Hallo Billa,
klinke mich mal hier ein. Vorab: Meine Meinung! Aber viele Wege führen nach Nashiland.
Ich nenne eine TsuLi, Halbstamm und halbstark (7 Jahre, die Göre) mein Eigen. Von allen Obstbäumen, welche ich besitze, zeigt sie die geringste Wuchsfreude, gefolgt von Alexander Lucas. Der Verwandtschaftsgrad lässt sich halt nicht leugnen. Aber beide haben auch wahnsinnig aromatische, saftige Früchte, also die paar wenigen. Aber ich bin eh nicht auf Biegen und Brechen auf Ertrag getrimmt. Meine Frau dankt es mir. Und ja, auch ich habe Kalkboden (aber dafür Weine, mhh...)
....Geschnitten werden muss....
Der erste Schritt!
....Eher später im Herbst, ne?....
Nö!
Ich weiß, ich weiß "...man kann das ganze Jahr über schneiden...", die Lehren des Arthur Pekrun, Ende des 17. Jahrhunderts. Man mag darüber vergessen, dass eben zu seiner Zeit es in Mode war, Obst in allen erdenklichen Schnittformen als Skulpturen anzubauen, nur nicht in seiner urtypischen, einfachen Baumform. Natürlich war man da regelrecht gezwungen, Tag ein, Tag aus zu schnippeln, sonst wurde allzu schnell aus einer "Sonne mit 2 Ringen und 9 Strahlen", einer "Lyra mit Buchstaben", dem "Das sächsische Wappen" oder der berühmten "Becherform(Vase) eine schnöde Verrier-Palmette. Und, mal ehrlich, wer wollte das schon.
Nichts desto trotz hat A. Pekrun sehr detailliert seine Schnitterkenntnisse weitergegeben und ich kann ihn nur empfehlen. Die Detailkenntnis, die Reaktion auf einen Schnitt, das ist es was man wissen muss, egal welche Schnittform man anstrebt. Man sollte immer vorab wissen, wie der Baum reagiert. Noch weiter Vorrausschauend als wie im Weinbau, und da denkt jeder gute Winzer ja auch schon immer an das übernächste Jahr.
Arthur Pekrun "Rationeller Schnitt aller Obstbaumformen, Pfirsichschnitt und Weinschnitt" Prädikat empfehlenswert . Man sollte es, jeder für sich, lediglich auf die heutige Zeit adaptieren.
Gottchen, jetzt bin aber abgeschweift, färbt ab. Wie war die Frage?
.Eher später im Herbst, ne?...
Ah jaa. Wer mich kennt, weiß dass ich eigentlich den Winterschnitt favorisiere. Eigentlich, weil ich sehr gern Tatsachen von Fachleuten wie unser Mark Rhoener55 annehme (meinem Pendant, der Sommerschnippler, sehr sehr Schade, dass auch er sich hier zurückgezogen hat), weil nicht jeder Obstbaum gleich zu behandeln ist und es auch schon bei der Wahl des Schnittzeitpunktes wichtig ist zu wissen , was will ich eigentlich erreichen.
Winterschnitt zum Ende der Vegetationsruhe, fördert das vegetative Wachstum (also Triebwachstum) und hemmt prozentual das generative Wachstum, also die Fruchtbarkeit. Perfekt für alle Neupflanzungen, zum Formieren und Aufbau eines ordentlichen Gerüstes. jedenfalls für jene, die ihre Bäume doch für längere Zeit einplanen. Weniger bis gar nicht für Steinobst geeignet, eventuell max. für die Formierung.
Sommerschnitt beruhigt die Bäume, er hemmt also das vegetative Wachstum und fördert das generative Wachstum. Wer also einen Baum sein Eigen nennt, der wie Bolle treibt - Sommerschnitt. Wer seine Bäume übers Teenager Alter hinaus hat und nur noch Bestandspflege will - Sommerschnitt. Sommerschnitt verlangt einem ein weng mehr ab, allein schon wegen dem Laub und man dadurch noch mehr Verständnis und eine weiter Sichtweite aufbringen sollte, aber er hat seine Berechtigung.
Sommerschnitt verstehe ich bis E Juli, max.. Ich schneide mittlerweile 50% im Sommer. Pfirsich, Aprikose und Kirsche prinzipiell während der Blüte (und das muss man erst mal übers Herz bringen).
Aus meiner Sicht werden die meisten Obstbäume ähnlich beschnitten...
Nun, ähnlich vielleicht, aber da ist auch schon alles. Denn in erster Linie geht es um die Förderung der Fruchtbarkeit des Baumes, welche wiederum durch die Förderung des Fruchtholzes beeinflusst wird. Und da jede Obstsorte Art spezifisch fruchtet, sollte auch Art spezifisch geschnitten werden. Natürlich sind die einzelnen Grundlagen gleich.
So, sobald es wieder Plusgrade gibt, rück ich meiner Nashi mit der großen Schere zuleibe.
Nun, ein Scherchen sollte reichen. Ein scharfes setze ich mal voraus. Man muss nie dicker als Daumendick schneiden (also mein Daumen, Mannsdick), bei richtiger Pflege. Auch nicht (oder besser gerade dann nicht) im hohen Alter (des Baumes!)
Vielleicht ist es Dir ja möglich, ein aktuelles, scharfes Foto zu machen. Wo man den ganzen Baum sieht (ohne viel Schnickschnack drum rum), aber auch so schön auflösend, dass ich schön ran Zoomen könnte. Die Veredlungsstelle wäre auch wichtig zu erkennen/sehen. So, dass man schön die Schnitte platzieren kann. Ob Dir dann mein Vorschlag gefallen wird, who knows!