° Dauerhaft ist nicht effizient für die WP. Daher versorgt sie direkt die HK. Bei Temperaturen von -5 bis +5 Grad vereisen WP. Um sie abzutauen nimmt man aus dem Heizkreislauf Wasser. Das "kann" bei HK zu wenig sein. Daher wird in den RÜCKLAUF ein kleiner 80L Kessel eingebaut. Für das Trinkwasser dann seperat ein 200-300L Kessel.

    Ich würde jetzt als Zwischenlösung eine Brauchwasserwärmepumpe einbauen. Diese kannst du auch selbst anschliessen. 220V und Wasseranschluss. Dann ist das Problem beseitigt.

    Für die WP benötigst du im besten Fall Daten eines Winters. Bei welchen Temperaturen hast du wieviel Gas verbraucht. Das bestimmt die Größe der WP. Ist diese zu groß, Taktet sie (an aus) was deutlich höheren Verschleiss verursacht. Lebensalter von 7-10 Jahren bis zum Ausfall aktuell bei den Negativbeispielen. Daher unbedingt die passende Größe und nicht die Panik des Heizungsbauers teilen, dass es unbedingt groß sein muss. Auch Negativbeispiel: 9kw berechnet, der HB wollte 12kw einbauen. Es ist nachher eine 7kw geworden die ohne Probleme die Hütte warm hält.
     
  • Frau B aus C

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    Wenn Du alles umbauen wirst, hast Du dann mal an eine Fußbodenheizung gedacht?
    Zu einer Wärmepumpe gehört ja eine Fußbodenheizung. Oder?
    Sonst kannst Du Deine Stromheizung nicht bezahlen.
    Und das Haus hat doch sicher eine Esse, die erhalten werden sollte.
     

    SebDob

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    Nein, fbh gehört nicht zwingend dazu. Siehe Kommentar, Vorlauf Max 40 grad.

    Selbst im Bestand bekommen es die Leute hin, mit 28 grad vl zu heizen. Das ist echt spitze. Vorher hat sich nur keiner Mühe gegeben, weil halt auch die Kosten nicht dazu animiert haben…
     

    lipa

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    Hallo ihr Lieben, danke für die vielen Antworten.

    SebDob, danke für die ausführlichen Ausführungen. Die muss ich in Ruhe durchholen. Daher bitte nicht wundern, dass ich nicht direkt drauf eingehe. Das sind sehr wertvolle Hinweise. Gib mir daher dafür ein paar Tage.

    Frau B aus C - nein, eine FBH ist kein Muss. Es geht ja vielmehr drum Heizkörper zu haben, die die geringeren Vorlauftemperaturen der Wärmepumpe können. Eine FBH ist eine der Lösungen dafür - aber es gibt eben auch andere. FBH kommt für uns auch nicht in Frage. Wir haben fast überall im Haus alte Dielen und Terrazzo, 100 Jahre, diese werden bleiben.
     

    SebDob

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    Wichtig ist erstmal ein Konzept, was wann gemacht werden soll/muss…
     
  • lipa

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    Ja, du hast Recht. Das habe ich so nicht auf dem Schirm gehabt. Spreche morgen mit dem ersten Energieberater.
     
  • Gartentomate

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    Und das Haus hat doch sicher eine Esse, die erhalten werden sollte.
    Wenn da Eine ist, sollt @lipa die auf jeden Fall erhalten/ sanieren. Eine stromunabhängige Heizquelle könnt irgendwann mal sehr wertvoll sein.
    Ich ärgere mich jetzt, daß ich vor 30 Jahren den Schornstein rausgerissen habe. Kosten für Neubau wurden mit über 10.000 € beziffert.
     

    Taxus Baccata

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    Ich ärgere mich jetzt, daß ich vor 30 Jahren den Schornstein rausgerissen habe. Kosten für Neubau wurden mit über 10.000 € beziffert.
    Hm, wir haben das auch gemacht, denn zum Einen war der offene Kamin nicht mehr betriebstauglich und zum Anderen war er an der Stelle wo er war, unglaublich unpraktisch. Zwei Räume waren dadurch nicht richtig nutzbar.
    10.000 Euro für einen neuen Schornstein ist wirklich teuer - wäre ein Außenkamin keine Alternative? Haben wir für unsere Heizung auch, weil mit dem alten Heizungskamin irgendwas nicht stimmte. Der hat weit keine 10.000 Euro gekostet.
     

    SebDob

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    NEUE VORGABEN!
    Bastelst du das Teil an die Seite muss es aufwändig abgespannt werden. Das sicht richtig "super" aus!

    "Dazu muss die Austrittsöffnung des Schornsteins nahe am Dachfirst angeordnet werden und diesen um mindestens 40 Zentimeter überragen."

    Bildlich was ich meine:

    5958806_schornstein-kamin-gesetzliche-bestimmungen-f202301.jpg



    anderung_der_Ableitbedingungen_durch_das_BMU_1.jpg
     

    Taxus Baccata

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    Hm ja, wenn man ein so extrem steiles Dach hat, schon. Unseres ist ziemlich flach und ich finde unseren Außenkamin nicht schlimm.
    Man hätte ihn verkleiden können... aber dazu fehlten uns dann das Geld und die Lust, und da wo er ist, fällt er nicht wahnsinnig auf.
    Ich hätte deswegen jedenfalls nicht 8000 Euro mehr gezahlt. Wir sind ja nicht Krösus.
     
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