Magnolie zu groß

[EdVonSchleck]

Liebe (schnittfreudige) Gartenfreunde,

in unserem Garten steht eine Magnolie, die jetzt schon 20 oder 30 Jahre auf dem Buckel hat. An sich eine schöne und gesunde Pflanze. Leider hatten die Vorbesitzer nie den Mut sie mal zu schneiden. Jetzt ist sie innerhalb des eher kleinen Gartens so dominant geworden, dass es nicht mehr anders geht.

Ich möchte sie daher ziemlich radikal schneiden. Nach dem Schnitt soll sie an der höchsten Stelle 3 Meter nicht viel überschreiten. So hoch komme ich gerade noch mit einer Klappleiter. In der Höhe sind die Äste aber auch schon häufig armdick und es gibt noch keine Blätter. Daher frage ich mich, ob Sie so weit unten überhaupt noch austreiben wird? Manche Pflanzen treiben ja unter einer gewissen Höhe nicht mehr aus.

Dass man sie wegen des im Frühjahr hohen Saftdrucks eher im Spätsommer schneidet habe ich schon gelesen. Hat schon mal jemand eine große Magnolie stark herunter geschnitten? Was passiert?

Viele Grüße,

Thomas

 

[Galileo]

@EdVonSchleck auch wenn Du zum richtigen Zeitpunkt, im July schneidest, so wird diese Kronenkappung eine Katastrophe.
An den Kappstellen werden sich die Austriebe wie Hexenbesen bilden und es wird nicht nur Jahre, sondern auch Erfahrung brauchen, um wieder eine ansehnliche Krone aufzubauen.

Was ist denn aus Deinen Obstbäumen geworden?

 

[EdVonSchleck]

oh, da hat einer aufgepasst

Habe gerade mal ein Bild gemacht und es im damaligen Thread gepostet. Die Apfelbäume haben es gut weggesteckt. Aber das sind keine Magnolien. Die letztere steht auch auf einem anderen Grundstück.

 

[Linserich]

Ich stimme @Galileo zu. Magnolien kann man zwar durchaus kappen, soviel ist weiss, aber sie werden dann nie mehr so schön wie sie vor dem Schnitt sind.

Wenn überhaupt, würd ich einen dezenten Schnitt machen, den du durchaus auch in der Höhe und Breite reduzieren kannst. Dann aber am besten mit einem Sommerschnitt, sonst hast du wie bei den Apfelbäumen viele Wasserschosser.

 

[Rosabelverde]

Jetzt ist sie innerhalb des eher kleinen Gartens so dominant geworden, dass es nicht mehr anders geht.

Es geht immer anders.

Ja, ist schon etwas ein Monster, aber ein so wunderschönes, dass ich es nicht übers Herz brächte, ihr was anzutun.
Macht sie zuviel Schatten oder was ist das Problem? (Aus mir spricht der Neid, ich geb's zu.)

 

[EdVonSchleck]

Genau das war das Problem der Vorbesitzer. Sieht eigentlich hübsch aus und auf dem Bild blüht sie ja nicht mal. Warum sollte man schneiden?

Theoretisch könnte man sie einfach lassen, aber die bleibt ja nicht so. Jedes Jahr wird sie noch dominanter, fällt noch mehr Laub auf den Wintergarten, werden die Innenräume noch dunkler und das zugewachsene Haus noch etwas gruseliger

Mein Rat an passive Gartenfreunde: Wer seine Pflanzen liebt, sollte sich zu einem gelegentlichen Formschnitt durchringen. Im Fall dieser Magnolie ist es scheinbar eher schon zu spät.

Hier nochmal ein Bild von Innen, bin gerade nicht vor Ort. Wenn man drinnen steht fragt man sich, wo man die Kuppe abschneiden könnte. Die ersten Meter sind nur diese dicken Äste. Das wird in jedem Fall kahl.

 

[00Moni00]

Die Magnolie steht an einem sehr schönen Platz, ich würde die von einem Fachmann etwas in Form schneiden lassen nicht selber herum schneiden...

 

[Galileo]

Ed, wenn es nur die Optionen gibt

• in dunklen Innenräumen "zu hausen"
• Magnolie fällen
• oder radikaler Rückschnitt

versuche Ich mal zu helfen:

1. Teile den notwendigen Schnitt in 3 bis 4 Aktionen ein (vor Ort könnte Ich das besser beurteilen)
2. Entferne als Erstes Äste im obersten Kronenbereich, so 3 - 4 m, bzw. ist der Baum jetzt 10 m hoch, dann auf 7 m reduzieren.
3. Achte unbedingt darauf, keine Stummel oder gekappte Äste stehen zu lassen!
4. Immer ganze Äste abschneiden, bzw. den Schnitt auf den nächsten Seitenast ableiten.
5. Stelle hier ein Foto im Herbst/Winter vom unbelaubten Zustand ein.
6. Dann kann der nächste Schnitt überdacht werden, eventuell gibt es schon neue Austriebe, die tief genug liegen, um für den neuen Kronenaufbau berücksichtigt zu werden.
7. July 2023 um weitere 3m Höhe reduzieren
8. ...das sehen wir noch

 

[Hermine]

So würde ich das auch machen: In Etappen zurück schneiden! Jedes Jahr einige Äste am Grund wegschneiden.
Wir haben auch so ein Monster und das muß auch jedes Jahr Äste lassen. Das steckt sie gut weg, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass man sie total runter schneiden kann.

 

[Galileo]

@EdVonSchleck
Danke, dass ich antworten durfte

 

[Supernovae]

Ja, so ist das mit den Tipps, @Galileo
Lass es dir nicht madig machen weil user nicht antworten.
Deine Ratschläge lese ich immer gerne und sie sind, soweit ich das als Laie beurteilen kann, immer kompetent!
Dankeschön!

Wenn das mein Garten wäre würde ich mich zunächst um den Wildwuchs unter der Magnolie kümmern.
Was mir persönlich aber noch mehr Bauchschmerzen machen würde, ist die Feige (?) die in der Ecke an der Hauswand wächst

 

[Linserich]

Was mir persönlich aber noch mehr Bauchschmerzen machen würde, ist die Feige (?) die in der Ecke an der Hauswand wächst

In der Tat, die könnte etwas üppiger sein. Vermutlich ist ihr zu trocken an dem Standort. Ich habe gelernt, dass Feigen gerne einen schattigen, nicht zu trockenen Fuss mögen.

 

[Platero]

Ich habe gelernt, dass Feigen gerne einen schattigen, nicht zu trockenen Fuss mögen.

Hätte ich bis gestern auch so gesagt …… bei einer Radtour an der Costa-Brava entdeckte ich eine ziemlich große Feige, die aus dem Mauerwerk eines Kirchturms spross. Schattig am Fuß mag es gewesen sein, aber von was die dort lebte, war mir ein Rätsel. Während meine Topffeige schon meckert, wenn ich einen Tag nicht gieße, wuchs die dort in praller Sonne, ohne welk zu wirken. Foto habe ich leider keins gemacht, war zu sehr damit beschäftigt, mir aus dem Brunnen Wasser über den Kopf zu giessen. Den eigenen, nicht den der Feige,

 

[Linserich]

Oft haben alte Mauern eine Zwischenverfüllung, davon dürfte deine erwähnte Feige wohl leben. Mager ist es dennoch und so ist diese Feige eine echte Lebenskünstlerin!

 

[Galileo]

Die Feige, als Herzwurzler, hat ein äusserst anpassungsfähiges Wurzelsystem.
Mir waren Wurzeltiefen zum Grundwasser über 12 m bekannt, doch meine "Sicherheits-Recherche" förderte Erstaunliches hervor:

Die tiefste Wurzel der Welt

Der Feigenbaum in Südafrika besitzt die am tiefsten wachsende Wurzel aller Pflanzen - Absoluter Rekord in der Pflanzenwelt.

www.forschung-und-wissen.de

 

[wilde Gärtnerin]

Schräg gegenüber unseres Gartens steht so eine wunderschöne Magnolie.
Drei Hauptäste von ihr wurden 2013 durch einen lokalen Tornado, der hier schrecklich hauste, abgebrochen und dann vom Fachmann geschnitten.
So schnell wie die in den letzten Jahren zugelegt hat, hab ich noch nie eine Magnolie wachsen sehen.

"Mein Rat an passive Gartenfreunde: Wer seine Pflanzen liebt, sollte sich zu einem gelegentlichen Formschnitt durchringen. Im Fall dieser Magnolie ist es scheinbar eher schon zu spät."

Mein Rat an Gartenfreunde: Wer seine Pflanzen liebt, sollte sich solche aussuchen, die nicht durch Formschnitt in die eigenen Vorstellungen gezwungen werden.
O.K. ihr habt die Magnolie geerbt, aber so ein Rat ist einfach nur................:-(

 

[Galileo]

Nach 40 Jahren bewusste Erfahrung mit Bäumen, Gärten und Menschen habe ich festgestellt,

Fast alle lieben Bäume, auch große

• solange diese nicht auf dem eigenen Grundstück stehen
• nicht das Sonnenlicht wegnehmen
• keinen "Dreck" oder andere Probleme machen

 

[Galileo]

Finde meinen Beitrag #17 nicht zum Lachen.
Beim beobachteten "Kampf für Bäume" habe Ich ein weit verbreitetes "Pharisäertum" ausgemacht.

 

[wilde Gärtnerin]

War doch nicht ein "Lachen" - sondern die Verzweiflung über den Umgang mit Bäumen und Büschen.

 

[Supernovae]

In der Tat, die könnte etwas üppiger sein.

Nee, so meine ich das nicht...
Ich vermute, dass sie Fuß zwischen dem Mauerwerk und den Terassensteinen gefasst hat (ich kann mich aber auch irren, das Foto ist in diesem Bereich sehr unscharf.)

 

[EdVonSchleck]

Liebe Baumfreunde,

danke für die Tipps. Ich möchte gern mal rückmelden, was aus der Magnolie geworden ist. Wirklich sagen wird man das wohl erst in ein paar Jahren können, wenn sie sich vom Schnitt erholt hat.

Den Rückschnitt habe ich im vergangenen Spätsommer vorgenommen. Dabei haben mir Eure Tipps Mut gemacht das Thema überhaupt anzugehen. Am ehesten umsetzen ließ sich der Hinweis von Teilnehmer Galileo, den Wuchs nach außen abzuleiten. Von der Seite sieht die Magnolie in Anbetracht des radikalen Schnitte immer noch einigermaßen grün aus. Das Dilemma blieb allerdings: Die Höhe der Pflanze war schon sehr weit weg von dem, was ich gern hätte. Der Großteil der Blätter verzweigt sich in luftiger Höhe von 4-6 Metern. Kürzt man die Pflanze, fällt auch ein großer Teil der Krone weg.

Interessant wird, wie sich die Pflanze dieses Frühjahr erholt, wo Hexenbesen entstehen etc. Versuche am Ball zu bleiben. Vorerst mal ein Zwischenstand. Meine Erfahrung ist, dass frisch geschnittene Bäume selten sofort eine Bella Figura machen. Nach ein paar Jahren zahlt es sich schon eher aus.

Die Magnolie mag gelitten haben, aber Terrasse, Rasen, Wintergarten, alles ist wieder viel lichter und freundlicher. Trotzdem ist der Platz nicht gleich ganz kahl. In diesem Sinn hat sich der Schnitt für mich also gelohnt - ganz neues Lebensgefühl im Garten.

 

[Galileo]

Ich finde, dass es Dir sehr gut gelungen ist.
Fotos im unbelaubten Zustand, aus dieser Sicht und einer zweiten, wären sehr interessant

 

[jola]

Gefällt mir gut, jetzt nach dem Schnitt. Ich glaube, ich trau mich dann bei meiner Sternmagnolie auch mal.

 

[EdVonSchleck]

Fotos im unbelaubten Zustand, aus dieser Sicht und einer zweiten, wären sehr interessant

so siehts kahl aus...

 

[Schwarze Katze]

Die Magnolie steht an einem sehr schönen Platz, ich würde die von einem Fachmann etwas in Form schneiden lassen nicht selber herum schneiden...

Genau. Nicht unsachgemäss herum schnippen. Lass den Fachmann ran, wenn es denn sein muss.

 

[Galileo]

so siehts kahl aus...

Das sieht doch schon recht gut aus
Aber ganz wichtig – die Aststummel solltest Du unbedingt wegschneiden*** – meistens können sie nicht von neuer Rinde überwallt werden und faulen dann zurück – siehe Beispiel an Flieder

Rechts der schmale weiße Viertelring ist noch lebendes Holz.
***Der Schnitt sollte mit dem nächst abgehenden Ast fluchten

 

[EdVonSchleck]

Wenn ich wieder vor Ort bin schaue ich die Aststummeln nochmal an. Der fluchtende Schnitt rechts hat auch den Vorteil vertikal zu verkaufen. Da bildet sich weniger Fäule.

Es gibt auch noch 2-3 ziemlich dicke Wasserschösser die von unten direkt aus der Mitte heraus kommen und keine Zweige haben. Von denen verspreche ich mir wenig. Trotzdem will ich sehen, ob sich da im Frühjahr nochmal was tut. Sie hätten das Potenzial den inneren Teil etwas zu füllen. Wegschneiden geht schneller als dranwachsen.

 

[Galileo]

Der fluchtende Schnitt rechts hat auch den Vorteil vertikal zu verkaufen. Da bildet sich weniger Fäule.

Die Priorität ist immer beim fluchtenden Schnitt, vertikal ist nicht so wichtig.
Wasser läuft immer ab, sofern die Schnittfläche nicht waagrecht ist. Falls doch, mit einer Regenhaube schützen.

Wasserschosse kann ich leider auf dem (unmarkierten) Foto nicht ausmachen.
Wenn Du in geeigneter Höhe jetzt die Spitze kappst, verzweigen sich die Wasserschosse entsprechend darunter.

Ob dies für Deinen Kronenaufbau Sinn macht, musst Du vor Ort entscheiden.

Du kannst sie auch jetzt entfernen und darauf setzen, dass weiter oben, an den alten Ästen der Neuaustrieb erfolgt.