Ölzentralheizung im Mehrfam.Haus: Nachtprogramm

[Erdapfel]

Hallo!

Könnte mir jemand kurz erklären, wie das mit einem Nachtprogramm für eine Ölzentralheizung funktioniert?

Bei uns kühlen die Heizkörper ab 24.00 Uhr komplett aus. Bislang kommt/kam ab ca. 5.00 Uhr wieder Leben in den (Heiz)Körper. Diese Beobachtung deckt sich mit den Angaben des Heizungsmonteurs, der im alten Jahr für die Zeit von 0.00 bis 5.00 Uhr ein Nachtprogramm eingestellt haben will.

Silvester wurden hiesige Heizkörper plötzlich ab 2.00 Uhr wieder warm bzw. heiß, ohne dass eine Änderung der Thermostateinstellung vorgenommen worden wäre. Zumindest gestern nacht beobachte ich ähnliches. Der Monteur erklärt nun, dies könne durchaus sein, wenn eine bestimmte Temperatur unterschritten oder die Heizkörper aufgedreht werden, die Anlage sei ja nicht komplett aus.

Das kann ich allerdings nicht nachvollziehen. Vor der Jahreswende hatte ich mehrfach nachts die Thermostate aufgedreht bzw. auf max. Stufe 3 gelassen, ohne dass bis morgens irgendetwas passierte. An den milden Außentemperaturen hat sich seitdem auch nichts geändert. Mindestens ein Mitmieter hat Zugang zum Heizungskeller.

Ich würde mich freuen, wenn der ein oder andere Fachmann/Besitzer einer solchen Anlage hierzu eine Idee hätte!

 

[Mr.Ditschy]

Hallo,

Welche Anlage ist es denn?
Bei wieviel Grad steht die Absenktemperatur?

Wobei eigentlich bei allen Heizungen die Nachtabsenktemperatur eingestellt werden kann, diese befindet sich meist hinter einem Halbmond-Symbol.
An der Nachtabsenkungszeit schaltet auch die Umwälzpumpe aus, diese könnte aber beim nächtlichen starten des Brenners evtl. kurz eingeschaltet werden, deshalb die 2:00 Uhr ... oder wird da unterschritten ...

Sicher können da aber Profis besser weiterhelfen.

 

[billymoppel]

es gibt ein "soll" bei der innentemperatur in der nachtabsenkung (kann man einstellen) - wird das unterschritten, schaltet sich die heizung trotz nachabsenkung wieder ein. macht auch sinn, denn zu stark ausgekühlte räume (und vor allem mauern) wieder aufzuheizen, verbraucht ungleich mehr energie, als die heizung laufen zu lassen.
um silvester herum waren die nächte frostig und die letzte nacht war auch um den gefrierpunkt, insofern kann es gut sein, dass die räume soweit ausgekühlt waren.
by the way: eine absenkung von 5 stunden - ich erkenne da wenig sinn. ist natürlich klar in einem mehrfamilienhaus, da muss man es der nachteule und dem frühaufsteher recht machen. heizkosten wird das so gut wie keine sparen, der sinn der nachtbasenkung ist eh umstritten.
wenn du nicht willst, dass bei dir geheizt wird, obwohl das raumsoll unterschritten wird: heizkörper auf frostschutz und fertig. ich nehem an, das wird in einer mietwohung losgistisch zu bewältigen sein.

 

[Erdapfel]

Danke für Eure Antworten!

Daten bzgl. der Heizung besitze ich leider nicht. Um meine nächtlichen Eindrücke zu überprüfen, habe ich mir vorhin einen sog. USB-Temperatur-Datenlogger geliehen.

Eine Nachtabsenkung (kenne Hausbesitzer, die machen das sogar für weniger Stunden) halte ich eigentlich auch für Quatsch, zumal unter einem Flachdach anders geheizt werden muss als in anderen Wohnungen. Dazu bleuen einem Heizungsmonteure und Energiesparexperten ein, man solle lieber kontinuierlich auf kleiner Stufe durchheizen, als die Bude erst auskühlen zu lassen und dann die Heizung voll aufzudrehen.

Übrigens bin ich hier die (Frost-B)eule....

 

[Mr.Ditschy]

Kommt immer auf die eingestellte Temperatur der Nachtabsenkung an.
Wenn es da die meist vor eingestellten 16° sind, finde ich dies auch zu niedrig.

 

[tihei]

Könnte mir jemand kurz erklären, wie das mit einem Nachtprogramm für eine Ölzentralheizung funktioniert?<br />

Damit Wärmeenergie strömt, muss es einen Temperaturunterschied geben. Je größer der Unterschied, desto größer ist der Wärmestrom (und desto mehr geht an die Umgebung verloren, also das was du bezahlst ).

Nachts ist es draußen kühler und daher der Temperaturunterschied nach innen größer, also müsste man mehr heizen, obwohl man nicht so viel Wärme braucht, weil man schläft. Daher senkt man die Temperatur ab, dann ist der Unterschied geringer, also strömt weniger Wärme, folglich geht weniger verloren und du bezahlst weniger.

Es gibt mehrere Möglichkeiten, von daher kann hier nur spekuliert werden.

Die billigere Möglichkeit, wie sie bei den meisten Zentralheizungen angewandt wird funktioniert so:
Außen an der Hauswand befindet sich ein Temperaturfühler, der die Außentemperatur misst. Fällt die Temperatur draußen unter einen gewissen an der Steuerung eingestellten Wert, dann geht die Umwälzpumpe für den Kreislauf mit den Heizkörpern an.
Im Wasser befindet sich ein zweiter Temperaturfühler, der die Temperatur des Wassers misst. Ist das Wasser etwas zu kalt, dann geht auch der Brenner an. Ist das Wasser sehr viel zu kalt, dann läuft der Brenner auf höherer Stufe.

Moderne Heizungen regeln die Flamme in sehr feinen Stufen und löschen die Flamme nicht, weil bei jeder erneuten Zündung etwas Brennstoff verschenkt wird. Wenn man es ohnehin etwas wärmer mag, dann ist es günstiger, die Heizungsanlage durchlaufen zu lassen. Aber darauf hat man mit den Thermostaten keinen Einfluss, die sorgen nur dafür, das der einzelne Heizkörper offen oder geschlossen ist.

Wie du siehst, "weiß" eine Zentrealheizung nichts davon, ob deine Heizkörper kalt sind. Sie weis nur, das es draußen warm/kalt ist. Sie weis auch nicht, ob die Thermostate offen sind. Sie weis nur, ob das Wasser kälter ist, als gewünscht.

Etwas teurere Heizungen "wissen" zwar, ob viele Heizkörper offen sind, aber selbstverständlich nicht während der Nachtabsenkung, denn dann ist die Pumpe für die Heizkörper ja aus.
Dazu wird der elektrische Strom im Motor der Pumpe gemessen. Sind alle Heizkörper zu, so ist der Gegendruck hoch und die Pumpe braucht viel Strom, obwohl man nur wenig Wasser benötigt. Die Pumpe wird also runtergeregelt.
Sind alle Heizkörper offen, so ist der Gegendruck gering, also auch die Stromaufnahme gering und die Pumpe weis: Nu musst du aber richtig reinhauen, denn es wird Wärme gewünscht.

Wenn also nachts alle Heizkörper langsam kühler werden, gehen alle Thermostate auf (denn die Temperatur ist nicht im Sollbereich). Sobald dann die Außentemperatur unter den eingestellten Wert fällt, geht die Pumpe an und es merkt die Steuerung "Oh das Wasser ist kalt" und dreht den Brenner auf, bis das Wasser heiß ist. Dann fließt warmes Wasser durch das offene Thermostat und dein Heizkörper wird warm.
Wenn es draußen schön kalt ist, dann kann das schonmal mitten in der Nacht sein.

Bei uns kühlen die Heizkörper ab 24.00 Uhr komplett aus.

Wie gesagt, ältere Heizungen wissen nicht, ob die Heizkörper kalt sind.
Moderne Heizungen messen zusätzlich die Temperatur in einem oder mehreren Wohnräumen, damit genau das nicht passiert (Sowas ist aber bei Zentralheizung sehr selten).

Abkühlen sollen die Heizkörper daher nicht komplett, sondern nur bis zu einer gewissen Temperatur. Schließlich ist das weder komfortabel, noch gut für das Raumklima (Schimmel??). Das ist ja auch der Sinn und Zweck. Sparen, aber vernünftig.

ohne dass eine Änderung der Thermostateinstellung vorgenommen worden wäre. Zumindest gestern nacht beobachte ich ähnliches.

<br />
Wie schon geschrieben: Von der Thermostateinstellung wissen ältere Heizungen und Zentralheizungen nichts.

 

[EvaKa]

Super erklärt!
Bist Du vom Fach, tihei?

 

[Erdapfel]

Das vermute ich auch.
Ganz lieben Dank für eine derart verständliche Erklärung!8)

Was ich ganz vergessen hatte zu erwähnen: Hier springt auch nachts gut hörbar mehrmals in der Stunde etwas an, allerdings auch im Hochsommer. Und mit Schimmel haben tatsächlich einige Mieter an ähnlichen Stellen zu kämpfen.

Ist übrigens nicht so, daß ich kein Fan von Energiesparmaßnahmen wäre. Tröste mich wegen der Widrigkeiten ab Mitternacht auch damit, dass die anderen so wenigstens nichts unnütz verpulvern (Verteilerschlüssel 50 : 50). Der Spitzenreiter im Hause hatte geschlagene 700 Euro nachzuzahlen.

 

[Erdapfel]

Hatte jetzt, wie angekündigt, diesen Temperatur-Datenlogger angeschlossen (lag auf Heizung im Arbeitszimmer, während Thermostat durchgehend auf Stufe III).
Wie man sieht, tut sich hier um 2.00 Uhr tatsächlich ´was:




M. E. passt das nicht zur Aussage des Monteurs, wonach eine (einstufige?) Drosselung (oder was auch immer) zwischen 24.00 und 5.00 Uhr erfolge. Allenfalls läuft das ganze zweistufig. Oder irre ich mich da?

Übrigens bin ich doch nicht so eine Frostbeule wie angenommen: Lt. Thermometer sind´s hier nie mehr als 20 °C.