Obst-/Gemuesepflanzen brauchen Nachtruhe? Ja/Nein?

[BioBalkon]

ich gehe seit einiger zeit schwanger mit der idee in meinem grossen keller eine aquaponics anlage zu bauen. die pflanzen werden demzufolge mit led's als lichtquelle versorgt. also ggfs 24/7/365.

frage: brauchen die pflanzen, wie in der natur ueblich, nachtruhe, also keine sonnenbestrahlung? finden bestimmte prozesse in der pflanze statt, bei welcher die besonnung stoeren wuerde? oder ist dies quatsch und man kann die pflanzen 24/7/365 mit licht versorgen?

24h lichtversorgung ist ja gleichbedeutend mit mind. 2-fache wachstumsgeschwindigkeit, oder ist dies eine milchmaedchenrechnung, die so nicht aufgeht?

 

[Supernovae]

Soweit ich mich an meinen Bio-Unterricht erinner, benötigen Pflanzen schon ein wenig Dunkelheit, da sie dort den für sie nicht benötigten Sauerstoff ausscheiden.

Ich glaube mit so einer "Hochleistungsfarm" wirst du einiges an Dünger verbraten und ich Zweifel auch ein bisschen am Geschmack der Früchte. UV-Strahlung ist für, z.B. Tomaten zur Geschmacksbildung wichtig...

 

[BioBalkon]

duenger liefern die fische, die benoetigte belichtung erfolgt mit led's, rot und blau
https://de.wikipedia.org/wiki/Aquaponik

 

[jalapa]

Den Fischen würde ich aber wenigstens eine Nachtruhe ohne Licht gönnen.

 

[Supernovae]

Ich hatte grundlegend an andere Pflanzen gedacht-sorry.

Was stellst du dir denn so ganz genau vor BioBalkon?

Welche Pflanzen, welche Tiere, welche Beleuchtung...
(Den Fischen würde ich auch ein bisschen "Nacht" gönnen, sonst werden die kaputt gehen...)

 

[BioBalkon]

mir geht es zz um die frage...brauchen pflanzen dunkelheit, um ggfs biochemische prozesse durchfuehren zu koennen, die diese bei aktiver lichteinstrahlung nicht beginnen koennen.

das internet ist voll von annahmen, jedoch finde ich keine beweise. die einen sagen 24/7 ist ok, manche meinen 18(20)/6(4) ist gut, andere schlagen 12/5/2/5 vor, also 12h licht, 5h off, 2h on, 5h off u.s.w.

 

[Pyromella]

Ja, Pflanzen brauchen Nachtruhe = Dunkelheit. Meine Tomatenjungpflanzen haben schon bei zu langer Beleuchtung Stresssymptome gezeigt. Mehr als 15 Stunden Beleuchtung wollten sie nicht. (Sie rollten die Blätter, wurden violett und stocken im Wachstum. )

 

[Sunfreak]

Vor Jahren war ich mal spät dran. Und dann hab ich auch so gerechnet: Dauerbeleuchtung und ich könnte die Zeit wieder reinholen.

Es kam zu solchen Symptomen:

Nachdem sie das Kunstlicht verlassen hatten, erholten sie sich und wuchsen anständig weiter. Ob die Überbelichtung tatsächlich die Ursache war, kann ich nicht zweifelsfrei sagen. Dazu hätte ich sie unter dem Kunstlicht belassen und einen Tagesrhytmus einführen müssen. Aber für mich persönlich als Fazit mache die Überbelichtung verantwortlich.

Mit den Biochemischen Prozessen kenne ich mich jetzt nicht näher aus. Aber mir fällt ein Beispiel ein: Wenn Tomaten im Frühjahr zu Jungpflanzen heranwachsen und dabei guten Wuchsfaktoren ausgesetzt sind, kann es zu einem Überschuss an Kohlenhydraten / Assimilate kommen. Bedingt dadurch dass die Jungpflanzen noch keine Früchte haben. Die Folge: Blätter rollen sich schneckenhausartig zusammen. Bei Nacht kann sich das Blattrollen wieder normalisieren. Weil: Kohlenhydrate in der Nacht zu CO2 veratmet werden. Und das wäre ein Beispiel für einen Prozess, der in der Nacht abläuft. Insofern denke ich schon, dass Nachtruhe für die Pflanzen wichtig ist.

Im letzten Abschnitt hier...

http://www.kuebelpflanzeninfo.de/pflege/licht.htm

... steht ganz grob was zur Nachtruhe bei Pflanzen.

Grüßle, Michi

 

[Supernovae]

mir geht es zz um die frage...brauchen pflanzen dunkelheit, um ggfs biochemische prozesse durchfuehren zu koennen, die diese bei aktiver lichteinstrahlung nicht beginnen koennen.

Prinzipiell hatte ich das ja schon in meinem ersten Beitrag geschrieben.
Es kommt aber auf die Pflanze an (deshalb fragte ich nach!)

Es gibt Pflanzen die die Dunkelheit brauchen um die Assimilate durch die Spaltöffnungen los zu werden und es gibt auch Pflanzen die Photosynthese und Atmung gleichzeitig (auch unter Licht) durchführen (CAM-Pflanzen ist hier das Stichwort!)

 

[BioBalkon]

Im letzten Abschnitt hier...

http://www.kuebelpflanzeninfo.de/pflege/licht.htm

interessante infos. also, manche pflanzen brauchen 12h, andere 3h-6h dunkelheit. nun muss man nur noch eine tabelle mit obst-/gemuesepflanzen finden, die dieses auflistet.

zusatzfrage:
wird zw. indirektem tageslicht und direkter sonneneinstrahlung unterschieden?

 

[Luna1]

Ja, Pflanzen brauchen die Dunkelheit!

Es gibt sogar Pflanzentypen, die NUR nachts in der Dunkelheit CO2 in ihre Zellen lassen, es in anderer Form "zwischenspeichern" und dann tagsüber verstoffwechseln. Das ermöglicht, dass sie ihre Schließzellen am Tag geschlossen halten können und so weniger wasser verdunsten.Wenn ich mich richtig erinnere gehört zb Mais auch da dazu und noch einige andere.

Vereinfacht kann man sagen, dass tagsüber Licht und Wasser zu Energie und Sauerstoff verarbeitet wird. Nachts Wird Co2 mit Hilfe von Energie zu Glucose. Also Wachstum. Das ist jetzt stark vereinfacht undes gibt mehrere Pflanzentypen, die das ein wenig anders praktizieren.

Wen das interessiert, nach Photosynthese und Dunkelreaktion googeln.

Also gerade auch im Dunkeln passieren lebenswichtige Stoffwechselvorgänge und man kann def. NICHT auf eine Nachtruhe verzichten. Mehr Beleuchtungsstunden ist nicht gleich mehr Wachstum oder Ertrag.

 

[BioBalkon]

ok. nun stellt sich nur noch die frage, wieviel dunkelheit/nachtruhe braucht eine pflanze (mindestens). 4h, 6h, 8h, ...

 

[Scarlet]

einfach mal die Natur nachahmen.... sind meist so 8-12 Stunden, wo es dunkel bzw. dämmrig ist.

 

[Pyromella]

Es gibt Langtag- und Kurztagpflanzen. Was genau welche Art braucht, kann ich dir nicht sagen. Mehr als meinen Erfahrungswert bei den Tomaten habe ich da noch nicht ausprobiert.

 

[BioBalkon]

einfach mal die Natur nachahmen.... sind meist so 8-12 Stunden, wo es dunkel bzw. dämmrig ist.

nun, ich will ja nicht die natur nachahmen, sondern den ertrag/wachstum steigern, kosten sparen...

bzgl. "meiner" aquaponikanlage im keller...wenn man kein licht braucht, kann man kosten sparen. bei optimaler lichteinstrahlung kann es zu einer frueheren ernte fuehren ggfs sogar 2 ernten, wo vorher nur eine moeglich war? u.s.w.

 

[Luna1]

Ich wäre mir das nicht so sicher. Durch die Evolution und Züchtung sind Pflanzen nunmal perfekt an gewisse Tageslängen angepasst. Viele brauchen auch eine veränderung der Tageslänge umzu fruchten, also eig alle, dieinKlimazonen mit Jahreszeiten wachsen.

Somit würde einekünstliche Verlängerung nur zu Stress führen. Ich würde mir also überlegen was ich anpflanzen will und dannschauen woher das kommt. Und dann genau diesen natürlichen Lichtzyklus nachbilden. Da bist du ehschon top dabei weil du zb keinen suboptimalen Boden hast oder Nachbars Tanne,die Schatten wirft usw...

Mehr ist nicht gleich besser.Es gilt das Optimum zu finden und da schlägt nichts die Natur.

 

[ralph12345]

Im Chiliforum hat mal einer ein paar Testreihen gemacht. deutlich längere Beleuchtung oder auch kürzere Zyklen, dafür 2x am Tag. Ergebnis: Brachte alles nichts. Das Optimum lag nahe dem, was die Natur liefert: etwa 12 Stunden Sonne am Tag.


Bei meinen Tomaten merke ich, dass die bei mehr als 14 Stunden die Blätter aus dem Licht drehen, die haben erkennbar genug. Mit dem Kunstlicht verlängere ich nicht unbedingt den Tag, ich simuliere nur einen langen Sommertag, den es hier oben im Norden im dunklen, kühlen März / April nicht gibt.

 

[jalapa]

@Biobalkon: Das Licht wird nicht der Kostenfaktor sein, sondern die Wasseraufbereitung. Ich habe neulich mal eine Fernsehdoku über Aquaponik gesehen, und dort wurde über eine sehr aufwändige Wasseraufbereitung und Filterung gesprochen, bevor das Wasser wieder zu den Fischen zurückläuft. Dagegen werden die Stromkosten für die LEDs eher marginal ausfallen, um nicht zu sagen verschwindend gering.

Ich habe mich in letzter Zeit ziemlich intensiv mit Hydroponik beschäftigt, da ich für meine Balkontomis ein Ebbe-Flut-System aufbauen werde. Ich würde mir an Deiner Stelle überlegen,mineralisch statt mit den Ausscheidungen der Fische zu düngen, da Du einen bestimmten (relativ sauren) pH-Wert brauchst, damit die Pflanzen die Nährstoffe aufnehmen können. Hydropflanzen sind da ganz anders als Pflanzen in Erde. Sie benötigen einen pH-Wert von 5.6, um Nährstoffe aus dem Wasser aufzunehmen. Das werden die Fische nicht lange überleben.