Innenwände, keine Tapete

riff

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15. Juni 2012
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Wir haben ein Haus von 1962 erworben und beginnen demnächst mit der Renovierung.
Ein Punkt (unter vielen) betrifft die Innenwände:

INNENWÄNDE
Wir werden die Tapete der Innenwände komplett entfernen. Ich hoffe, dass wir darunter brauchbaren Putz finden. Falls dies der Fall ist, macht es Sinn, diesen mit einer Kalkfarbe(oder Lehmfarbe) zu streichen? Am liebsten hätten wir eine glatte (nicht = ebene) Wand. Wo ist der Unterschied zwischen Lehmstreichputz, Lehmglätte, Lehmedelputz... Gibt es das Äquivalent auch in Kalk? Ist das von einem Laien verarbeitbar?

Ps: Nicht irritieren lassen, ich habe die Fragen auch bei Fachwerk.de gestellt. Allerdings war die Resonanz bisher dürftig - vielleicht, weil ich alle Fragen in einen Beitrag gepackt habe. Hier drösel ich das nun auf, ist vielleicht auch leichter zum Antworten.
 
  • Hallo Riff,
    ich kann Dir nur beim Kalkputz helfen, da wir den ( allerdings nur im Geschäft ) auch haben.
    Würde ich im Privathaus nicht machen, sobald Du mit irgendetwas anstößt hast Du eine Delle in der Wand, da der Putz sehr empfindlich ist. Glattputz bekommst Du auch nicht alleine so perfekt hin, wurde bei uns maschinell von einer Firma gemacht.
    Rauhputz kannst Du selber machen, mit ner Kelle, da sieht man auch nicht so leicht ne
    Delle ! Anhang anzeigen 278964
     
    Vor der Weiterbehandlung der Wand sollte sämtlicher Gipsputz (so vorhanden) an den Wänden entfernt werden, denn sonst gibt es evtl. (ziemlich sicher!) Probleme, z.B. mit der Haftung von Kalkputz. Wenn es nur ein paar zugespachtelte Bohrlöcher sind, trotzdem lieber wegmachen, also Gips raus und mit Kalkputz (oder Lehm) zuschmieren, wenn die ganze Wand vor dem Tapezieren mit Rotband (Gipsputz) glattgeschmiert wurde, muss diese Schicht weg. Dazu gibt es Putzfräsen (neu sehr teuer, kann man aber mieten, z.B. bei Boels).

    Falls die Wand nicht zu sehr mach Patchwork aussieht, ist Kalkglätte das Mittel der Wahl. Verarbeitungshinweise genau beachten, Kalk ist da sehr pingelig!
    Statt teurer Fertigmischungen kann man auch billiges Kalkhydrat nehmen und ein bisschen mit Mischungsverhältnissen experimentieren.

    Nach Abbinden/Trocknen kann mit Sumpfkalkfarbe überstrichen werden, oder ein Lehmputz (z.B. aus der Yosima-Serie von Claytec) aufgetragen werden. Letzteres habe ich aber auch noch nicht ausprobiert.

    Wenn einem die Übung/Routine beim Verputzen fehlt, heißt es, vorher solange an einer Testwand zu experimentieren, bis es okay ist. Wichtig: Geduld! Immer erst die Schicht trocknen lassen, bevor die nächste drauf kommt!
     
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  • Ich habe leider auch keine sonderlich guten Erfahrungen mit Kalkputz gemacht. Lass dir am besten von einem Fachmann die Vor- und Nachteile noch mal erläutern, bevor du dich in die Arbeit stürzt.
     
  • Kalkputz hat eine uralte Tradition und bis heute seine Berechtigung.
    Leider wurde die Qualität des Materials immer schlechter, weil es zusehends von der Industrie auf schnelle Verarbeitung und Maschinengängigkeit getrimmt wurde.
    Die wohnbiologisch günstigen Eigenschaften gingen durch Zementbeimischungen und womöglich sperrende Anstriche mit Dispersionsfarbe verloren, die Schimmelverhindernde Wirkung wurde verringert durch Zelluloseanteile, damit das Zeugs besser "klebt".

    Ob eine 100% planebene Wand, aufgelockert lediglich durch Wurm- oder Kratzputzstrukturen besonders anheimelnd ist, bleibt einem selbst überlassen.

    Ich finde Strukturen, denen man noch die Handarbeit ansieht oder in die kalkechte Pigmente eingearbeitet sind, erheblich ansprechender, das selbe gilt auch für Lehm-Edelputze.
    Als Laie muss man sich natürlich in die Materie einarbeiten, aber wenn man die Grundvoraussetzungen wie sauberer und richtig vorbereiteter Untergrund, Trocknungs- bzw. Abbindezeiten, richtige Mischung und Schichtdicke beachtet, bekommt man mit ein bisschen Experimentieren Ergebnisse, denen man zwar noch die Handarbeit ansieht, die aber gerade deswegen auch Lebendigkeit ausstrahlen.

    Kalkglaettegr.gif


    Yosima_Milieu_klein.JPG
     
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