Da hab ich heute auch was schönes gelesen:
Kaum ein Wort wird in diesen Tagen mehr strapaziert, keine Nachrichtensendung kommt ohne diese Begriffe aus: Chaos und Katastrophe. Dabei drohen weder Krieg noch Hungersnot, es droht „Daisy“, und „Daisy“ heißt ein meteorologisches Tief, das an diesem Wochenende über uns hinwegfegt.
Schon in den Morgenmagazinen erfahren wir, wo heute „die Katastrophe am größten“ sein wird, schließlich fällt 20 Zentimeter Schnee und begräbt das Land unter einer dicken Decke. 20 Zentimeter mitten im Winter, das reicht für manche Kommentatoren schon für den Weltuntergang. Ja, sind wir denn verrückt geworden? Haben wir denn keinen Kalender an der Wand, der diese Jahreszeit eindeutig als Winter ausweist?! Erst am 20. März, exakt 12.43 Uhr, beginnt der Frühling.
Jetzt ist das, was wir als Chaos beschreiben, total normal. Und harmlos, wenn man an den wirklichen Katastrophenwinter 1978/79 zurückdenkt, wo Teile Norddeutschlands tagelang unter meterhohen Schneeverwehungen von der Außenwelt abgeschnitten waren.
Eine Katastrophe ist es, dass wir auf diese Jahreszeit nicht vorbereitet sind, dass im Wohlstandsland Salzvorräte zur Neige gehen und die Bahn es nicht schafft, ihre Züge pünktlich rollen zu lassen. Wir planen eine deutsche Mond-Mission, aber ein paar Zentimeter Schnee lassen uns den Notstand ausrufen. Lächerlich!
Schlimm ist, wenn ältere Leute in ihren Wohnungen frieren, weil die Heizung nicht repariert wird, oder sie sich schämen, Sozialhilfe in Anspruch zu nehmen, wenn ihnen wegen hoher Schulden vom Vermieter oder dem Energieversorger der Strom abgestellt wird. Eine Katastrophe ist, wie wenig Unterstützung Ehrenamtliche wie die Berliner Stadtmission bekommen, die Hunderten von Obdachlosen in dieser kalten Jahreszeit Übernachtung und Essen bieten. Doch einen normalen Winter als Katastrophe zu bezeichnen – da muss es uns aber schon gut gehen, um hier gleich am ganz großen Rad zu drehen.
Genießen wir doch einfach die schönen Seiten dieser Jahreszeit, machen einen Spaziergang im Schnee und es uns zu Hause gemütlich. Gott sei Dank, dass es wechselnde Jahreszeiten gibt.
von Peter Hahne
Einen schönen Sonntag wünscht euch
Feli