Hallo 001 und Mitleser,
nachdem schon ziemlich früh in diesem Thread auf meine Seiten zur Fassadenbegrünung verlinkt wurde, hab ich gedacht, ich könnte mich mal raushalten. Aber inzwischen halte ich ein paar grundsätzliche Erläuterungen doch für sinnvoll. Selbst diese geraten schnell zum "Roman", daher hier wirklich nur Grundsätzliches. Ich setze als bekannt voraus, wo bei ausreichendem Interesse weitere und detailliertere Informationen zu finden sind.
;-)
... auf deinem link steht auch, dass es die fassade beschädigt, wenn man kein klettergrüst montiert..
Noch viel "schlimmer" ;-)
Noch nicht einmal "die beste Kletterhilfe" hindert eine selbstklimmende Kletterpflanze an der Anwendung ihrer über lange Zeit optimierten Kletterstrategie. Sowohl Haftwurzelketterer als auch Haftscheibenranker (sowie exotischere Kletterpflanzen, die mit anderen Rankentypen oder Luftwurzeln ebenfalls Flächen erklettern) werden sich immer einer größeren Fläche zuwenden und versuchen, daran Halt zu finden. Dies lässt sich nur durch menschlichen Eingriff zuverlässig verhindern, macht aber jedes Jahr während der Vegetationsperiode sehr regelmäßige gründlichste Leit- und/oder Schnittmaßnahmen erforderlich. (Häufigkeit und Dauer abhängig von Wuchsstärke, Breite und -vor allem - Höhe und Wandabstand der Kletterhilfe. Z.B. eine etablierte Campsis radicans (3 Jahre oder älter) in 20 cm Wandabstand benötigt während der Wachstumsphase i.d.R. nur etwa 3 Tage um an zahlreichen neuen Trieben Haftwurzeln auf der Wand zu bilden. Es ist so gut wie aussichtslos, bzw. fast ein Fulltimejob, die Bildung von Haftorganen auf einer Wand hinter einem großflächig befestigten Selbstklimmer zu unterbinden. In der Praxis sehe ich dies schon bei >5 m² Bewuchsausbreitung als nicht realisierbar an.
.....ist dann auch nicht die richtige pflanze - ausserdem möchte ich die westseite bepflanzen - also den ganzen sommer über direkte sonneneinstrahlug!.
Wenn sie denn mal nachmittgas scheint..... Meistens ist in unseren Breiten die Westseite wind- und regenexponiert. Jede Fassadenbegrünung verbessert unter dieser Voraussetzung das Raumklima im Sommer - hier besonders attraktiv, wenn Schlafräume hinter der Westfassade liegen. Ein immergrüner Fassadenbewuchs stellt einen ganzjährig funktionierenden Schlagregen- und UV-Schutz dar (laubabwerfend nur im Sommer) und reduziert den Wärmeabfluss im Winter. Beide Begrünungsvarianten (immergrün und Laubabwerfend) verlängern die Renovierungsintervalle einer Fassade - bei Efeu unterstellt man aufgrund des ganzjährigen Schutzes eine Vervierfachung der Haltbarkeit von Anstrichen und Putzen (die allerdings dazu "efeutauglich" sein müssen). Geht man in Stadtluft von einer Fälligkeit der Neubeschichtung einer Putzfassade alle sieben Jahre aus, so kann man bei vollflächigem Efeubewuchs mindestens 25 bis (weit) > 30 Jahren Wartungsfreiheit der Fassade annehmen. Allerdings ist dieser Ersparnis der Aufwand für periodische Schnittmaßnahmen (i.d.R. 1 x jährlich, ggf. häufiger) am Efeu und der Mehraufwand für die irgendwann fällige Haftwurzelbbeseitigung gegenüber zu stellen.
Damit dürfte die Rechnung hinsichtlich des Fassadenerhaltes über etwa 30 Jahre cirka +/- 0 ausgehen und alle Kosten einer Efeubegrünung abdecken. Alle zusätzlichen Vorteile einer Fassadenbegrünung (inkl. jährlich einige Einheiten ersparter Klimatisierungs-/Heizkosten) gibt es also obendrein "gratis" dabei.
Allerdings ist die Höhe einer Energieeinsparung sehr abhängig von baulichen Voraussetzungen - je günstiger diese bereits sind, desto unerheblicher wird speziell der Aspekt Wärmeschutz.
Bei laubabwerfender Begrünung mit Gerüstkletterpflanzen stellt sich -speziell an West- und Nordfassaden -diese individuelle Kostenbilanz meist nicht ganz so günstig dar. Die winterliche Witterungs- und Wärmeschutzfunktion ist (erheblich) schlechter und die Installation einer Kletterhilfe stellt eine unverzichtbare und ggf. durchaus beachtliche Investition dar. Allerdings kann man für gutes Geld auch gute Kletterhilfen erwarten, deren Lebenserwartung der eines Wohnhauses entspricht. Bei guter Abstimmung von Dimensionen, Kletterhilfe, Befestigung und Bewuchs ist i.d.R (mal abgesehen von Wassertürmen und alten Kriegsbunkern) geringerer Pflegeaufwand als bei einem Efeubewuchs zu erwarten und eine Entfernung von Haftwurzeln entfällt. Renovierungsarbeiten (Neuanstriche) - hier im etwa verdoppelten Intervall - sind ggf. nach Rückschnitt ohne Demontage der Kletterhilfen möglich - erfordern also trotz Fassadenbegrünung ggf. nur geringen Mehraufwand.
Da u.U. eine Verschattung mit Efeu auf Südfassaden keine feststellbaren Vorteile hinsichtlich des Wärmeschutzes erbringt, bieten sich Kletterhilfen mit Gerüstkletterpflanzen insbesondere für gut besonnte Fassaden an.
Auch für Fassaden, auf denen kein selbstklimmender Bewuchs geduldet werden sollte (Schadensrisiken)oder ein solcher nicht zuverlässig funktioniert (Haftfähigkeit/Temperaturen) stellen sie die richtige Alternative dar.
Neben dem (potenziell) geringeren Pflegeaufwand bringt die die Verwendung von Gerüstkletterpflanzen eine vielzahl gestalterischer Möglichkeiten mit sich - sowohl über die Pflanzenauswahl als auch über die Kletterhilfe, die einerseits die Form der Begrünung wesentlich beeinflusst, andererseits im Winterhalbjahr die Struktur der Begrünung sichtbar unterstützt.
Selbst diese Vor- und Nachteile lassen sich insgesamt bestenfalls im Einzelfall konkret geldwert ermitteln aber tendenziell stellt jede durchdacht konzipierte und qualitativ angemessen ausgeführte und unterhaltene Fassadenbegrünung für ihren Eigentümer (und andere) einen Gewinn dar. Dieser wird durch ökologische, und ggf. stadtklimatische und evtl auch in gewissem Sinne soziale Funktionen (Stichworte: Wohnumfeld, Identifikation - Vandalismus - Wohnwert) - also einen Gemeinnutzen - der ggf. auch wiederum zu einem "Imagegewinn" führt, ergänzt.
was hätte ich noch zur auswahl, was weder die fassade beschädigt (alos sich wieder entfernen lässt) noch ein Rankgitte benötigt?
Nichts !!! Esel, die Gold scheissen, sind schon selten, aber noch seltener sind welche, die dazu weder Futter noch Stellfläche brauchen....
..... nur möchte ich sichergehen, dass ich, falls mir der Bewuchs nicht mehr gefällt, diesen auch wieder wegmachen kann, ohne die ganze Seite neu zu malen. ....
Manchmal bindet man sich eben - sofern man kann - für länger... ;-)
Wie eine Beziehung geschieden wird, richtet sich auch hier nach den jeweiligen Verhältnissen - umsonst geht aber nicht....
Allgemein wird man Gerüstkletterpflanzen leichter los, als Selbstklimmer und bei geschickter Auswahl eines Nachfolgers kann dieser sogar die zurückgelassene Kletterhilfe "auftragen".
;-)
Grüße
TB