Heißt das also, ich kann meine Zöglinge ruhig etwas tiefer in die Erde setzen. Die ersten 30cm die Blätter abmachen und richtig tief einbuddeln? Denn die unteren Blätter sind eh das erste, was wegkommt. Und mehr Wurzeln (die ja dann aus dem "Stamm" treiben) können ja nie schaden ....
Es kommt ja immer auf den Einzelfall drauf an. Immer wieder lese oder höre von Aussagen wie
Tomaten muss man immer tief einbuddeln, damit sie viele Wurzeln bekommen. Das ist schwammig formuliert.
Ganz dämlich wäre es wenn man jetzt 'ne rund um gesunde Jungpflanze hätte und die pflanzen möchte. Und gemäß der Aussage dann die unteren Blätter abmacht, damit möglichst viel Stiel unter die Erde kommt. Riesen Fehler! Dann nämlich hätte man den ähnlichen Fall wie hier mit dem Sonnenbrand, wie Ralph ja schreibt, ich zitiers nochmal:
Die Pflanze übersteht das, Tomaten bringt so schnell nichts um. Aber es wirft einen um Wochen zurück, wenn bei einer kleinen Pflanze ein Grossteil der Blätter abstirbt...
jetzt in dem Fall halt entfernt hat...
Ich würd mir eher den Leitsatz auf die Stirn schreiben:
Die Blätter sind der Motor der Pflanze! Mit ihnen betreibt die Pflanze Photosynthese, man sollte sie nicht ohne weiteres entfernen!
Ob man die Pflanze jetzt normal einpflanzt oder tiefer einpflanzt, sodass ein Teil des Stängels unter der Erde liegt ist für die Pflanze eigentlich Jacke wie Hose. Befindet sich Stängel unter der Erde wird die Pflanze am Stiel sog. Adventivwurzeln machen. Ja. Aber das kann sie auch genauso gut über ihr reguläres Wurzelsystem. Im Endeffekt wird es wohl auf die gleiche Wurzelmasse hinaus laufen, so oder so.
Wenn man von einer puddelwohlen Jungpflanze absieht gibt es Szenarios bei denen es sinnvoll sein kann Stängel unter die Erde zu bringen, also das sog. "tieferlegen von Tomaten". Beispiele:
Du hast 'ne Jungpflanze, die etwas Lichtmangel gelitten hat. Zunächst ist der Stängel dünn und lang gewachsen. Dann aber als es Frühjahr wurde, sagen wir so ab Anfang April hast du sie tagsüber rausgestellt. Dort haben sie Sonne satt getankt. Ab da an wächst der Stängel dick und kurz. Ein dicker Stängel ist natürlich immer besser. Solche Pflanzen werden produktiver sein und nicht so schnell Wassermangel leiden oder über Blütenendfäule klagen, weil sich durch die Leiterbahnen der Pflanzensaft mit Wasser und Nährstoffen besser in größeren Mengen transportieren lässt. Hast du also 'ne Pflanze die unten dünn und oben dick vom Stängel ist wirst du 'nen sog. Flaschenhals haben. Gelöst werden kann das Problem, wenn du den dünnen Teil der Pflanze unter die Erde bringst. Daran werden sich dann Adventivwurzeln bilden und das Flaschenhalsproblem hebt sich auf. Außerdem sorgt es für eine bessere Standfestigkeit der Pflanze.
Anderes Beispiel: Du hast 'ne Jungpflanze, die nicht optimal mit Nährstoffen versorgt war. Sie hat Stickstoffmangel. Zeigt sich daran, dass die älteren Blätter gelb werden. In diesem Fall ist der Mangel schon fortgeschritten, es sind schon einige Blätter abgefallen. Dann bietet es sich an die gelben Blätter vollens ab zu machen und soweit tief zu pflanzen, bis der kahle Teil der Pflanze unter der Erde verschwunden ist. Übrig bleibt 'ne schöne Jungpflanze. Nennt sich die sog. "Schönheitsoperationen bei Tomaten". :grins:
Okay, soviel für den Moment. Das Tieferlegen von Tomaten ist so 'n Mythos, alle schwören drauf und viele denken garnicht darüber nach. Ich würde nie einer gesunden Jungpflanze ihre wertvollen gesunden Blätter berauben. Tieferlegen nur soweit sie es zulässt. Nützlich bei untenrum verkahlten Pflanzen (Nährstoffmangel, Sonnenbrand, ...) zu Schönheitszwecken und effektiv bei vergeilten bzw. lichtarm angezogenen Pflanzen.
Sollte wie in diesem Fall Sonnenbrand oder Nährstoffmangel zum Verkahlen untenrum führen, wenn sie bereits ausgepflanzt sind, würd ich lieber mit dem Schönheitsfehler leben, als sie wieder auszubuddeln und wieder tief neu zu pflanzen. Das wäre nur Stress für die Pflanzen! Nicht gut, wenn sie ohnehin schon gestresst und geschwächt sind!
Grüßle, Michi