Holsteiner Cox von Onlineversand mangelhaft?

Apfel-Freund

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10. Mai 2023
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Hallo zusammen,

ich habe mir online einen Halbstamm der Apfelsorte Holsteiner Cox bestellt und war überrascht bzw. eher enttäuscht von der Pflanze, die dann kam. Aber vielleicht stelle ich auch nur zu hohe Ansprüche oder verfüge nicht über genügend Fachwissen, daher wäre ich dankbar für Meinungen von Leuten, die sich mit Apfelbäumen auskennen.

Der Apfelbaum wirkt von vorne zwar schön gleichmäßig gewachsen und hat sogar schon eine Blüte
20230507_Holsteiner Cox_vorne.jpg

Aber wenn man ihn 90 Grad gedreht ansieht, sieht man, dass auf der kompletten einen Hälfte praktisch gar keine Äste sind
20230507_Holsteiner Cox_seitlich.jpg

Bekommt man dieses Ungleichgewicht bei einem so jungen Baum noch hin (wenn ja wie?), oder ist das schon eher hoffnungslos?

Und noch ein zweiter Punkt: Ich dachte immer man guckt sich da 3 oder 4 Leitäste aus, und lässt diese dann etwas wachsen. Bei diesem Bäumchen sind aber alle Äste schon zurückgeschnitten.

Vielen Dank für Euer Feedback schon mal
Stefan
 
  • Baum sieht gesund aus.
    Das verwächst sich.
    Aber Du könntest zwei größere Pfähle
    verwenden. Die vorhandenen sehen sehr klein aus.
     
  • Gude Morsche Stefan und willkommen im Forum.

    Dein Apfel sieht gesund aus und wurde den dicken kurzen Ästen nach zu urteilen, vor der Lieferung stark zurückgeschnitten.
    Er ist sehr geeignet direkt vor einer Wand, an der Grundstücksgrenze oder zum Aufbau eines Spalierobstbaums, aber nicht, wie üblich, freistehend.
    Auch entspricht er nicht den Richtlinien des Bund Deutscher Baumschulen e. V.

    Da heisst es: Ebenfalls müssen drei gleichwertige Seitentriebe vorhanden sein.
    Das bedeutet, dass diese selbstverständlich nicht alle übereinander angeordnet bzw. gewachsen sind.

    Für eine Rückgabe ist es, nach dem Einpflanzen, zu spät.

    Du hast diese Optionen:
    • Vorhandene mit Stäben, Schnüren mit Häringen nach und nach in die gewünschte Richtung bringen.
    • Alle Seitenäste bündig abschneiden und mit den Neuaustrieb dann arbeiten.
    In Sachen Baumpfähle, Bindung und Scheuerschutz schliese ich mich den Vorschreibern an.

    Bis ein Obstbaum entgültig angewachsen ist, vergehen je nach Art, gut 5 - 7 Jahre, in denen ein Baumpfahl notwendig ist.
    Er hilft gegen:
    • Bewegungen/Pendeln im Wind, infolge wiederholtes Abreissen der neuen Saugwurzeln – Umkehrschluss ein Baum, gehalten von einem Pfahl, wächst schneller und besser an, bleibt gesünder.
    • Umkippen, Schräglage
    • Schief ziehen durch die Last der Früchte, besonders bei ungleichmäßigem Besatz
    • Mindestens bis über den Kronenansatz reichen und dort gebunden sein, um einen Kronenabbruch vorzubeugen.
    • Stark genug sein, min. 7cm, um 5 - 7 Jahre zu überdauern.
    • Mit Kokosseil, Baumanbinder oder ähnlichem als "Acht" befestigt sein.
     
    Zuletzt bearbeitet:
  • Der Baum ist doch vollkommen in Ordnung!

    Auf jeden Fall nimmst Du jetzt den starken Konkurrenzast zum Mitteltrieb weg (zwingend) und von den beiden verzweigten Seitenästen auf der rechten Seite (im ersten Bild) nimmst Du beim unteren den schwächeren unteren Trieb weg und beim darüberliegenden Ast den stärkeren Teil weg (zwingend, auf dem 2. Bild sehr schön zu sehen), damit sich da nichts in die Quere kommt. Den Trieb, der nach hinten raus geht (nur auf dem zweiten Bild zu sehen), lässt Du natürlich stehen. Das gibt in 2-3 Jahren auch einen schönen Ast.
    Den Rest kannst Du erstmal wachsen lassen.

    Und nimm einen richtigen Pflanzstab, der bis zum Kronenansatz geht und nicht zwei so kurze Pflöcke. Diese Dinger sind ne Lachnummer. Wenn der Wind von der Seite kommt, ist es immer die Krone, die dem Wind die größte Angriffsfläche bietet und sich dementsprechend auch am stärksten durchbiegt. Da bringt es rein gar nichts, wenn Du den Baum unten anbindest, damit er nicht davonlaufen kann.
     
    Vielen Dank Euch allen für die schnellen Kommentare.

    Zu den Pfählen: Ihr habt Recht, das ist auch nur ein Provisorium. Ich hatte bisher nur wesentlich kleinere Buschbäume, da denke ich waren die Pfähle ausreichend, aber dieser Halbstamm ist doch schon deutlich größer, da wirken die Pfähle dann auch entsprechend klein.

    Ich weiß auch, dass der Holsteiner Cox eher in Norddeutschland gut wächst und dort ein typischer Apfelbaum ist. Mein Garten ist in Nordost-Bayern, wo es im Sommer durchaus auch mal trockener (mag er wohl nicht so) und im Winter etwas kälter ist. Aber mir schmeckt diese Sorte einfach so gut, dass ich es trotzdem mal probieren will.

    Ok, also er ist zwar nicht optimal gewachsen wenn ich das richtig verstehe, aber das kann man noch hinbekommen.

    Zu Deiner Anmerkung noch Desperado: Die drei mit den Pfeilen markierten Äste also wegnehmen, hab ich das so richtig verstanden?
    Holsteiner Cox Äste entfernen.jpg

    Und ok, das war auch meine Hoffnung, ein kleiner Trieb geht ja nach hinten raus, wenn der kräftig wächst wird das Bäumchen hoffentlich etwas gleichmäßiger in alle Richtungen. Derzeit sieht es halt schon sehr einseitig aus, auf der einen Seite sind ALLE Äste und auf der anderen nur so ein kleiner Trieb.

    Und all diese Schnittmaßnahmen am besten jetzt gleich noch durchführen? Denn idealerweise schneidet man Apfelbäume doch Ende Herbst/Anfang Winter?

    Vielen Dank noch mal und Grüße
    Stefan
     
    Zuletzt bearbeitet:
  • Ja genau, die meinte ich!

    Die beiden oberen sind einfach zu stark bzw. machen der Mitte bzw. dem erhaltenswerten Ast weiter unten zu viel Konkurrenz, weil sie in die selbe Richtung laufen.

    Mach die einfach weg (auf Astring)!
    Ansonsten ist der Baum ja schon geschnitten.. Da brauchst Du auch nichts mehr einzukürzen.

    Der Holsteiner Cox wird sich wohl nicht allzu sehr vom Cox Orange unterscheiden. Insofern dürfte er wohl auch etwas schwachwüchsiger und pflegeintensiver sein. Ich würde in unserer trocken-warmen Region bei den Tafeläpfeln eher auf den Golden Delicious und seinen Abkömmlingen gehen, weil die recht gut in unser Weinbauklima passen, aber auch die musst Du regelmäßig schneiden und ausdünnen, damit sie gute Qualitäten machen.

    Ich will mich hier aber nicht groß über Sorten auslassen. Wenn Dir die Sorte schmeckt, dann ist sie für Dich auch richtig. Äpfel sind jetzt nicht ganz so anspruchsvoll, und theoretisch lassen sich auch alle hier heimischen Sorten gut anbauen
     
    Schneide jetzt nicht an dem Baum herum! Lass ihn erst mal wachsen.

    Nicht so einfach, der eine sagt alles so lassen, der andere bestimmte Äste wegnehmen und in nem anderen Foren waren zwei der Meinung noch viel mehr zurückzuschneiden. Ich hab mich jetzt mal für Desperados Vorschlag entschieden, weil mir das logisch erschien. Trotzdem danke für alle eure Tipps.

    Ich hab jedoch noch einen anderen Apfelbaum im Garten stehen, der ist jetzt 4 Jahre alt, einen Ontario. Der hat seit letztem Jahr so gelbliche Pilze oder Flechten oder was auch immer am Stamm, muss ich mir da Sorgen machen?
    20230512_Apfelbaum Ontario.jpg

    Vielen Dank und Grüße
    Stefan
     
  • Genau. Und dieses Mal sind wir alle einer Meinung. 😀

    Ja, das mit den Meinungen und verschiedenen Tipps ist halt immer schwierig, weil jeder so seine Methoden zur Erziehung und Vorstellung von Bäumen hat. Es ist gut, konntest du dich für eine Meinung entscheiden. Desperado hat viel Erfahrung, also wird das gut kommen.

    Viel Erfolg also und berichte dann bitte, wenn es soweit ist!
     
  • Es stimmt – die Flechten stören/schaden nicht – vorerst.

    Langfristig, wenn sie dichter und dicker geworden sind, werden Insekten Unterschlupf suchen.
    Insekten fressende Vögel werden dort picken und hin und wieder die Rinde verletzen.
    Bei älteren Bäumen mit dicker Borke (abgestorbene äussere Rinde) macht das nichts, solang es kein Specht ist.
    Die dünnere Rinde bei jungen Bäumen, wird dagegen schon mal mit Bakterien oder Sporen infiziert.

    Das Abbürsten der Flechten mit einer Drahtbüste aus Messingdrähten (wird auch beim Holzbeizen verwendet) hilft.

    P.S.: Billige "Messingbürsten" sind oft aus vermessingtem Stahldraht (Magnetprobe)

    Mein Lesezeichen: Flechten an Obstbäumen, Messing-Drahtbürste
     
    Es stimmt – die Flechten stören/schaden nicht – vorerst.

    Langfristig, wenn sie dichter und dicker geworden sind, werden Insekten Unterschlupf suchen.
    Insekten fressende Vögel werden dort picken und hin und wieder die Rinde verletzen.
    Bei älteren Bäumen mit dicker Borke (abgestorbene äussere Rinde) macht das nichts, solang es kein Specht ist.
    Die dünnere Rinde bei jungen Bäumen, wird dagegen schon mal mit Bakterien oder Sporen infiziert.

    Das Abbürsten der Flechten mit einer Drahtbüste aus Messingdrähten (wird auch beim Holzbeizen verwendet) hilft.

    P.S.: Billige "Messingbürsten" sind oft aus vermessingtem Stahldraht (Magnetprobe)

    Mein Lesezeichen: Flechten an Obstbäumen, Messing-Drahtbürste

    Genau das wollte ich auch empfehlen, einmal leicht mit der rauen Seite eines Spülschwamms (bei noch jungen Bäumen) drüber (ohne die Rinde zu verletzen), weil die Flechten einfach die Oberfläche aufrauen, wodurch sich dann Moos, Pilze und Parasiten besser ansiedeln können.

    Am Astholz erledigt man das später mit dem Schnitt, weil sich die Flechten ja vorwiegend am nur noch schwach wachsenden alten Holz ansetzen. Aber jetzt im noch jungen Stadium reicht es aus, wenn Du den Kronenansatz etwas von den Flechten befreist.
     
    Danke. Das ist echt ein klasse Forum :)

    Ich hab jetzt grade auch noch mal ne zeitlang dazu im Internet gelesen und zu den Flechten auch Meinungen gefunden, dass diese sogar positiv seien.

    Weil sie zum einen Zeigerpflanzen für saubere Luft wären und zum anderen weil die von Flechten besiedelten Stellen vor anderen, weniger harmlosen Pilzen und Bakterien geschützt seien.

     
    Ehrlich gesagt: das nervt mich jetzt schon etwas. Muss denn alles immer gepützelt und klinisch rein sein? Das ist Natur und nochmals: Flechten schaden dem Baum nichts, auch dann nicht, wenn ein Vogel nach Insekten sucht und pickt.

    Genau, @Apfel-Freund , du kannst die Flechten Flechten sein lassen und dich an deren Farben und Vielfalt erfreuen.
     
    Da bin ich etwas anderer Meinung.
    Gerade bei jüngeren Bäumen, deren Blatt-/Blütenknospen von Flechten überwachsen sind, kann es zu Wachstumsstörungen kommen.
    Das ist mein Kenntnisstand, der sich auch mit meinen persönlichen Erfahrungen deckt.
    Ich führe darüber sogar Buch (man glaubt es kaum), um für jeden Baum seit nunmehr 36 Jahren einen eigenen Lebenslauf anzulegen.
    Ich wiederhole deshalb - starker Flechtenbewuchs kann zu Wachstumsstörungen führen.
     
    Sogar mit einer ausrangierten Zahnbürste (aber nur die von Dr. BEST...)
    Tipp: Am besten nach dem Regen oder nach dem Überbrausen, dann sind die Flechten richtig weich und lassen sich mühelos entfernen.
     
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